Der Rote Wolf
spielen, Mama?« »Das ist Papas Computer.«
»Aber Papa sagt, wir dürfen. Ich weiß, wie man ihn startet.«
»Schaut doch lieber im Fernsehen die Kinderstunde, sie fängt gleich an«, sagte sie und stellte die Verbindung zum Server der Zeitung her.
Der Junge verschwand mit hängendem Kopf. Während sich ihr Computer einwählte, schnitt sie den Dorsch in zwei Zentimeter dünne Scheiben, wendete diese in Salz und Mehl und legte sie in einen Fischtopf mit zerlassener Butter.
Während sie die drei Artikel abschickte, lauschte sie dem Zischen im Topf und beeilte sich, Zitronensaft über den Dorsch zu träufeln. Dann holte sie etwas gefrorenen Dill heraus und bestreute den Fisch damit, goss einen Deziliter Sahne, eine Tasse Wasser und Fischbouillon dazu und schüttelte ein paar Krabben in die Soße.
»Was gibt es zu essen, Mama?«, fragte Ellen und sah zu Annika auf.
»Liebes«, sagte Annika und bückte sich, um das Mädchen zu umarmen. »Komm her, komm, setz dich.«
Ihre Tochter kauerte sich auf ihrem Schoß zusammen und legte die Arme um ihren Hals.
»Meine Kleine«, sagte Annika, wiegte sie, blies in ihr Haar. »Hast du Hunger?«
Das Mädchen nickte schwach.
»Es gibt Fisch in Sahnesoße mit Reis und Krabben, das magst du doch, oder?«
Das Kind nickte wieder.
»Magst du mir helfen, einen kleinen Salat zu machen?« Nochmaliges Nicken.
»Okay«, sagte Annika, stellte ihre Tochter auf den Boden und zog einen Stuhl zur Arbeitsfläche neben dem Herd. »Hast du dir die Hände gewaschen?«
Das Mädchen lief ins Badezimmer und wusch sich die Hände am Becken, Annika spürte, wie ihr schwindlig wurde.
Sie holte eine kleine Schürze und ein Obstmesser, band die Schürze auf Ellens Rücken zu und zeigte ihr, wie sie das Messer halten sollte. Dann ließ sie das Mädchen ein Stück Gurke in Scheiben und Stäbchen schneiden, während sie selbst einen halben Kopf Eisbergsalat und einen kleinen Haufen Tomaten klein hackte. Schließlich goss sie Olivenöl, Balsamico und italienische Salatkräuter in eine Schüssel, und Ellen durfte mischen.
»Toll, nicht?«, sagte Annika, als sie die Schüssel auf den Esstisch stellte.
»Kannst du das Besteck verteilen? Du weißt doch, wo es liegt?«
»Du verpasst Björne«, schrie Kalle aus dem Fernsehzimmer, und das Mädchen ließ das Besteck in die Schublade zurückfallen und lief davon. Annika fiel auf, dass sie schmutzige Strümpfe anhatte.
Die Wohnungstür wurde aufgeschlossen. Sie hörte das Jubeln der Kinder und den Knall, als Thomas' Aktentasche auf der Bank im Flur landete.
»Hallo«, sagte er, als er in die Küche kam, und küsste sie auf die Stirn. »Mit wem hast du telefoniert?«
Sie stellte sich auf die Zehen, küsste ihn auf den Mund, legte die Arme um seinen Hals und hielt ihn fest. Aus irgendeinem Grund schoss ihr ein Bild von Forsberg, dem Kriminalpolizisten, durch den Kopf.
»Ich habe mit niemandem telefoniert«, sagte sie am Hals ihres Mannes.
»Aber die letzte halbe Stunde war immer besetzt.« Sie ließ ihn abrupt los.
»Oh, verdammt«, sagte sie, »ich bin im Internet.« Sie eilte zum Notebook, zerrte das Kabel heraus und schloss das Telefon wieder an.
»Wir können sofort essen«, sagte sie.
»Ich esse nicht mit«, erwiderte Thomas. »Wir haben heute Abend eine Besprechung mit dem Ministerium, ich esse mit der Arbeitsgruppen Annika blieb mit der Fischterrine in den Händen stehen. »Ich dachte, du würdest Tennis spielen gehen«, sagte sie erstaunt.
Die heißen Griffe des Topfs verbrannten ihr trotz der Topflappen die Finger, sodass sie zum Tisch eilen und den Topf auf dem Untersetzer abstellen musste.
»Der Typ vom Justizministerium wollte die Broschüre möglichst schnell auswerten und das mit einem Essen verbinden.«
»Du kannst dich doch wenigstens zu uns setzen und eine Kleinigkeit mitessen«, sagte Annika und zog Ellen den Stuhl heraus.
Sie schielte zu ihrem Mann hinüber, sah ihn lautlos seufzen, stellte den Reis auf den Tisch.
»Kalle«, rief sie in Richtung Fernsehzimmer. »Essen!« »Aber ich will das sehen«, schrie der Junge zurück. Sie füllte den Teller ihrer Tochter mit Reis und Fisch und stellte die Salatschüssel neben ihren Teller.
»Den Salat hat Ellen gemacht«, sagte sie erklärend in den Raum hinein. »Davon kannst du dir selbst nehmen, nicht wahr?«
Anschließend ging sie ins Fernsehzimmer und schaltete den Apparat aus. Der Junge jaulte wütend auf.
»Hör auf«, sagte Annika. »Essen ist wichtiger als Fernsehen, das
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