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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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hätte gern mit Thord gesprochen«, sagte sie. »Ich weiß, dass Sie es nicht waren.«
    Sie verstummte wieder, lauschte dem leisen Säuseln des Bandes und fragte sich, wie lange sie schweigen konnte, ohne dass sich der Anrufbeantworter abschaltete.
    »In den letzten Wochen habe ich den Anschlag auf eine Maschine vom Typ Drache auf dem Fliegerhorst F21 im November 1969 untersucht«, sagte sie. »Ich weiß von Ragnwald, ich weiß, dass er mit Karina Björnlund zusammen war …«
    Am anderen Ende wurde der Hörer abgehoben, und die Veränderung der Hintergrundgeräusche ließ sie zusammenschrecken.
    »Der Anschlag?«, fragte eine heisere Männerstimme. »Was wissen Sie darüber?«
    Annika schluckte.
    »Spreche ich mit Thord?«
    »Was wissen Sie über F21?«
    Die Männerstimme klang abweisend und erstickt. »Einiges«, sagte Annika und wartete.
    »Sie dürfen nichts in der Zeitung schreiben, ohne richtig Bescheid zu wissen«, sagte der Mann. »Das können Sie nicht machen.«
    »Das werde ich auch nicht«, sagte Annika. »Ich rufe aus anderen Gründen an.«
    »Und aus welchen?«
    »Unter anderem wegen des Zitats«, antwortete Annika.
»Völker der ganzen Welt, vereinigt euch, besiegt die USA-Aggressoren und all ihre Lakaien! Völker der ganzen Welt, seid mutig, habt Mut zu kämpfen, fürchtet keine Schwierigkeiten, stürmt Welle auf Welle vorwärts, und die ganze Welt wird den Völkern gehören. Alle finsteren Mächte werden restlos vernichtet werden.
Was bedeutet das?«
    Der Mann blieb lange stumm. Ohne den Fernseher, dessen Laute aus dem Hintergrund in den Hörer drangen, hätte sie geglaubt, dass er aufgelegt hatte.
    »Sind Sie auch von anderen Journalisten angerufen worden?«, fragte sie schließlich.
    »Nein«, sagte er. »Hier oben ist allen sonnenklar, was passiert ist.«
    Er zögerte, vielleicht weinte er auch, und sie wartete schweigend.
    »Die Zeitungen haben geschrieben, ich sei verhört, aus Mangel an Beweisen jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt worden.«
    Annika nickte stumm, niemand rief einen Mörder an.
    »Aber Sie waren es doch gar nicht«, meinte sie. »Die Polizei ist sich in diesem Punkt vollkommen sicher.«
    Der Mann holte tief Luft, und seine Stimme zitterte, als er wieder das Wort ergriff.
    »Das spielt hier oben keine Rolle«, sagte er. »Die Nachbarn haben mich im Streifenwagen wegfahren sehen. Die Leute werden in mir immer Margits Mörder sehen.«
    »Nicht, wenn der Schuldige gefasst wird«, sagte Annika und hörte, dass der Mann jetzt weinte. »Nicht, wenn man Göran Nilsson findet.«
    »Wer ist denn Göran Nilsson?«, sagte er und schnäuzte sich.
    Sie zögerte, kaute auf ihrer Zunge herum, hatte keine Ahnung, wie viel der Mann wusste.
    »Er ist auch unter seinem Decknamen Ragnwald bekannt«, erklärte sie.
    »Sie meinen … Ragnwald?«, sagte der Mann und spuckte den Namen förmlich aus. »Der Gelbe Drache?«
    Annika zuckte zusammen.
    »Verzeihung, aber was haben Sie gerade gesagt?«
    »Ich weiß, wer das ist«, sagte Thord Axelsson hitzig. »Dieser Mao-Irre, der Ende der sechziger Jahre in Lulea als Revolutionär herumlief, ich weiß, dass er zurück ist. Ich weiß, was er getan hat.«
    Annika griff nach einem Blatt Papier und einem Stift.
    »Den Decknamen Gelber Drache höre ich zum ersten Mal«, sagte sie.
    »Ragnwald war der Name, den er in den maoistischen Splittergruppen benutzte, die sich in dem Kellerraum unter der Stadtbücherei trafen. Vor den wilden Tieren«, erläuterte Thord Axelsson.
    Annika hielt eine Sekunde inne.
    »Vor den wilden Tieren«, wiederholte sie und notierte die Worte.
    Es wurde wieder still in der Leitung. »Hallo?«, sagte Annika.
    Ein Seufzer zeigte ihr, dass der Mann nicht aufgelegt hatte. »Meine Töchter sind gekommen«, sagte er, den Mund an den Hörer gepresst. »Ich kann jetzt nicht weiter darüber sprechen.« Annika dachte intensiv nach.
    »Ich werde morgen wegen einer anderen Sache nach Lulea reisen«, sagte sie.
    »Könnte ich Sie besuchen und mich ungestört mit Ihnen unterhalten?«
    »Margit ist tot«, sagte der Mann verzerrt. »Sie braucht jetzt vor nichts mehr Angst zu haben. Aber ich werde sie niemals im Stich lassen, das müssen Sie verstehen.«
    Annika notierte sich seine Worte, ohne zu begreifen, was er ihr sagen wollte.
    »Ich bin nur auf der Suche nach Zusammenhängen«, beruhigte sie ihn. »Mir liegt nichts daran, Margit oder andere bloßzustellen.«
    Der Mann dachte einen Moment nach.
    »Kommen Sie um die Mittagszeit. Meine Töchter haben

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