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Der Rote Tod

Der Rote Tod

Titel: Der Rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gehörte zur Normalität.
    Nur der Rote Tod nicht.
    Und er würde wieder zuschlagen, davon war ich überzeugt. Wenn die Dunkelheit hereinbrach, war seine Zeit gekommen. Die Morde waren allesamt in der Nacht passiert.
    Harry ging neben mir her. Er schien, in seine Gedanken versunken zu sein. Erst als wir unseren Wagen fast erreicht hatten, stellte er eine Frage.
    »Glaubst du ihr?«
    »Du nicht?«
    Harry legte eine Hand auf das sonnenwarme Wagendach und hob die Schultern. »Im Prinzip glaube ich ihr schon, aber ich habe auch gewisse Probleme damit.«
    »Die wären?«
    Er zuckte die Achseln und sprach in leisem Tonfall weiter. »Ich habe den Eindruck, dass sie uns etwas verschweigt. Das ist bei mir so. Tut mir Leid.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, denn mir ergeht es ebenso.«
    »Sehr gut.« Er nahm die Hand vom Dach weg. »Und was hat dich dabei stutzig gemacht?«
    Ich ließ meine Hand in der rechten Tasche verschwinden. Wenig später hielt ich die Serviette zwischen den Fingern und winkte Harry damit zu.
    »He, woher hast du die denn?«
    »Aus dem Wohnwagen. Sie lag unter dem Tisch. Reiner Zufall, dass ich sie gefunden habe.«
    »Und jetzt...«
    Ich faltete sie auf. Harry bekam große Augen. Er schaute die roten Flecken an. »Ist das Blut?«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Und... äh... meinst du, dass es ein besonderes Blut ist?«
    »Keine Ahnung. Ich habe am Gesicht der Frau Kohler keine Wunde entdecken können. An ihren Händen ebenfalls nicht. Meiner Ansicht nach muss es von einem anderen stammen.«
    Harry Stahl begriff meine Gedankengänge, denn er verengte langsam die Augen. »Du denkst daran, dass dieses Blut eventuell vom Roten Tod stammen könnte?«
    »Ja. Aber um das herauszufinden, werden wir die Serviette so schnell wie möglich untersuchen lassen. Und wir verschwinden nicht, sondern bleiben zugegen.«
    Harry lächelte. »Eine gute Idee ist das, eine verdammt gute sogar...«
    ***
    »Möchtest du noch eine Tasse Kakao?«, erkundigte sich Ulrike Dorn lächelnd.
    »Nein, lieber eine Cola.«
    »Okay, ich hole sie dir.«
    »Danke.«
    Die Beamtin verschwand aus dem Raum mit den fahlen Wänden. Sie ließ Hanna Kohler allein mit dem Zeichner zurück, der nicht mit einem normalen Bleistift malte, sondern mit dem elektronischen Stift. Deshalb entstanden die Entwürfe auch auf dem Bildschirm, gegen den das Mädchen schaute.
    Der Zeichner stand auf. Er war ein Typ mit langen Haaren, die im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren. »Ich hole mir auch einen Schluck.«
    »Ist schon okay.«
    Die Tür fiel zu. Hanna blieb allein im Raum zurück. Sie schaute auf den Bildschirm. Dort war eine Gestalt zu sehen, die nach ihren Angeben gezeichnet worden war. Sehr düster, eingepackt in einen weiten Umhang und auch mit einem Gesicht versehen.
    War die übrige Gestalt noch sehr konkret zu sehen, so traf das für das Gesicht nicht zu. Sie hatte einfach die Züge nicht wiedergeben wollen. So stachen besonders die dunklen Augen hervor, auch die Kapuze war zu sehen, doch was das eigentliche anbetraf, hatte Hanna passen müssen. Das Gesicht unter der Kapuze bestand nur aus einer dunklen, recht schwammigen Masse, in der wirklich nur die beiden Augen auffielen. Diese Angaben hatten die Hauptkommissarin zwar nicht zur Verzweiflung gebracht, aber ihre Laune war gesunken.
    Hanna wusste, dass sie es nicht besser machen wollte, und sie würde sich auch weiterhin die Vorwürfe der Frau anhören müssen, aber genau das wollte sie nicht. Sie war es leid. Sie hatte keinen Bock darauf. Sie würde sowieso nichts sagen. Nichts von ihrem großen Verdacht, der sich mittlerweile zur Gewissheit herauskristallisiert hatte.
    Das Mädchen war hellwach. Allein in diesem Zimmer, das war perfekt. Es lag zudem Parterre, und vor den Fenstern befand sich kein Gitter. Nicht weit von dem entfernt verlief die Fußgängerzone. Dort konnte man schnell untertauchen.
    Sie dachte nicht mehr länger nach, sondern handelte, bevor die Chance vorbei war. Aufstehen und zum Fenster laufen, das war sehr schnell geschafft.
    Das Mädchen reckte sich und umklammerte den Griff. Kurz danach war das Fenster offen. Sie zog es so weit zu sich heran, dass eine genügend große Öffnung entstand, um sie durchlassen zu können.
    Aber sie war vorsichtig und warf zunächst einen Blick ins Freie. Dass sie in einen Hof schaute, sah sie als Vorteil an. Keine Straße, von der sie hätte beobachtet werden können. Zwei Streifenwagen standen wie verloren im Hof, von der

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