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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Vorsitz?«
    »Nicht unbedingt, es sind auch schon Redakteure gewählt worden. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will nicht, dass Sie die Zeitung vergessen und nur noch Vorsitzender des Verbands sind – dafür hat es im Laufe der Jahre einige traurige Beispiele gegeben. Aber ich denke, dass Sie der richtige Mann für den Posten wären.«
    Jetzt war Schyman alarmiert.
    »Und warum?«, sagte er. »Glauben Sie, dass ich leicht zu führen bin? Dass man mich lenken kann?«
    Herman Wennergren seufzte vernehmlich, beugte sich vor und legte die Hände auf die Knie, bereit zum Aufstehen.
    Schyman«, sagte er. »Wenn ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet hätte, eine Marionette als Vorsitzenden des Verbands zu installieren, wäre ich bestimmt nicht als Erstes zu Ihnen gekommen.«
    Er führte seine Bewegung zu Ende und erhob sich schwer und sichtlich verärgert.
    »Begreifen Sie denn nicht, dass es sich genau umgekehrt verhält«, sagte er.
    »Falls es mir gelingen sollte, Sie auf diesen Posten zu hieven, was noch gar nicht gesagt ist, wird unsere Fraktion ein publizistisches Schwergewicht in der Schaltzentrale des Verbands haben. Darum geht es mir, Schyman.«
    Er wandte sich zur Tür.
    »Wir wollen nicht zu spät zur Sitzung kommen«, sagte er mit dem Rücken zum Chefredakteur.
    Annika ließ die Abfahrt zum Flughafen von Lulea hinter sich und fuhr weiter Richtung Kallaxby. Die Landschaft war vollkommen farblos, die Nadelbäume dunkle Spukgestalten, die Erde schwarzweiß, der Himmel bleigrau. Weiße Schleier aus Pulverschnee tanzten über dem grauschwarzen Asphalt. Das Thermometer des Mietwagens zeigte elf Grad für das Wageninnere und minus vier Grad Außentemperatur an.
    Sie fuhr an einer Erdhalde und ungefähr drei Millionen kleinen Fichten vorbei, bis sie endlich die Abfahrt zu Norrbottens Fliegerhorst erreichte.
    Die Gerade, die zu dem Luftwaffenstandort führte, war endlos lang, die Erde zu beiden Seiten flach und ohne sichtbare Spuren von Vegetation, die Fichten im Hintergrund waren krumm und gedrungen. Nach einer leichten Rechtskurve tauchten plötzlich Tore und Absperrungen auf, ein großes Wachhaus. Hinter hohen Zäunen konnte sie Häuser und Parkplätze erkennen und fühlte sich augenblicklich wie ein Späher, ein Spion mit verbotenem Auftrag. Unmittelbar hinter den Toren standen zwei Militärflugzeuge, und Sie glaubte, in einem eine Maschine vom Typ Drache zu erkennen.
    Die Straße verlief parallel zum Zaun, und sie lehnte sich vor, um besser durch die Windschutzscheibe sehen zu können. Langsam fuhr sie am Parkplatz der Wehrpflichtigen vorbei und gelangte zu einem riesigen Feld für Schießübungen.
    Etwa zehn grün getarnte Männer mit Tannenzweigen auf den Helmen liefen mit automatischen Waffen in den Händen über das Feld, die Karabiner schwangen vor der Brust der Rekruten hin und her. Ein Straßenschild gab Auskunft, dass die Straße nach Lulnäsudden führte, aber ein Verkehrsschild, das ungefähr hundert Meter weiter die Durchfahrt verbot, ließ sie wenden und zurückfahren. Von den grünen Männern war nichts mehr zu sehen. Sie hielt an dem Wachhaus und zögerte einen Moment, ehe sie den Motor ausschaltete und aus dem Wagen stieg. Sie ging an einer Fassade aus glänzendem Blech und spiegelnden Fensterscheiben vorbei, sah keine Luke, keinen Menschen, keine Klingel, nur sich selbst. Plötzlich wurde sie von einer Lautsprecherstimme links über ihrem Kopf angesprochen:
    »Worum geht es?«
    Sie schaute erschreckt in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, sah aber nichts als Blech und Chrom.
    »Ich suche, hmhm, Pettersson«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Den Offizier, der für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.«
    »Fliegerhauptmann Pettersson, einen Augenblick, bitte«, sagte die Stimme, die klang, als würde sie einem jungen Rekruten gehören.
    Sie wandte dem glänzenden Haus den Rücken zu, spähte durch das Gitter, hinter dem weitere Bäume standen, und erkannte zwischen den Baumstämmen graugrüne Hangars und lange Reihen von Militärfahrzeugen. Von außen ließ
    sich nicht beurteilen, wie groß der Fliegerhorst wirklich war.
    »Gehen Sie durch das Tor und nehmen Sie die erste Tür rechts«, sagte die Geisterstimme.
    Annika folgte den Anweisungen, sie war eine gute Staatsbürgerin und eine Spionin.
    Der Offizier' der sie in Empfang nahm, war der Prototyp eines Militärs, kerzengerade, grauhaarig und durchtrainiert.
    »Annika Bengtzon«, sagte sie und gab ihm die Hand, »wir haben

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