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Der Rote Tod

Der Rote Tod

Titel: Der Rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Besatzung war nichts zu sehen.
    Gelenkig kletterte das Mädchen auf die Fensterbank. Der knappe Blick zurück. Noch immer war das Zimmer leer. Die Tür blieb geschlossen. Das Schicksal war günstig.
    Hanna stieg aus dem Fenster. Der kurze Halt auf der Bank, der Blick nach unten – alles war frei – der Sprung.
    Eine sichere Landung. Neben einem Streifenwagen duckte sie sich zusammen. Niemand kam. Auch kein Toben hinter ihr am offenen Fenster. Das Schicksal hielt nach wie vor eine schützende Hand über sie, was Hanna sofort ausnutzte.
    Sie huschte mit schnellen Schritten dem Ausgang entgegen. Es war eine breite Einfahrt, die auf einem Bürgersteig endete, auf dem sich Menschen bewegten.
    Dort blieb Hanna nicht stehen. Im Joggingtrab lief sie nach rechts dem Zentrum der Stadt entgegen. Sie wollte zum Rathaus und zum Platz mit der Gänseliesel. Dort herrschte immer sehr viel Betrieb. Da war immer was los. Dort würde man sie so leicht nicht finden.
    Die Schaufenster mit den unterschiedlichsten Auslagen huschten vorbei. Ein bekanntes Café, Bäcker, Optiker, Textilgeschäfte, ein Schnellimbiss, Lokale und immer wieder Menschen, deren Gesichter nur schattenhafte Momentaufnahmen waren.
    Als sie den Rand des großen Platzes vor dem Rathaus erreicht hatte, ging sie langsamer. Sie atmete jetzt tief durch und schaute auch zum Himmel, als wollte sie ihm ein Dankgebet zuschicken. Auf dem blaugrauen Untergrund malte sich ein zerstückelter Wolkenteppich ab. Die Sonne hatte sich zurückgezogen, doch es war noch warm genug, um sich im Freien aufzuhalten. Hanna suchte nach einem Platz, an dem sie sich niederlassen und nachdenken konnte.
    Der große Betrieb herrschte am Brunnen bei der Gänseliesel. Junge Leute saßen auf den Rändern. Studenten, ältere Schüler, aber auch Punker mit unterschiedlich gefärbten Haaren und Hunden als Begleiter hatten sich versammelt. Zusammen mit den anderen gaben sie sich ein friedliches Stelldichein.
    Getränke aus Dosen und Flaschen wurden herumgereicht, was Hanna mehr aus den Augenwinkeln mitbekam. Sie suchte nach einer Polizeistreife, die ihr auf den Fersen war, denn ihre Flucht musste, aufgefallen sein, aber sie konnte keine Polizisten entdecken.
    Sie fand noch einen freien Platz am Brunnenrand neben zwei Studentinnen, die an ihren Eisportionen leckten.
    Auf sie hinab schaute die Gänseliesel, das Wahrzeichen der Universitätsstadt Göttingen. Das eigentlich arme Mädchen stammt aus der Jugendstilzeit und ist die Lieblingsfigur aller frisch gebackenen Doktoren.
    Es ist alter Brauch, nach bestandener Prüfung zur Gänseliesel zu gehen und ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken. So ist sie wohl zum meist geküssten Mädchen der Welt geworden.
    Die Geschichte kannte auch Hanna, nur dachte sie im Moment nicht daran. Sie plagten andere Sorgen, denn sie wusste auch, dass sie hier nicht bleiben konnte.
    Zurück zu ihrer Mutter wollte sie auch nicht. Nicht mit ihrem Wissen, das sie bisher für sich behalten hatte, das allmählich zu einer immer stärkeren Last wurde.
    Sie musste etwas tun. Sie würde auch etwas tun. Sie war zwar ein Kind, aber auch ein Kind kann stark sein, und das wollte sie noch an diesem Abend beweisen.
    Sie fand es schrecklich, wenn Menschen starben. Als noch schrecklicher empfand sie es, wenn man sie ermordete, und dem wollte sie Einhalt gebieten.
    Sie kannte den Mörder. Sie war sich sicher. Auch in der Nacht hatte sie ihn erkannt. Nur hatte sie ihr Wissen nicht preisgegeben, denn so etwas brachte sie einfach nicht übers Herz.
    Aber sie würde versuchen, den Roten Tod vor weiteren Untaten abzuhalten.
    Als sie tatsächlich eine Streife sah, die aus der Rote Straße kam, stand Hanna auf. Ob man unbedingt sie suchte, wusste sie nicht, aber sie wollte nichts riskieren.
    Wie ein normaler Spaziergänger ging sie weg, ohne aufgehalten zu werden.
    Das nächste Ziel stand bereits fest...
    »Sie haben Nerven«, sagte der Biochemiker, als wir ihm das Taschentuch übergaben.
    »Die haben wir eben nicht«, erklärte Harry Stahl. »Zumindest keine, um lange zu warten. Sie haben schon mal eine Blutuntersuchung durchgeführt. Das wird doch kein Problem sein.«
    Der Mann schaute auf die Plastiktüte, in der die Serviette mittlerweile steckte. »Es dauert seine Zeit.«
    »Können Sie es nicht abkürzen?«, fragte ich.
    »Wie das denn?«
    Nun ja, Sie haben schon eine Untersuchung hinter sich. Da können Sie sich die Voranalysen doch sparen und direkt zum eigentlichen Thema kommen. Denke ich

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