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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Stimme klang ganz ruhig, weshalb der Hauptmann eine plötzliche Zuneigung zu dem Jäger verspürte. »Ich glaube, da ist noch ein Zweiter.« Er spuckte aus. »Das ist meine Schuld.«
    »Ist das unser Mordbiest?«, fragte der Hauptmann. Er war recht stolz auf seinen beiläufigen Tonfall. Wenn er nun stürbe, dann würde er es wie ein Edelmann tun. Und das gefiel ihm.
    Gelfred war ebenfalls ein tapferer Mann. »Der oben auf dem Kamm, der ist das Mordbiest«, sagte er. »Bei den Wunden Christi, Hauptmann, was sind das für Geschöpfe?«
    Er ritt den Pfad entlang nach Westen. Dabei kam er an Gelfred vorbei, der sich so dicht hinter ihn setzte, dass der Hauptmann die Wärme seines Pferdes spürte. Sie ritten den steilen Hang hinunter zum Fluss, und nun konnte er die Felsblöcke nicht mehr sehen, aber er hörte Bewegungen – krachende Bewegungen.
    Sein Pferd setzte in einem weiten Sprung über den Fluss. Er spürte den Schrecken des Tieres.
    Und er spürte seinen eigenen Schrecken.
    Er ritt fünf Ellen weiter, dann verlangsamte er sein Pferd durch die schiere Willenskraft und einen leichten Kniedruck zu einem langsamen Trott. Das Tier wollte davonpreschen. Zehn Ellen. Er hörte, wie Gelfred sein Pferd platschend durch das Wasser lenkte, anstatt mit einem großen Satz darüber zu springen. Der Hauptmann wendete sein Pferd, doch es wollte sich nicht umdrehen.
    Er trieb ihm die Sporen in die rechte Flanke.
    Nun drehte es sich doch um.
    Gelfreds Augen waren genauso groß wie die seines Reittieres.
    »Hinter dir«, sagte der Hauptmann.
    Er beobachtete den Pfad, auf dem sie gekommen waren, setzte sein Pferd einige Schritt zurück und schätzte die Entfernung.
    »Ich steige jetzt ab«, sagte Gelfred.
    »Sei still.« Der Hauptmann kämpfte darum, sich so weit in den Griff zu bekommen, dass er den Raum in seinem Kopf betreten konnte. Er schloss die Augen – zwang sie, sich zu schließen, während er die berstenden Geräusche vom Hügelkamm im Osten hörte.
    Prudentia?
    Sie stand in der Mitte des Raumes, hatte die Augen weit aufgerissen, und er rannte auf sie zu, ergriff ihre ausgestreckte Hand und wies damit über seine Schulter.
    »Katherine, Widder, Sokrates!«, rief er, rannte zur Tür, packte die Klinke und drehte den Schlüssel, während sich der Raum um ihn herum drehte.
    Das Schloss sprang mit einem Klicken auf, und die Tür flog ihm gegen das Bein, stieß ihn um, sodass er schwer auf dem marmornen Fußboden landete. Ein eisiger grüner Wind strömte herein, und auf der anderen Seite der Tür …
    Dort wurde die Tür von seiner Schulter gebremst, wo er hingefallen war, und der Wind trieb und drückte gegen ihn, während er die Tür ganz aufzudrücken versuchte.
    Er fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn die Tür wieder ins Schloss fiele.
    Er fragte sich, ob er in diesem kleinen, runden Raum sterben konnte.
    Er nahm an, dass dies der Fall sein konnte.
    Ich herrsche hier!, sagte er laut und winkelte das Knie unter sich an, als würde er mit einem großen Mann ringen. Er benutzte den Schlüssel als Hebel. Und drückte mit der Schulter gegen die Tür.
    Etliche Herzschläge lang war es so, als ob er einen Karren durch den Matsch schieben würde. Dann fühlte er ein winziges Nachgeben und Zurückweichen, und dieser kleine Sieg entzündete seine Macht wie das Feuer eines Quacksalbers. Dann drückte er die Tür zu, während sich das Gewebe seiner Macht wie ein gewaltiges Spinnennetz vor den Luftstrom legte .
    Das Pferd kämpfte gegen ihn an, und das Untier war den Abhang bereits zur Hälfte heruntergeprescht. Mit seiner Körpermasse zerbrach es die Äste zu beiden Seiten, während die krallenbewehrten Klauen Erdbrocken aus dem Boden rissen.
    Sein Geist scheute davor zurück, den Kopf des Wesens anzublicken.
    Er legte seine Lanze an und berechnete seinen Ausfall.
    Pferde sind komplizierte, zarte, zerbrechliche und manchmal auch sehr schwierige Tiere. Sein feines Reitpferd war an guten Tagen wagemutig und bisweilen auch nervös, aber dieses hier wirkte erschrocken und wollte offenbar nur noch fliehen.
    Gelfred schoss den Pfeil mit einem Klacken aus seiner Armbrust ab und erwischte das Wesen unter der Schnauze. Es kreischte auf und wurde langsamer.
    Noch dreißig Ellen. Die Länge des Turnierplatzes in der Burg seines Vaters. So war es genau richtig.
    Der Adversarius – der Hauptmann hatte zwar noch nie einen gesehen, musste aber annehmen, dass dies hier der legendäre Feind des Menschen war – machte immer längere Schritte,

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