Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Mond Von Kaikoura

Der Rote Mond Von Kaikoura

Titel: Der Rote Mond Von Kaikoura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
Vom Netzwerk:
offensichtlich. Ich bin sicher, dass er heute mit dir tanzen wird. Und dann wird dich mindestens die Hälfte der Mädchen dieser Stadt hassen, weil irgendwie jede ein Auge auf ihn geworfen hat.«
    »Du auch?«, fragte Lillian, obwohl Samantha ihr schon einmal beteuert hatte, nichts an Ravenfield zu finden.
    »Nein, ich bleibe dabei, er ist nicht nach meinem Geschmack. Außerdem ist er ein Freund meines Vaters, und der liebt seine Freunde viel zu sehr, als dass er sie mit seiner verschwendungssüchtigen Tochter verkuppeln würde.«
    Etwa eine Viertelstunde nachdem sie die Stadt verlassen hatten, erreichten sie den Festort. Der »Ballsaal« war eine riesengroße Scheune, vor der schon etliche Kutschen standen. Das Gebäude selbst erinnerte Lillian wieder an die Versammlungshalle der Maori, nur dass die Männer hier keine Baströcke trugen, sondern elegante Anzüge. Nicht nur außen war die Scheune prachtvoll geschmückt, im Innern erwarteten die Gäste riesige Leuchter, Blumenarrangements und wunderschön gedeckte Tische. Die Tanzfläche dazwischen war sehr groß, und bereits jetzt spielte die Kapelle ein paar dezente Melodien, zwischen denen das Stimmgewirr der Anwesenden schwebte.
    »Die Scheune wird nicht wirklich als solche genutzt, nicht wahr?«, fragte Lillian, während sie sich staunend umsah.
    »Nein, sie ist vor einigen Jahren von den Bellamys gekauft worden«, antwortete Samantha. »Jackson Bellamy ist unser Bürgermeister, wie du sicher schon weißt. Er hat noch mehr Geld als mein Vater und ist noch geiziger als er.«
    »Sind deine Eltern ebenfalls hier?« Lillian reckte den Kopf.
    »Um mir den Spaß zu verderben?«, entgegnete Samantha lachend. »Nein, sie sind zu Hause geblieben, solche frivolen Partys, wie mein Vater Tanzveranstaltungen zu nennen pflegt, sind nichts für sie. Eigentlich hätte ich mir einen Begleiter suchen sollen, aber als ich ihnen erzählt habe, dass du mit mir auf das Fest gehst, haben sie mich von dieser Aufgabe entbunden.«
    Das verwunderte Lillian, denn sie hatte angenommen, dass Samantha von den jungen Männern regelrecht umschwärmt würde.
    »Hast du denn wirklich keinen gefunden, der dich begleitet hätte?«
    »Sicher hätte ich das, doch das hätte mich verpflichtet, fast den ganzen Abend mit ihm zu verbringen. Und ehrlich gesagt, bin ich dazu noch nicht bereit. Ich will einfach nur tanzen und mich amüsieren. Das solltest du auch tun, angehende Wissenschaftlerin!«
    Damit hakte sich Samantha bei Lillian ein und zog sie mit sich. Als sie unterwegs einem Kellner begegneten, der Champagnergläser vor sich hertrug, nahm sie kurzerhand eines und reichte es an Lillian weiter, bevor sie selbst ebenfalls eines nahm.
    »Das wirst du vielleicht brauchen«, wisperte sie verschwörerisch. »Nicht alle Burschen, die dich zum Tanzen auffordern, sehen aus wie Jason Ravenfield.«
    Mich wird niemand auffordern, sagte sich Lillian ein wenig selbstmitleidig, denn so war es in Köln auch gewesen. Die Jungen hatten nur Augen für Adele gehabt, die alles sichtlich mehr genossen hatte als sie selbst.
    Nachdem sie sich ein Stück weit durch die Menge gedrängt hatten, stockte Samantha plötzlich. »Da ist Jack!«
    »Welcher Jack?«, fragte Lillian, während sie den Hals reckte.
    »Jack Middleton. Wenn ich mich von einem zum Tanz führen lasse, dann von ihm.«
    »Und welcher von den vielen Männern ist das?«
    »Der Blonde mit dem blauen Gehrock. Eigentlich habe ich es nicht so mit Männern, die meinen Eltern gefallen könnten, aber bei Jack könnte ich glatt darüber hinwegsehen, dass sein Vater eine Handelskompanie besitzt und er eine verdammt gute Partie ist!«
    Nach kurzer Suche machte Lillian Samanthas Auserwählten unter den anderen aus. Jack Middleton war wirklich sehr attraktiv, genau die Sorte Mann, die auch Adele gefallen hätte. Doch im Gegenteil zu ihr hätte Adele nie das getan, was Samantha im nächsten Augenblick tat.
    »Warte einen Moment hier auf mich, ich bin gleich wieder da.«
    Während Lillian das Glas fest umklammert hielt, sah sie Samantha davoneilen, genau in Richtung Jack Middleton. Auf den Bällen, auf die Adele sie mitgenommen hatte, wäre es undenkbar gewesen, dass die Frau auf einen Mann zuging. In Deutschland wurde geduldig gewartet, bis der Auserkorene auf einen aufmerksam oder von irgendwem vorgestellt wurde.
    Lillian kam sich ein wenig verloren vor, und fast empfand sie Neid auf Samantha, die keine Scheu hatte, zu dem Burschen zu gehen, ihn anzulächeln und ihn dazu

Weitere Kostenlose Bücher