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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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ihn?«, fragte Nash mich.
    »Ich habe ihn noch nie gesehen«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. Da ich regelmäßig in die Kirche gegangen war, kannte ich die Gesichter, wenn auch nicht die Namen, so gut wie aller Leute aus der Gegend. »Woher kommen Sie?«
    »Ja, das würden Sie wohl gerne wissen«, stieß er keuchend hervor.
    Nash begann wieder, ihn zu treten, aber diesmal konnte ich ihn bewegen, damit aufzuhören. Obwohl eine gute Tracht Prügel die Manieren des Mannes vielleicht verbessert hätten, würde sie ihn auch unfähig machen zu sprechen.
    »Ich glaube, er kommt aus Connecticut«, vermutete ich, indem ich von seiner Kleidung und seinem Akzent ausging.
    »Davon habe ich schon gehört«, meinte Nash. »In welcher Richtung liegt es von hier?«
    »Auf der anderen Seite des Sundes. Setzen Sie ein paar kräftige Kerle an die Riemen eines Walfangbootes, und sie sind im Nu auf der anderen Seite.«
    »Toryverräter«, fluchte der Mann in einem giftigen Tonfall.
    »Das, Sir, ist ein Widerspruch in sich selbst«, teilte ich ihm mit. »Nun, wenn Sie nicht möchten, dass diese Soldaten Sie augenblicklich als Mordspion hängen, sagen Sie uns besser Ihren Namen und in welcher Angelegenheit Sie unterwegs sind.«
    »Ich bin kein Spion, sondern selbst Soldat, und verdiene eine ehrenvolle Behandlung«, protestierte er.
    »Dann benehmen Sie sich auch ehrenvoll, Sir. Wer sind Sie?«
    »Leutnant Ezra Andrews, und ich genieße das Privileg, unter General Washington zu dienen, Gott schütze seine Seele.«
    »Können Sie das beweisen?«
    »Bei Gott, was für einen Beweis brauche ich außer meinem eigenen Wort?«
    »Ihr Offizierspatent?«, schlug Nash vor. Auf ein Zeichen von ihm traten zwei Söldner vor, die Andrew auf die Beine stellten und seine Taschen durchsuchten. Einer von ihnen fand ein festes, gefaltetes Blatt Papier, das er an Nash weitergab. Dieser öffnete es und versuchte es im Licht der Sterne zu lesen, ohne Erfolg. Andrews lachte gackernd.
    »Lassen Sie es mich versuchen«, erbot ich mich. Um sie nicht zu erschrecken, tat ich so, als müsse ich ebenfalls gegen die Dunkelheit blinzeln, und las dann langsam und laut die Worte vor, die bestätigten, dass Andrews die Wahrheit über seine Identität und seinen Rang gesagt hatte. Dann informierte Nash den Mann darüber, dass er sein Gefangener sei.
    Andrews spuckte auf den Boden – glücklicherweise war seine Zielgenauigkeit ebenso schlecht wie zuvor, da er auf uns geschossen hatte –, und er verpasste meinen Schuh um einige Zentimeter.
    Nash nahm das Offizierspatent und faltete das Blatt wieder. »Wo ist der Rest Ihrer Männer?«
    »Sie können Sie selbst finden, dabei werde ich Ihnen nicht helfen.«
    O doch, das werden Sie, dachte ich. »Andrews ... sehen Sie mich an. Ich möchte, dass Sie mir zuhören ...«
    »Ich werde niemandem zuhören«, fuhr er mich an.
    »Hören Sie mir zu, sage ich.«
    »Fahren Sie zur Hölle.«
    Ich stoppte abrupt und blinzelte. Was war mit diesem Mann los? Ich starrte ihn direkt an, und nichts, was ich zu ihm sagte, machte auf ihn irgendeinen Eindruck. Als wäre er ...
    Verdammnis.
    Plötzlich ärgerlich, gab ich auf. Ich konnte ihn sehen, aber wenn er mich nicht sehen konnte, waren meine Bemühungen nutzlos. Es war einfach zu dunkel für eine solche Tätigkeit.
    »Übergeben Sie ihn den anderen, und beeilen wir uns«, sagte ich zu Nash.
    »Seine Leute können uns nicht so weit voraus sein.«
    »Mr. Barrett, Sie haben für eine Nacht genug getan, indem Sie diesen Mann gefangen genommen haben.«
    »Und es gibt noch mehr zu tun, Sir. Derjenige, der Hausmann getötet hat, befindet sich immer noch auf freiem Fuß.« Ich legte einiges Gewicht auf Hausmanns Namen und machte eine Geste, um ihn noch zu unterstreichen. Dies machte Eindruck auf die Söldner, die ihren Kommandanten erwartungsvoll anblickten.
    Nash konnte sich nicht billig aus der Affäre ziehen, jetzt noch nicht. Widerwillig befahl er jemandem, Andrews' Hände hinter dessen Rücken zusammenzubinden, und übergab ihn der Obhut des größten und am stärksten aussehenden Mannes unserer kleinen Gemeinschaft. Andrews protestierte, und der Soldat befahl ihm, ruhig zu sein. Andrews verstand kein Deutsch, aber er wusste, was gemeint war. Er wurde still, als sein Wächter sinnfällig einen Finger über seinen eigenen Hals zog und dazu einen begleitenden Zischlaut von sich gab.
    Als wir uns weiter voranbewegten, fand ich Anzeichen auf dem Boden, dass zuvor andere vorbeigekommen waren:

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