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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Erde gesickert.
    »O mein Gott«, flüsterte Elizabeth.
    Meine erste Reflexhandlung war es, mich umzudrehen und sie mit mir zu ziehen, fort von dem furchtbaren Anblick. Sie protestierte nicht. Ihre Füße verhedderten sich ineinander. Ich hob sie an den Ellbogen hoch, bis wir in sicherer Entfernung waren, und setzte sie dann mit einem Ruck ab. Sie taumelte gegen mich und rang nach Luft.
    »Mein Gott, es war nur, wie du ausgesehen hast«, sagte sie mit einem unverblümten Schauder.
    Ihre Worte schnitten mir ins Herz und drangen ebenso gewaltsam wieder aus, wobei sie Chaos und eine Art reiner Agonie hinterließen.
    Einige Minuten lang konnte ich einfach nicht denken. Es ist eine wahrhaft schlimme Sache, wenn nichts – absolut nichts – den Geist erfüllt. Man vergisst nicht wirklich etwas, keine Namen oder Fakten oder Erinnerungen, man dringt bloß nicht zu ihnen durch. Ich war plötzlich ein Einfaltspinsel, nicht in der Lage, mich zu bewegen oder zu sprechen, mir der Zeit oder der Ereignisse nicht bewusst, bis Elizabeths Stimme, die eindringlich meinen Namen rief, mich schließlich zurückbrachte.
    »Mir geht es gut«, erwiderte ich als Antwort auf die Frage, welche sie mir auch immer gerade gestellt hatte.
    »Wirklich?«
    Ich atmete einen tiefen Zug frischer Nachtluft ein: »Ja. Wie geht es dir?«
    Ihr ging es nicht gut, aber nicht so, dass sie ohnmächtig werden würde, was sie mir auch sagte.
    »Bleib hier«, sagte ich. Eine unnötige Bitte. Sie hatte nicht vor, sich von der Stelle zu rühren. Ich ging, um einen weiteren Blick auf das Unglück zu werfen. So wie es war, war es schon schlimm genug, aber für mich wurde es noch schlimmer, als ich ihn erkannte.
    Es war Hausmann, der junge Mann, der Land hatte haben wollen, eine Familie, ein neues Leben. Sein Leben war ihm genommen worden, seine Träume tot, die ersehnten Kinder niemals geboren. Er sah so schrecklich aus und war doch so bemitleidenswert. Beides glich sich gegenseitig aus und rief gleichermaßen Abscheu und Mitleid hervor. War es dies, was mit mir passiert war? War das der Anblick, der meinen Vater dazu gebracht hatte, so zu schreien?
    Ja und ja.
    Dann, unvermeidlich, kam der Zorn. Er durchströmte mich wie eine blutrote Welle, brennend heiß und erschreckend stark.
    Wer hatte das getan ?
    Nash war vom Pferd abgestiegen und betrachtete seinen Mann mit einem traurigen, harten Gesicht. Während seines Lebens hatte er wahrscheinlich schon viele Tote gesehen, aber er schien trotzdem nicht übermäßig gefühllos zu sein. Er sah mich an, und etwas zuckte in seinem Gesicht. Ich ignorierte es.
    »Nash, ich will den Bastard kriegen, der das getan hat.«
    »Das werden wir, Mr. Barrett«, versprach er, indem er etwas gereizt klang. Vielleicht war er der Ansicht, dass ich nun etwas zu weit ging und seine Gefälligkeit etwas überstrapazierte.
    Zur Hölle damit. »Nash, hören Sie mir zu ...«
    Er zuckte wieder, und seine Augenlider flatterten wie in einem starken Wind.
    »Heute Nacht werden wir denjenigen jagen, der dies hier getan hat, und ihn uns schnappen. Verstehen Sie?«
    Er rang nach Luft. Nicht alle der Männer verstanden meine Worte, aber ihnen war meine Absicht klar. Diejenigen, die uns am nächsten standen, wichen zurück.
    »Verstehen Sie?«
    Er war nicht fähig zu sprechen und schaffte es nur, zu nicken. Er war sehr bleich geworden, und als ich ihn gehen ließ, taumelte er ein wenig. Einer seiner Männer murmelte und machte eine heimliche Geste mit der Hand. Ich hatte etwas Ähnliches einmal gesehen, als ich eine der niederländischen Städte am westlichen Ende der Insel besuchte. Es war mir als Zeichen erklärt worden, um den bösen Blick abzuwehren. Ich ignorierte es ebenfalls. Sollten sie doch glauben, was sie wollten, so lange sie Nashs Befehlen gehorchten und Nash meinen.
    Ich gab ihnen Instruktionen, dann griff ich nach den vergessenen Zügeln meines Pferdes und schritt zu Elizabeth zu rück. »Nash hat zwei vertrauenswürdige Männer ausgesucht. Sie werden dich sicher zu Vater begleiten...«
    »Was?«
    »Ich werde bleiben und ihm helfen, die Dinge in Ordnung zu bringen.«
    »Du wirst was?«
    Sie hatte mich verstanden, war aber nicht bereit, es zu akzeptieren.
    »Ich muss es tun.«
    »Du musst mit Vater sprechen.«
    »Später.«
    »Jonathan ...«
    »Nein. Hör mir zu. Der Bastard, der mich getötet hat, hat vielleicht auch diese arme Seele getötet. Ich kann nicht noch eine Weitere Stunde verstreichen lassen, ohne etwas dagegen zu

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