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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Kasten stopfte.«
    Der Archivar trat zu ihr, legte eine Hand um ihren Nacken, atmete ihr ins Gesicht und starrte ihr in die Augen.
    »Ich glaube fast, Sie sagen die Wahrheit. Ziehen Sie Ihre Jacke an.«
    Hans Blomberg ging rückwärts zur Tür.
    »Ich habe die ganze Zeit die Pistole in der Tasche. Wenn Sie mich auszutricksen versuchen, gehen Sie nicht allein von uns, das Mädchen an der Rezeption wird Sie auf Ihrer Reise in den Hades begleiten. Haben wir uns verstanden?«
    Annika nickte und zog ihre Polarjacke an.
    Sie verließen das Zimmer. Im Aufzug stellte er sich ganz dicht an sie heran, sie spürte seinen Bauch an ihren Brüsten.
    »Woher wussten Sie, wo ich übernachten würde?«, fragte sie ihn.
    »Ihr netter Chef hat es mir erzählt, ich glaube, er heißt Jansson.«
    Der Aufzug hielt mit einem Ruck.
    »Ich bin direkt hinter Ihnen«, sagte Blomberg. »Wenn Sie ein braves Mädchen sind, wird die kleine Dame an der Rezeption die Chance haben, erwachsen zu werden.«
    Er presste sich noch enger an sie, ließ seine Hände in ihre Jackentaschen und zu ihrem Schoß hinabgleiten.
    Sie trat so heftig gegen die Tür, dass sie aufflog. Schnell zog er die Hände wieder aus den Taschen heraus und beförderte ihr Handy zu Tage. »Schön ruhig«, flüsterte er.
    Sie betraten die Lobby. Die junge Linda kam gerade aus der Küche, sprach in ein tragbares Telefon und lächelte sie freundlich an.
    Ruf die Polizei, versuchte Annika ihr mit einem feurigen Blick zu sagen, ruf die Polizei!
    Doch die junge Frau winkte ihnen nur zu und ging mit ihrem Telefon in ein Zimmer hinter der Rezeption.
    »Jetzt gehen wir raus«, flüsterte Hans Blomberg.
    Die Kälte biss auf der Haut, und sie spürte wieder seine Pistole im Rücken.
    »Und dann nach rechts«, sagte der Archivar, und sie ging auf wackligen Beinen an ihrem Mietwagen mit Ragnwalds Millionen im Kofferraum vorbei. Hans Blomberg zog an ihrem Arm und schob sie zu einem alten Passat, der vor einer Buchhandlung parkte.
    »Der Wagen ist offen«, sagte er. »Steigen Sie ein.«
    Annika gehorchte, der Sitz war eiskalt. Hans Blomberg ging um das Auto herum zur Fahrerseite.
    »Wo haben Sie denn den gestohlen?«, fragte Annika.
    »Auf Porsön«, antwortete Hans Blomberg und schloss den Wagen kurz.
    Sie rollten zum Wasser hinab und fuhren anschließend Richtung Eisenhüttenwerk. Zum dritten Mal am gleichen Tag fuhr Annika nun in das Industriegebiet im Stadtteil Lövskatan.
    »Wie sind Sie in mein Zimmer gekommen?«, fragte sie, starrte in den Rückspiegel und sah weit hinter sich ein allmählich größer werdendes Licht.
    Blomberg lachte ein wenig.
    »Das ist ein kleines Hobby von mir. Ich komme überall rein. Möchten Sie sonst noch was wissen?« Sie schloss die Augen und dachte nach.
    »Warum sind Sie jedes Mal anders vorgegangen?«
    Er zuckte mit den Schultern, bremste am Anfang des schmalen, für Kraftfahrzeuge gesperrten Weges ab und spähte durch die Windschutzscheibe hinaus.
    »Ich wollte ein bisschen experimentieren«, sagte er. »Beim Trainingslager in Melderstein im Sommer 1969 ernannte der Drache mich zu seinem Oberbefehlshaber. Ich sollte den bewaffneten Kampf führen, und wir übten den ganzen Sommer lang verschiedene Szenarien für Anschläge und Tötungsmethoden. Ich habe all die Jahre trainiert und mich weitergebildet. Wie weit müssen wir noch fahren?«
    »Bis zu der Überführung«, antwortete Annika und sah erneut verstohlen in den Rückspiegel, das Licht war näher gekommen. »Margit Axelsson erhielt nach dem Verschwinden des Drachen eine Warnung, bekamen Sie auch eine?«
    Wieder lachte Blomberg, diesmal jedoch lauter.
    »Aber, meine Liebe«, sagte er, »ich war es doch, der die Warnungen verschickt hat. Alle haben eine bekommen.«
    »Woher hatten Sie die Finger?«
    »Von einem kleinen Jungen, der bei einem Autounfall gestorben war«, antwortete Hans Blomberg. »Ich bin in die Leichenhalle eingebrochen und habe sie abgeschnitten. Aber machen Sie sich keine Sorgen, er hat sie nicht mehr vermisst.«
    Sie sah aus dem Fenster, bis sie wieder in der Lage war, zu sprechen.
    »Aber warum haben Sie ausgerechnet jetzt angefangen zu morden?«, sagte sie und sah ihn an. »Warum haben Sie so lange gewartet?«
    Er schielte zu ihr herüber und lächelte.
    »Sie hören mir nicht zu«, sagte er. »Die Revolution hat begonnen. Sie sollte kommen, sobald der Drache zurückkehrte. Das hat er damals versprochen, ehe er wegging, und jetzt ist er zurück.«
    »Göran Nilsson ist tot.«
    Hans

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