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Der Rote Mond Von Kaikoura

Der Rote Mond Von Kaikoura

Titel: Der Rote Mond Von Kaikoura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Ihnen eine kleine, freundliche Stute besorgt, die es gewohnt ist, von jemandem geritten zu werden, der keine große Erfahrung hat.«
    Als Lillian zum Tor blickte, entdeckte sie das weiße Pferd, das zwar nicht klein wie ein Pony war, aber auch die Höhe eines Maultiers nicht ganz erreichte. Wahrscheinlich haben Caldwells Kinder auf ihr reiten gelernt, ging es Lillian durch den Kopf. Immerhin falle ich nicht tief, wenn die Stute ihren Sanftmut unterwegs verliert, dachte sie.
    Nachdem sie ihr Gepäck auf die Pferde gebunden hatten, half Henare Lillian beim Aufsteigen.
    »Halten Sie sich zuerst am Sattelhorn und dem Rand des Sattels fest, dann stellen Sie den rechten Fuß auf den Steigbügel.«
    Ein wenig unsicher sah sie ihn an, dann tat sie, was er sagte. Dennoch war es alles andere als leicht, in den Sattel zu kommen.
    »Gestatten Sie?«, fragte der Maori höflich, und als Lillian nickte, fasste er sie bei der Taille und hob sie hinauf, sodass sie das rechte Bein über das Horn des Damensattels legen konnte. »Vielen Dank«, sagte sie zu Henare. »Ich hoffe, ich stelle mich beim nächsten Mal nicht mehr ganz so dumm an.«
    »Sie haben sich nicht dumm angestellt«, gab der Maori zurück. »Sie haben nur noch keine Übung, aber das wird sich geändert haben, bis wir wieder zurück sind.«
    »Hoffentlich.« Mit kalten und schweißfeuchten Händen griff sie nach den Zügeln. Immerhin das weiß ich schon, spottete sie dabei im Stillen über sich selbst.
    »Ganz sicher. Wir werden den Weg ohnehin nicht in einem Zug durchreiten können. Die Pferde brauchen Wasser, und wir Reiter müssen zwischendurch auch eine Pause einlegen.«
    Während des Ritts wurde Lillian mit jeder Meile, die sie hinter sich ließen, bewusster, was Henare mit seiner Bemerkung gemeint hatte. Die Bewegungen des Pferdes ließen ihren Rücken schmerzen, während ihr Hintern allmählich immer tauber wurde. Darüber zu klagen wagte sie nicht, doch der Maori schien ihr anzusehen, dass es für sie alles andere als leicht war.
    »Versuchen Sie ein wenig lockerer zu sitzen«, flüsterte er ihr zu, als ihr Großvater zu Mr Caldwell aufschloss, um sich ein wenig mit ihm zu unterhalten. »Sie dürfen sich nicht verkrampfen, sonst müssen wir Sie nachher vom Sattel herunterheben.«
    »Ich fürchte, das können Sie jetzt schon«, entgegnete Lillian ein wenig gequält. »Mittlerweile spüre ich kaum noch mein Hinterteil.«
    Henare lachte auf. »So geht es allen Anfängern. Aber glauben Sie mir, mit der Zeit gibt sich das. Auf dem Rückweg werden Sie das Gefühl haben, mit dem Pferd verwachsen zu sein.«
    »Meinen Sie? Im Moment fühle ich mich eher wie etwas, das dem Pferd keinerlei Freude macht.«
    Plötzlich spürte sie die Hand des Mannes an ihrem Rücken. Sanft drückte er sie ein wenig nach vorn. »An dieser Stelle müssen Sie die Bewegung des Pferdes mitmachen. Dann sitzt es sich besser und Sie bekommen keine Rückenschmerzen.«
    »Das ist leichter gesagt als getan.«
    »Bewegen Sie den Rücken im Takt der Schritte einfach vor und zurück, so, wie es das Pferd vorgibt.«
    Lillian kam sich zunächst furchtbar lächerlich vor, als sie seinen Rat befolgte, doch dann stellte sie schnell fest, dass er recht hatte. Nach einer Weile gewöhnte sich ihr Rücken an die Bewegung, und sie bekam das Gefühl, sicherer im Sattel zu sitzen.
    Nach weiteren Stunden legten sie eine kleine Pause ein, um sich die Beine zu vertreten und die Pferde zu tränken. Auch wenn das Reiten ihr mittlerweile etwas leichter fiel, war Lillian doch froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Sie tränkte die kleine Stute an einem kleinen Bach, der sich durch die Bäume schlängelte, und gönnte sich dann selbst einen großen Schluck aus ihrer Wasserflasche.
    »Wie lange, glauben Sie, werden wir bis zu dem Dorf noch brauchen?«, erkundigte sich Georg, dem der Ritt bisher hervorragend bekommen war.
    »Wenn es weiterhin so gut geht, einen halben Tag«, entgegnete Henare. »Unsere junge Miss scheint mittlerweile sehr sattelfest zu sein, ich glaube also nicht, dass es zu Verzögerungen kommen wird.«
    »Dann können wir uns sogar noch eine kleine Mahlzeit gönnen, was meinen Sie, Mr Caldwell?«
    »Da bin ich nicht abgeneigt«, entgegnete der Physiker lachend und ging zu seinem Pferd, an dessen Sattel der Proviantbeutel befestigt war.
    Nach einer Mahlzeit aus Sandwiches und Früchten saßen sie erneut auf.
    Nun ging es weiter in den tieferen Busch, dessen Blätterdach nur ab und zu aufriss

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