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Der Rote Mond Von Kaikoura

Der Rote Mond Von Kaikoura

Titel: Der Rote Mond Von Kaikoura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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ich konnte mich angesichts meiner zu erledigenden Korrespondenz herausreden.
    Was Du schreibst, ist so aufregend, und ich wünschte mir sehr, bei Dir zu sein. Hier in Köln ist alles beim Alten, der Dom reckt noch immer seine Türme in den Himmel und der Karneval strebt seinem Höhepunkt entgegen. Erst letzte Woche war ich auf einem Maskenball, der dazu dienen sollte, mich mit dem Sohn von Dr. Lindström zu verkuppeln, Du weißt schon, der Arzt, den Mama rufen lässt, wenn ihre Migräne zu schlimm wird. Gebracht hat es nichts, der Bursche war nicht an mir interessiert, daran änderte auch mein kostspieliges Kleid nichts, in dem ich wie eine Rosenblüte aussehen sollte. Die ganze Zeit über musste ich daran denken, welche Kommentare Du dazu gegeben hättest. Und natürlich hätte ich darauf bestanden, dass Du mitkommst, denn wahrscheinlich bist Du immer noch die Alte, die nichts mit Bällen und Tanzvergnügen anfangen kann.
    Ach, meine liebe Lillian, Du fehlst mir so! Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich beim Klappen der Haustür hoffe, dass Du es bist, die hereingeschneit kommt, mit einer Aktenmappe unter dem Arm und Büchern und tausend Ideen. Ideen, die mich davon ablenken, dass ich in ein, zwei Jahren heiraten muss. Mama und Papa sind fleißiger denn je auf der Suche nach einem passenden Bräutigam, und konnte ich auch den Sohn des Arztes leicht loswerden, so werde ich eines Tages nicht mehr Nein sagen können.
    Aber immerhin, ein Gutes hätte die Ehe – ich würde darauf bestehen, meine Hochzeitsreise nach Neuseeland zu machen. Vielleicht lassen wir dann meinen Mann bei den Wilden und erforschen das gesamte Land gemeinsam.
    Schreib mir also bald wieder! Ich werde Dir im Gegenzug berichten, welches Gesicht Mama beim nächsten Regenschauer aus Deiner Richtung zieht.
    In innigster Liebe,
Deine Adele
    Mit einem freudigen Seufzer drückte Lillian den Brief an ihre Brust. Adele ging es gut, und sie hatte sie nicht vergessen! Beinahe andächtig trug sie den Brief in ihr Zimmer und zog aus der Schublade ihres Schreibtisches einige neue Blätter hervor. Breit lächelnd setzte sie sich davor und fing an zu schreiben.
    Mit dem Antwortbrief machte sich Lillian noch am Abend auf den Weg zum Postamt. Samantha würde sie morgen besuchen, heute musste erst einmal die Antwort an Adele auf den Weg gebracht werden. Die Post hatte offenbar eine halbe Ewigkeit gebraucht, um die erste Sendung zuzustellen, also wollte sie dafür sorgen, dass dieser Brief sie so schnell wie möglich erreichte.
    Auf dem Weg zur Post meinte sie kurz, Jason Ravenfield zu sehen, doch dann erkannte sie, dass es ein anderer Mann war und dass sie ungefährdet weitergehen konnte. Auch Rosie lief ihr über den Weg, würdigte sie aber keines Blickes. Immerhin das hatte der Tanz mit Ravenfield vollbracht – Rosie war so wütend auf sie, dass sie sich nicht einmal mehr die Mühe machte, sie zu verspotten.
    Das Postamt war an diesem Nachmittag recht voll, und soweit sie es mitbekam, wollten die meisten Leute Post nach Übersee aufgeben.
    Lillian barg ihren Brief an der Brust, als sei er etwas ungeheuer Kostbares, bis sie schließlich an der Reihe war.
    »Viel Betrieb heute«, begann sie ein Gespräch mit dem Postangestellten.
    »Ja, heute kommt wieder die Fähre nach Christchurch, jetzt wollen sie alle der alten Heimat schreiben.«
    »Kann man ihnen nicht verdenken, nicht wahr?«
    »Nein, besonders dann nicht, wenn man selbst eine Sendung nach Hause aufgeben will.« Über das Gesicht des Mannes huschte ein Lächeln. »Meine Elsa hat auch Verwandte im guten alten England, pausenlos schreibt sie Briefe, sodass ich mich manchmal frage, ob sie vorhat, eines der Schiffe damit zum Sinken zu bringen. Aber meinetwegen soll sie schreiben, sie hat dann immer besonders gute Laune.«
    Gute Laune hatte Lillian nun auch, da sie wusste, dass Adele sie nicht vergessen hatte. Freudig reichte sie ihm den Brief, bezahlte und wünschte dem Mann hinter dem Schalter einen schönen Tag.
    Sie hatte das Postamt gerade ein paar Meter hinter sich gelassen, als sie einen Ruf vernahm.
    »Miss Ehrenfels!«
    Als sie sich doch umwandte, sah sie Henare Arana, der sich gerade an zwei Damen vorbeidrängte und ihnen dabei eine Entschuldigung zumurmelte.
    »Miss Ehrenfels!«, rief er erneut und hob die Hand.
    Was kann er wollen?, fragte sich Lillian. Immerhin war heute noch nicht Freitag …
    »Was gibt es?«, fragte sie verwundert und registrierte dabei, dass der Mann nicht nur blasser als sonst

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