Der Rote Wolf
letzte Woche telefoniert. Es ging um den Jahrestag des Anschlags …«
Der Mann hielt ihre Hand eine Sekunde zu lange fest, und sie wich seinem offenen Blick und dem freundlichen Lächeln aus.
»Wie ich Ihnen bereits am Telefon gesagt habe, gibt es, abgesehen von den bereits veröffentlichten Fakten, nicht viel, was ich Ihnen noch an Informationen zu bieten hätte. Wir können Ihnen mit Zusammenfassungen der damals herrschenden politischen Lage dienen, den Schlussfolgerungen, die wir bereits früher präsentiert haben, sowie einem Rundgang durch unser Museum. Gustaf, der es betreut, ist heute leider krank, aber morgen ist er bestimmt wieder auf den Beinen, falls Sie dann noch einmal zurückkommen wollen.«
»Und ich darf nicht hereinkommen und mir den Ort des Anschlags ansehen?«
Er lächelte noch breiter.
»Ich dachte, dieses Detail hätten wir bereits am Telefon geklärt. Der genaue Ort des Anschlags ist ebenfalls geheim.«
»Haben Sie den Artikel von Benny Ekland gelesen, der letzten Freitag in der
Norrlands-Tidningen
erschienen ist?«
Der Offizier bot ihr einen Platz an einem einfachen Tisch an. Sie zog ihre Jacke aus und fischte den Notizblock aus ihrer Tasche.
»Ich habe eine Kopie des Textes dabei«, sagte sie, »wenn Sie möchten ..
»Ich weiß, welchen Artikel Sie meinen«, sagte er und blickte zu emem Wehrpflichtigen auf, der mit einem Schreibbrett in der Hand den Raum betrat.
»Könnten Sie bitte kurz den Rapport unterschreiben?«
Annika bestätigte ihre Anwesenheit auf dem Fliegerhorst mit einer unleserlichen Kritzelei.
»Und? Ist an der Sache etwas dran?«, fragte sie und lehnte einen Kaffee ab.
Der Presseoffizier goss einen ordentlichen Schluck in eine Tasse, auf der Bruce Springsteen abgebildet war.
»Nicht sehr viel«, antwortete er, und Annikas Laune bekam einen Dämpfer.
»Es gab darin eine ganze Reihe von Informationen, die zumindest mir neu waren«, sagte sie. »Können wir den Text vielleicht Behauptung für Behauptung durchgehen, damit ich mir ein klares Bild davon machen kann, was den Tatsachen entspricht und was nicht?«
Raschelnd holte sie die Kopie des Artikels aus der Tasche.
Fliegerhauptmann Pettersson blies auf seinen Kaffee und nahm vorsichtig einen Schluck.
»Die Lansen-Maschinen wurden Ende der sechziger Jahre nach und nach gegen J35 Drache ausgetauscht«, erklärte er. »So weit stimmt der Artikel jedenfalls.
Die Aufklärungsversion kam '67, die Jagdmaschinen im Sommer '69.«
Annika las in dem Artikel.
»Ist es wahr, dass es zu Sabotageversuchen kam, bei denen Streichhölzer in diverse Rohre gestopft wurden?«
»Linke Gruppierungen trieben sich damals ziemlich oft hier herum«, antwortete der Presseoffizier. »Der Zaun um den Fliegerhorst hat eher juristische Bedeutung, es ist im Grunde nicht weiter schwer, ihn zu überwinden. Er ist eher als eine Aufforderung zu sehen, sich fern zu halten, aber wenn man wirklich auf das Gelände gelangen will, ist es durchaus möglich, sich Zugang zu verschaffen.
Diese Streichholzjungs dachten wahrscheinlich, sie könnten die Flugzeuge beschädigen, indem sie Gegenstände in den Pitpt-Rohren platzierten, aber uns liegen keine Erkenntnisse darüber vor, dass die gleichen Gruppen auch die Drahtzieher des Anschlags von 1969 gewesen sein könnten.«
Annika machte sich Notizen.
»Und dieser Resttreibstoff? Ist die Information über Blecheimer, die ihn auffangen, korrekt?«
Im Prinzip schon«, sagte der Mann, »aber Flugbenzin lässt sich icht einfach mit einem Streichholz entzünden. Die Oktanzahl st zu niedrig. Damit es Feuer fängt, muss es ordentlich erhitzt erden, sodass ich diese Information nicht bestätigen kann. Zumindest nicht für Lulea im November.« Er lächelte arglos.
»Aber an dem Abend war eine große Flugübung durchgeführt worden? Alle Maschinen standen im Freien?«
»Es war die Nacht zum Mittwoch«, sagte der Offizier. »Wir fliegen immer dienstags, alle Fliegergeschwader im ganzen Land, und zwar schon seit Jahrzehnten. Drei Schichten, die letzte mit Landung um 22.00 Uhr. Danach können die Maschinen schon mal eine Stunde auf dem Flugfeld stehen, ehe wir sie in den Hangar bugsieren. Der Anschlag erfolgte um 01.35 Uhr, und zu der Zeit sind sie immer im Hangar.«
Annika schluckte und ließ die Kopie des Artikels auf den Schoß sinken.
»Ich hatte gedacht, es wäre endlich etwas mehr Licht in die Sache gekommen«, sagte sie und versuchte den Presseoffizier anzulächeln.
Seine tiefblauen Augen erwiderten ihr
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