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Der Rote Mond Von Kaikoura

Der Rote Mond Von Kaikoura

Titel: Der Rote Mond Von Kaikoura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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sogleich aufrichtete.
    »Mr Arana, das ist meine Enkeltochter Lillian. Lillian, das ist mein Gönner, Mr Caldwell, und hier haben wir seinen geschätzten Assistenten Mr Arana.«
    »Den ich aber Ihrem Großvater überlassen habe«, setzte Caldwell hinzu und klopfte dem Maori jovial auf die Schulter, bevor er ihr die Hand reichte. »Er ist mein bester Mitarbeiter und hat gute Kontakte zu den Einheimischen. Und die werden wir brauchen, wenn wir uns nicht ihren Zorn zuziehen wollen.«
    Lillian hörte nur beiläufig auf die Worte des Physikers. Ihr Blick war an Mr Aranas Gesicht hängen geblieben. Zwar schickte es sich nicht für eine junge Dame, einen Mann so unverhohlen anzusehen, doch in diesem Augenblick war die Stimme ihrer inneren Anstandsdame ziemlich leise. Was für Augen! Solch ein tiefes, golden angehauchtes Braun hatte sie noch nie gesehen. Die Wimpern darüber waren dicht, die Augenbrauen kühn geschwungen. Und seine Lippen hätten sicher jedem Porträtmaler ein entrücktes Seufzen entlockt.
    Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich. Du willst ihn doch nicht anstarren wie ein Mondkalb!
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte der Maori mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
    Wie in Trance reichte Lillian ihm die Hand. Warm schlossen sich seine Finger um ihre. »Mich ebenfalls«, brachte sie hervor, als würde sie gleich von einem Schwächeanfall ereilt werden.
    Henare machte eine kleine Verbeugung, dann lächelte er. Lillian erwiderte sein Lächeln, doch da sie die Regeln guten Anstands schon genug strapaziert hatte, senkte sie den Blick.
    »Nun, dann lassen Sie uns noch ein paar Dinge vor dem Ausritt klären«, sagte Caldwell und wandte sich nun wieder an Georg.
    Lillians Blick wanderte derweil erneut zu Henare. Dieser erwiderte ihn zunächst verwundert, dann erschien es Lillian, als würde er in ihrem Gesicht etwas suchen. Doch nur für einen Augenblick, nach dem er den Blick beinahe verlegen wieder senkte.
    Weder ihr Großvater noch Mr Caldwell schienen das Intermezzo bemerkt zu haben. Sie hatten sich ein Stück weit von ihr und Henare entfernt. Offenbar war Caldwells Assistent bereits eingeweiht in das, was er besprechen wollte.
    »Ihr Großvater ist ein sehr mutiger Mann«, richtete Henare das Wort an Lillian, nachdem sie für einen Moment verlegen vor sich hingeschwiegen hatten. »Eine Sternwarte zu errichten ist wirklich ein gewagtes Unterfangen.«
    »Ihre Leute werden doch hoffentlich nichts dagegen haben, oder?«
    »Ihr Großvater hat Sie eingeweiht, wie ich sehe.«
    Lillian nickte. »Ja, das hat er. Er erzählt mir alles über seine Sternwarte, sodass ich beinahe so etwas wie seine Assistentin bin.«
    »Nun, dann kann ich Ihnen versichern, dass meine Leute nichts dagegen haben werden – sofern man vernünftig mit ihnen spricht.«
    »Und wie sind die Aussichten, dass die Maori uns das Land geben?«
    »Eigentlich nicht schlecht, allerdings muss das Land, das sie im Tausch dafür bekommen, von Wert für sie sein. Leider liegt das nicht in unserer Hand; der Mann, mit dem wir in Verhandlung stehen, wird im besten Fall das Stück auswählen.«
    »Und wer ist dieser Mann?«
    Arana blickte zu seinem Arbeitgeber. »Das darf ich Ihnen leider noch nicht sagen, aber es ist ein in dieser Gegend sehr angesehener Schafzüchter. Er ist prinzipiell bereit, das Land herzugeben, allerdings müssen wir uns noch über den Preis einig werden.«
    »Verlangt er denn so viel?«
    »Nun, was ein Mann halt verlangen kann für gutes Weideland. Mr Caldwell versucht derweil noch, ihn ein wenig herunterzuhandeln und, wie er es nennt, in ihm den Geist der Wissenschaft zu erwecken.«
    »Das heißt also, es ist nicht genug Geld dafür da.«
    »Schon, doch wenn wir dem Landbesitzer den Preis zahlen, den er zuerst gefordert hat, wird es uns für Ausrüstung nicht zur Verfügung stehen. Und es kann auch nicht schaden, ein wenig Geld für Baumaterial in der Hinterhand zu haben.«
    »Ich glaube, wir sollten aufbrechen«, sagte Caldwell, bevor Lillian noch etwas erwidern konnte. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie in unserer Mitte zu wissen, Miss Ehrenfels. Ich habe mein Einverständnis nur zu gern gegeben, denn ich schätze es, wenn Frauen einen gesunden Wissensdrang an den Tag legen. Sie sind doch sattelfest, oder?«
    »Ich hatte als Kind Reitunterricht, habe aber seit einigen Jahren nicht mehr im Sattel gesessen. Und so einen langen Ritt habe ich auch noch nie unternommen.«
    »Sie werden sich schon wieder daran gewöhnen! Ich habe

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