Der rote Salon
soll. Die Vorstellung von den
zwei Körpern des Königs
geht auf spätmittelalterliche Quellen zurück. Dass der König einen sterblichen Körper und einen mystischen habe, der nie stirbt, ist Grundlage der nach dem Tod eines Monarchen verkündeten Devise
Le roi est mort, vive le roi!
Das Befragen der Toten, der Götter und der Geister ist so alt wie die Menschheit. Im Alten Testament etwa berichtet Saul, wie er eine Zauberin die Seele des toten Samuel beschwören ließ. »Ein eindrucksvoller Bericht über eine Totenbefragung findet sich in der Odyssee (11. Gesang, Nekya). Der auf dem Meere herumgetriebene Odysseus fährt an eine der Pforten des Totenreiches, opfert dort und gibt den Schatten der Toten vom Opferblut zu trinken. Von der Seele des toten Sehers Teiresias erhält er Auskunft über Heimkehr und über die Versöhnung mit seinem göttlichen Widersacher Poseidon. Aus den meisten Religionen sind Verfahren bekannt, um von den Göttern und Geistern eine Auskunft zu einem geplanten Vorhaben und vor allem zu schwierigen Entscheidungsfragen zu erhalten (Orakel und Divinationen). In den monotheistischen Religionen wurden diese Orakelverfahren verworfen, in anderen Religionen sind private und individuelle Orakelbefragungen häufig strengen Einschränkungen unterzogen. Doch ist das Bedürfnis der Menschen nach einer von höheren Mächten legitimierten Entscheidung oder Hilfe offensichtlichso groß, dass sich Orakel und Divination in allen Kulturen und Religionen finden.« (Ingolf Christiansen, Rainer Fromm und Hartmut Zinser: Brennpunkt Esoterik. S. 20f.)
S. 38
Der Mensch wusste offenbar gar nichts über die Revolution … »Die ungeheure Erschütterung der Französischen Revolution wirkte sich zunächst in Preußen kaum aus. Man verglich zwar die Weiberherrschaft mit der zu Versailles – auch Ludwig XV. war ja der
Vielgeliebte
gewesen –, aber es blieb … bei derlei freundlichen Feststellungen. Während man in Paris die Welt in Brand steckte, herrschte in der Residenz an der Spree nur das Vergnügen. Man schimpfte auf die Günstlings- und Mätressen-Tyrannei und drängte sich zugleich zu den Empfängen im Königspalast, wo man die üppig besetzten Buffets plünderte. Der König zahlte auch großzügig die gesamte Beköstigung während des Karnevals und der öffentlichen Feste. Man hatte es ja – noch.« (Eberhard Cyran: Das Schloß an der Spree, S. 262)
»Zur Zeit Friedrich Wilhelms II. herrschte die größte Liederlichkeit, alles besoff sich mit Champagner, fraß die größten Leckereien, frönte allen Lüsten. Ganz Potsdam war ein Bordell; alle Familien suchten nur mit dem Könige, mit dem Hof zu thun zu haben, Frauen und Töchter bot man um die Wette an, die größten Adlichten waren am eifrigsten …« (Johann Gottfried Schadow, zit. n. Cyran, S. 271f.)
S. 43
In der Spukvilla der Äbtissin … Das Prinz-Albrecht-Palais (auch Palais Vernezobre genannt) war ein herrschaftliches Stadtpalais in der Berliner Friedrichstadt. Es befand sich in der Wilhelmstraße 102, schräg gegenüber dem östlichen Ende der Kochstraße. 1737–1739 im Auftrag des Sodatenkönigs für Baron Vernezobre de Laurieux errichtet, lag das dreigeschossige Haus anfangs ziemlich abseits in der Nähe der Stadtmauer. Der Park erstreckte sich bis zur heutigen Stresemannstraße. Nach dem Auszug der Vernezobres wurde es zunächst zum Sommerschloss der Äbtissin von Quedlinburg, der Prinzessin Anna Amalie von Preußen. Nach Amalies Tod 1787 wechselte es oft den Besitzer und diente etwa 1796 als Quarantänestation für die damals spektakuläre Pockenschutzimpfung des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm III. Danach verfiel es und wurde um 1830 vom Prinzen Albrecht von Preußen erworben, der es von Karl Friedrich Schinkel renovieren und umgestalten ließ. Ab 1928 wurde esGästehaus der Reichsregierung. 1934 zog der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS in das Gebäude und nutzte es für das SD-Hauptamt und als Dienstsitz des Chefs der Sicherheitspolizei Reinhard Heydrich. Bei einem Luftangriff am 23. November 1944 wurde das Palais schwer beschädigt. 1955 wurden die auf dem Gelände befindlichen Gebäudereste und Trümmer abgeräumt. Der Chef des Hauses Hohenzollern, Prinz Louis Ferdinand von Preußen d. J., verzichtete 1961 auf die Besitzansprüche seiner Familie. Auf dem Gelände entsteht derzeit die
Topographie des Terrors
.
S. 77
Nach dem neuen Gesetz … Aus dem
Gesetz über die Verdächtigen: Artikel1
. Sofort nach Verkündung
Weitere Kostenlose Bücher