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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Portemonnaies, das er anschließend zusammen mit allen Papieren wieder in seine Aktentasche legte.
    »Für so was habe ich keine Zeit«, sagte er und machte Anstalten aufzustehen.
    Der Kellner verschwand.
    »Wir könnten doch besprechen, wie eine solche Auswertung bestehender Wertvorstellungen aussehen könnte«, meinte Sophia Grenborg. »Wo wir schon einmal hier sind. Außerdem könnten wir uns ansehen, wie wir die Rätschläge in der Broschüre deut licher formulieren können. Im Grunde ist das doch am wichtigsten" dass die Politiker sich in ihrer Position sicherer fühlen und wissen, wie sie mit Drohungen und Gewalt umgehen können.«
    »Ich habe extra mein Tennis abgesagt«, hörte Thomas sich im Jon eines enttäuschten Kindes sagen.
    Sie lächelte ihn an.
    »Und ich meinen Salsakurs. Die Regierung könnte uns für unsere Mühe wenigstens zum Essen einladen.« Er entspannte sich und erwiderte ihr Lächeln.
    Anne Snapphane stieg keuchend die Treppe hinauf, ihr Blick folgte der Rundung des Treppenhauses, und der Anblick der Wände beruhigte sie. Wie weit es doch bis in den zweiten Stock war, und sie war so wacklig auf den Beinen.
    Auf dem zweiten Treppenabsatz blieb sie einen Moment stehen und sah durch das bunte Glas eines Fensters auf den Hinterhof hinaus. In Annikas früherem Fenster im Hinterhaus brannte Licht.
    Es war so pittoresk hier, aber auch so eng. Sie würde es nicht mehr ertragen können, in der Stadt zu wohnen, das spürte sie. Ihr Kater setzte Anne ungemein zu.
    Annikas Wohnungstüren waren so hoch wie Kirchentüren und so schwer wie Stein. Sie klopfte vorsichtig, da ihr klar war, dass die Kinder sicher erst seit kurzem im Bett lagen.
    »Komm rein«, sagte Annika leise und trat zurück. »Ich will nur noch Kalle gute Nacht sagen, dann komme ich.«
    Anne ließ sich auf die Bank im Flur fallen und zog ihre widerspenstigen Schuhe aus. Sie hörte Annika lachen und den Jungen kichern und blieb in voller Montur sitzen, bis das Stirnband zu jucken begann.
    Anschließend ging sie ins Wohnzimmer mit den gigantischen Stukkaturen an der Decke, ließ sich auf die Couch fallen und legte den Kopf auf die Rückenlehne.
    »Möchtest du einen Kaffee?«, fragte Annika, als sie mit einem Teller Biskuits den Raum betrat.
    Bei dem bloßen Gedanken an Kaffee drehte sich Anne der Magen um.
    »Hast du Wein?«
    Annika stellte den Teller ab.
    »Thomas hat welchen«, sagte sie, »aber er ist so penibel damit. Nimm keinen von den teuersten, sie stehen …« Sie zeigte auf eine Vitrine.
    Auf einmal war es ganz leicht aufzustehen, Anne schwebte regelrecht zum Weinregal, drehte die Flaschen, las die Etiketten.
    »Villa Puccini«, sagte sie, »der kostet 82 Mäuse und ist fantastisch. Können wir den nehmen?«
    »Nimm ihn ruhig«, rief Annika aus dem Flur.
    Mit wenigen raschen Handgriffen drehte Anne die Kapsel ab, zwang den Korkenzieher in den weichen Korken und zog ihn mit solcher Kraft heraus, dass etwas Wein auf ihren Pullover spritzte. Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie ein Kristallglas aus dem Regal holte und die dunkelrote Flüssigkeit einschenkte. Der Geschmack war göttlich, intensiv und rund und gleichzeitig frisch, sie trank ein paar ordentliche Schlucke. Dann füllte sie ihr Glas von neuem und stellte die Flasche auf der Vitrine ab, setzte sich in die Ecke der Couch, zog einen der kleinen Beistelltische zu sich heran und platzierte das Glas darauf. Plötzlich erschien ihr das Leben viel einfacher.
    Annika betrat das Wohnzimmer und atmete auf. Wenn die Kinder im Bett waren, fiel eine zentnerschwere Last von ihren Schultern. Sie musste nicht mehr wie eine Verrückte rennen, aber langsamer zu werden bedeutete auch, eingeholt zu werden. Die Gedanken kehrten zurück, und sie nahm die Leere wieder wahr.
    Die Wohnung wurde zu einer Wüste, in der sie rastlos umherirrte, zu einem Gefängnis mit Stukkaturen und Paneelwänden.
    Sie ließ sich mit leichtem Körper und leerem Kopf auf die Couch fallen und merkte, dass sie fror. Sie zog ihre Beine unter sich betrachtete ihre Freundin und erkannte Annes verletzliche Nervosität, sah die angespannten Gesichtszüge und wie sie unermüdlich nach dem Schalter suchte, durch den die Welt wieder ins Lot gebracht werden konnte. Und sie wusste, Anne würde ihn nicht finden, denn sie hatte selbst gelernt, dass der Trick darin bestand, zu entsagen, abzuschalten, das innere Gleichgewicht einfach kommen zu lassen.
    Anne Snapphane kippte Thomas' Wein in großen Schlucken herunter.
    »Ich

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