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Der Rote Mond Von Kaikoura

Der Rote Mond Von Kaikoura

Titel: Der Rote Mond Von Kaikoura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Jason Ravenfield mit einem breiten Lächeln auf sie zu. In seinem dunkelblauen Gehrock, den schwarzen Hosen und dem von einer silbernen Krawatte geschmückten blütenweißen Hemd sah er einfach umwerfend aus, das musste sie zugeben.
    Und sie steckte in einem Kleid, von dem Rosie sicher schon verbreitet hatte, dass sie es bei einer Schneiderin gekauft hatte, die einen alles andere als guten Ruf genoss.
    »Mr Ravenfield.« Lillian strich sich verlegen den Rock glatt.
    »Ah, Sie erinnern sich noch an meinen Namen. Das hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet.«
    Sein Ton reizte sie dazu, eine freche Antwort zu geben, doch Lillian beherrschte sich.
    »Nun, es soll durchaus vorkommen, dass Frauen genug Verstand haben, um sich gewisse Dinge merken zu können.«
    »Daran habe ich bei Ihnen nicht im Geringsten gezweifelt.«
    Ravenfield trat vor sie und ehe sie sich versah, ergriff er ihre Hand und beugte sich zu einem formvollendeten Handkuss darüber.
    »Sie sind also die Enkelin von Mr Ehrenfels«, sagte er dann, während er offenbar nicht vorhatte, ihre Hand in nächster Zeit wieder freizugeben. »Ich bin immer wieder erstaunt darüber, welche Zufälle das Leben manchmal parat hat.«
    Lillian runzelte die Stirn. Dass er wusste, wer sie war, erstaunte sie nicht, denn sie hatte ihm ja ihren Namen in Christchurch genannt. Doch was war mit ihrem Großvater? Er hatte nichts davon erwähnt, dass er den Schafzüchter kannte …
    »Sie fragen sich jetzt sicher, woher ich das alles weiß, nicht wahr?« Ravenfield lächelte sie vielsagend an. »Nun, offenbar hat Ihr Großvater Sie noch nicht ins Vertrauen gezogen. Ich bin der Mann, der den Versuch wagt, Land für das Projekt Ihres Großvaters bei den Maori einzutauschen.«
    »Sie?« Lillian entzog ihm jetzt ihre Hand und wich ein Stück zurück.
    »Sind Sie darüber so entsetzt?«, fragte Ravenfield ein wenig verwirrt.
    »Nein, ich … ich wünschte nur, ich hätte es gewusst.«
    »Nun, jetzt wissen Sie es. Und was Ihren Großvater angeht, so muss ich ihn in Schutz nehmen. Wahrscheinlich weiß er es auch erst seit heute, vielleicht hat er davon erst erfahren, als sie bereits auf dem Weg zum Fest waren. Mr Caldwell und ich hatten eine Vereinbarung, dass er es ihm erst sagen sollte, wenn es so aussieht, als würde der Deal klappen.«
    »Der Deal«, wiederholte Lillian ein wenig verwundert, denn Ravenfield sprach von dem Landtausch, als würde es nur um ein paar Unzen Wolle gehen.
    »So sagt man gemeinhin bei uns«, gab der Schafzüchter lächelnd zurück.
    »Und Großvater bekommt nun sein Land?«
    »Die Maori scheinen dem Tausch jedenfalls nicht abgeneigt zu sein. Immerhin erhalten sie gutes Weideland im Austausch gegen ungemütliches bergiges Gelände, das, soweit ich weiß, keine heilige Stätte beherbergt. Ein sehr gutes Geschäft, würde ich sagen.«
    Von ihrem Besuch bei den Maori wusste sie, dass diese auf Landbesitz nicht viel Wert legten – es kam ihnen nur darauf an, einen Ort zu haben, an dem ihr Stamm leben und jagen konnte.
    »Ich bin sicher, dass Großvater sich freuen wird«, entgegnete Lillian freudig und wäre am liebsten losgelaufen, um ihrem Großvater Bescheid zu geben, doch das wäre unhöflich gewesen.
    »Sie sehen übrigens wirklich ganz reizend aus«, sagte er dann, und Lillian entging nicht, dass sich auf seinem Gesicht etwas veränderte. Er wirkte auf einmal nicht mehr spöttisch, sondern ehrlich interessiert. Das trieb ihr unwillkürlich die Röte ins Gesicht.
    »Vielen Dank«, entgegnete sie etwas verlegen. »Vielleicht denken Sie anders darüber, wenn Sie wüssten, woher ich das Kleid habe.«
    »Sicher von Mrs West, nicht wahr?«
    Lillians Augen weiteten sich erschrocken. Offenbar hatte Rosie keine Zeit verloren, es auch wirklich jedem Gast des Festes zu erzählen.
    »Geschwätz verbreitet sich anscheinend schnell«, stellte sie bitter fest, worauf er auflachte.
    »Da mögen Sie recht haben. Ich habe allerdings nicht gehört, dass das Kleid von unserer skandalösen Schneiderin stammt, ich habe es gesehen. Mrs West ist die beste Schneiderin in der Stadt, keine kann ihr das Wasser reichen. Wenn sie keine Maori wäre, würden ihr die Frauen im Ort sicher längst schon die Tür einrennen.«
    »Sie meiden sie, weil sie eine Maori ist?«
    »Und weil sie die Unverfrorenheit besessen hat, einer pakeha den Mann wegzuschnappen. Albert West war eigentlich mit einer anderen verlobt, aber dann sah er sie, und auch wenn Sie eine Frau sind, müssen Sie doch zugeben,

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