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Der Rote Mond Von Kaikoura

Der Rote Mond Von Kaikoura

Titel: Der Rote Mond Von Kaikoura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Sonntagsanzug hatte; auf dem Schiff hatte er ihn nie getragen. Aber wie sie nun sehen konnte, hatte er ihn mitgenommen und wirkte in den Kleidungsstücken beinahe wie ein Stadtabgeordneter.
    »Ich hatte schon Angst, dass du bereits unterwegs bist«, entgegnete Lillian erleichtert und stellte dann den Korb auf dem Küchentisch ab. »Schau nur, ich habe Krabben bekommen.«
    Ihr Großvater warf einen Blick in den Korb und lächelte. »Das sind sehr gute Krabben. Verwunderlich, um diese Uhrzeit.«
    »Ich weiß, die Krabbenfischer sind schon in aller Frühe auf See.«
    »So ist es.« Georg legte den Kopf ein wenig schräg, als er sie betrachtete. »Hast du in der Stadt jemand Nettes getroffen?«
    »Wie meinst du?«
    »Ich meine, ob dir jemand vielleicht einen kleinen Tipp gegeben hat, wo man diese Krabben bekommt.«
    »Oh. Ja, ich habe ein Mädchen getroffen, oder besser gesagt, ich hatte vor, ihnen nachzugehen, aber dann haben sie mich bemerkt, und eine von ihnen wollte mich unter ihre Fittiche nehmen, wie sie es nannte. Wir sind ins Gespräch gekommen, und sie hat mir den Krabbenmarkt gezeigt.«
    »Das ist ja wirklich schön. Siehst du, ich wusste doch, dass du dich hier einleben würdest.«
    »Natürlich werde ich das, Großvater, wieso hast du gezweifelt?«
    »Nun, der Verlust von Adele … Ich habe mitbekommen, wie sehr dich das mitgenommen hat.«
    »Adele habe ich doch nicht verloren«, entgegnete Lillian tapfer, obwohl sie zugeben musste, dass er recht hatte. Ihre Freundin fehlte ihr mit jedem Tag mehr. »Ich schreibe ihr doch. Und irgendwann werden auch Briefe von ihr ankommen. Vielleicht wird sie uns eines Tages besuchen und ich sie.«
    Georg setzte einen zweifelnden Blick auf. Lillian ignorierte ihn allerdings und fuhr fröhlich fort: »Wenn du zurückkommst, habe ich die Krabben zubereitet, und dann will ich alles hören, was dir Mr Caldwells Mann zu sagen hat.« Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie es mit ihr und Adele weitergehen sollte und was sein würde, wenn doch kein Brief kam und ihre Freundschaft mittlerweile schon gar nicht mehr bestand. »Wenn du magst, kannst du ihn ja auch hierher einladen.«
    »In dieses Chaos? Nein, das heben wir uns für später auf.« Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Bis später, Lilly.«
    Ihr Kosename, den er schon seit einiger Zeit nicht mehr benutzt hatte, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht.
    »Bis später, Großvater.«
    Eigentlich war Georg kaum durch etwas aus der Ruhe zu bringen, doch während er sich der Hauptstraße näherte, fühlte er sich seltsam aufgeregt. Den ganzen Vormittag hatte er schon darüber nachgedacht, was Caldwells Assistent berichten würde. War das Baumaterial inzwischen eingetroffen? Und das Teleskop? Und wie würde es mit den Verhandlungen um das Land stehen?
    Als Georg schließlich auf den Sidewalk neben der Hauptstraße trat und sich unruhig nach jemandem umsah, der ebenso wie er auf der Suche sein könnte, wurden ihm die Hände feucht. Die Zweifel, die schon eine ganze Weile an ihm nagten, meldeten sich zurück. Was, wenn sie es nicht schafften? Wenn alles umsonst gewesen war?
    Sei nicht dumm, schalt er sich selbst. Du wirst es schaffen. Bisher ist noch alles, was du angepackt hast, gelungen.
    »Sind Sie Herr Ehrenfels?«
    Georg fuhr herum. Er hatte den jungen Mann nicht kommen gehört. Ebenso überraschend wie sein Aussehen war die Tatsache, dass er ihn auf Deutsch angesprochen hatte. Nicht besonders gut und stark akzentgefärbt, offenbar waren das die einzigen Worte, die er beherrschte, nachdem er sie sich tagelang eingeprägt hatte. Dennoch war es beachtlich, dass er es zumindest mit der Muttersprache des Fremden versuchte.
    Georg lächelte und nickte ihm zu, bevor er auf Englisch antwortete: »Ja, der bin ich.«
    Auf dem Gesicht des Mannes, der mit seiner goldenen Haut und seinen dichten schwarzen Locken sehr exotisch wirkte, zeigte sich Erleichterung.
    »Schön, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Henare Arana. Mr Caldwell hat mich freundlicherweise zu Ihrem persönlichen Assistenten bestimmt. Es ist mir eine Ehre, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    Ein Maori als Caldwells Assistent? Georg staunte nicht schlecht. Gleichzeitig nahm es ihn noch mehr für Caldwell ein. Ein Mann, der einen Maori als Assistenten hatte, konnte doch nicht verkehrt sein …
    Während Georg erwiderte, dass es ihn ebenfalls freue, ihn kennenzulernen, musterte er den Mann, der höchstens Mitte zwanzig war, genauer. Seine Herkunft war

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