Der Rote Wolf
seiner Familie hatten?«
Hans Blomberg antwortete nicht, lächelte nur still. »Und Kurt Sandström?«, fragte Annika. »Eine falsche Autorität«, antwortete er. »Ein Verräter.« »Woher kannten Sie ihn?«
»Aus Nyland«, sagte Hans Blomberg. »Er war der große Junge vom Nachbarhof, ein Jahr älter als ich. Wir gingen gemeinsam nach Uppsala und stießen gleichzeitig zur Bewegung. Aber Kurts Glaube war zu schwach, und er wechselte auf die Seite des Kapitals und der Blutsauger, zum Bauernverband.
Ich habe ihm die Chance gegeben, umzudenken, aber er wählte sein Schicksal selbst.«
Sie hielt sich am Schreibtisch fest. »Und was ist mit Margit Axelsson?«
Hans Blomberg seufzte und strich sich die Haare über die Glatze.
»Die kleine Margit, unsere süße Weltverbesserin. Sie hat es immer so gut gemeint. Schade, dass sie ständig das Maul aufreißen musste und so stur war.«
»Deshalb haben Sie Margit erwürgt?«
»Sie war desertiert.«
Annika rutschte auf ihrem Stuhl herum.
»Können Sie mir sagen, warum das Flugzeug gesprengt werden sollte?«
Der Mann zuckte leicht mit den Schultern. »Das Ganze war im Grunde nur ein Test. Wir wollten sehen, ob Margit, unser Bellender Hund, sich loyal verhalten würde.« »Und sie tat, was man ihr sagte?« Er gluckste bei der Erinnerung.
»Sie war so wütend über den Wolf, der nicht mehr mitmachen wollte, dass sie zu allem bereit gewesen wäre. Margit war unglaublich enttäuscht von ihrer Kusine, aber Sie wissen ja, wie Mädchen sind. Die kleine, beliebte Karina wollte einfach nur mit dem vögeln, den alle anderen auch haben wollten.«
»Aber warum wollten sie dann heiraten?«
Der Archivar lachte lauthals.
»Sie sind also tatsächlich darauf reingefallen«, sagte er. »Die Anzeige habe ich schnell zusammengebastelt, ich wollte Ihnen einen Köder vor die Nase halten.
Und Sie haben schön angebissen.«
Er beruhigte sich wieder und nickte nachdrücklich. Annika stand auf.
»Ich muss auf Toilette«, sagte sie.
Blomberg kam mit der Schnelligkeit auf die Beine, die sie bereits beobachtet hatte, als er sich im Kompressorenhaus auf die Kultusministerin stürzte.
»Kommt gar nicht in Frage.«
»Dann mache ich in die Hose.«
Der Mann trat einen Schritt zurück, landete jedoch wieder beim Bett.
»Dann gehen Sie, aber keine Tricks. Lassen Sie die Tür offen.«
Sie gehorchte, floh ins Badezimmer, zog Hose, Skihose und Slip runter und pinkelte. Anschließend betrachtete sie sich im Spiegel und wusste, was sie zu tun hatte.
Wenn sie im Hotelzimmer blieb, würde sie sterben. Sie musste raus, auch wenn das bedeutete, dass sie Hans Blomberg mitnehmen musste.
»Wer ist der Tiger?«, fragte sie, als sie ins Zimmer zurückkam.
Der Blick des Archivars hatte nun etwas Lüsternes bekommen und verweilte auf ihrem Schoß.
»Kenneth Uusitalo«, sagte er. »Er ist Abteilungsleiter bei SSAB. Ein richtig spaßiger Bursche, aktives Mitglied des Arbeitgeberverbands, schließt Sklavenverträge mit der Dritten Welt. Leider ist er für längere Zeit verreist.«
Er leckte sich die Lippen.
Annika kehrte zum Schreibtisch zurück und lehnte sich an die Tischplatte.
»Im Grunde sind Sie auch nicht besser«, sagte sie. »Sie haben es doch nur auf Görans Geld abgesehen.«
Blitzschnell war er auf den Beinen, flog durchs Zimmer und richtete die Pistole auf ihre Stirn.
»Jetzt will man also auch noch spöttisch werden«, sagte er und entsicherte die Waffe. Annika hatte sich vor Angst kaum noch in der Gewalt.
»Viel Glück bei der Schatzsuche«, krächzte sie, ihr Mund war völlig ausgedörrt.
Er starrte sie ein paar Sekunden an, nahm dann die Waffe von ihrer Stirn und ließ die Mündung zur Decke zeigen.
»Was wissen Sie?«
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete sie, »aber ich habe gesehen, dass Göran Nilsson einen Seesack in einen Transformatorenkasten an der Bahnlinie gestellt hat. Könnte es das sein?«
Sie schluckte laut, der Mann hob die Augenbrauen.
»Sieh einer an, wie ehrlich man doch auf einmal sein kann.«
»Darf ich mich setzen?«
Er bewegte sich so, dass sie immer in seiner Schusslinie blieb, während sie sich mit puddingweichen Knien auf den Stuhl fallen ließ.
»Wo genau befindet sich dieser Kasten?«
»Nicht weit von der Überführung«, sagte sie. »In unmittelbarer Nähe einer Fichtenanpflanzung.«
»Und wie kommt es, dass Sie das gesehen haben?«
»Ich bin Karina Björnlund gefolgt, habe mich versteckt und dann gesehen, wie Göran Nilsson den Sack in den
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