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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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mir jetzt und hier die richtige Wahl zu sein«, meinte sie.
    Er hob die Hand, stoppte einen Kellner und bestellte ebenfalls ein großes Bier.
    »Wie findest du die Broschüre?«, fragte sie.
    Thomas hob seine Aktentasche auf den Schoß, klickte sie auf und legte einen dünnen Stapel Unterlagen auf den Tisch, die Drucksache zuoberst.
    »Im Großen und Ganzen gut«, sagte er und stellte die Aktentasche wieder auf den Boden. »Es gibt da nur ein paar Dinge, die bei der Endredaktion zu schwammig formuliert worden sind. Unsere Ratschläge dazu, wie sich gefährdete Politiker verhalten sollen, müssten noch klarer sein, dürfen zwar nicht verängstigen, müssen jedoch zu Ernsthaftigkeit und Reflexion ermahnen.
    Vielleicht sollten wir auch noch ein paar Statistiken über ihre Reaktionen und ein paar Zahlen zu den Delikten einbauen.«
    Mit diesen Ausführungen gab Thomas eigentlich nur Annikas spontane Kommentare wieder, die die Broschüre unmittelbar vor seinem Aufbruch flüchtig durchgeblättert hatte. Sophia Grenborg blinzelte und wirkte beeindruckt.
    Er streckte sich.
    »Das sind wirklich gute Anmerkungen«, meinte sie. »Darf ich sie mir aufschreiben?«
    Er nickte kurz und sah sich nach dem Mann vom Ministerium oder auch nach seinem Bier um.
    »Ich habe da noch über etwas anderes nachgedacht«, fuhr Sophia fort, während sie gleichzeitig in ihren kleinen Block schrieb.
    »Was würdest du davon halten, eine Analyse der gesellschaftlichen Wertvorstellungen vorzunehmen? Wir sollten untersuchen, was die Gesellschaft eigentlich von Drohungen und Gewalt gegen unsere demokratisch gewählten Volksvertreter hält.«
    Er sah sie an und merkte, dass er nicht richtig zugehört hatte. »Wie meinst du das?«
    Sie legte Block und Stift in ihre Handtasche zurück. »Also«, setzte sie an, »wie bewerten die Menschen in unserer Gesellschaft die Versuche, Politiker zum Schweigen zu bringen? Sollten wir uns das nicht einmal genauer ansehen?«
    Thomas runzelte die Stirn und bemühte sich, seine Begeisterung zu verbergen.
    »Du meinst, wir sollten untersuchen, wie die Menschen auf das Phänomen reagieren?«
    »Ja«, sagte sie und beugte sich vor, »und gleichzeitig sollten wir die Möglichkeit untersuchen, die Wertvorstellungen, die ihren Reaktionen zugrunde liegen, durch eine Schärfung des politischen Bewusstseins zu verändern.« Er nickte bedächtig.
    »Dazu sollten wir vielleicht eine Pressemappe erstellen«, sagte er, »eine Debatte anleiern, ein bisschen gute alte Meinungsbildung betreiben.«
    »Ja, genau!«, sagte sie begeistert. »Wir könnten die Presseabteilung für Pressemitteilungen und schnelle Berichte engagieren.«
    »In den Zeitungen Artikelreihen über unsere neuen Helden lancieren«, ergänzte Thomas und sah die Schlagzeilen schon vor sich. »Die Lokalpolitiker, die in ihren Städten und Gemeinden den Kampf gegen Rechtsextreme und Anarchisten aufnehmen.«
    »Wir müssen nur darauf achten, die Gefahr nicht zu übertreiben und dadurch Menschen zu verschrecken, die erwägen, sich politisch zu betätigen«, sagte Sophia.
    »Sind Sie das, die zu einer Besprechung wollen?«, fragte der junge Kellner und stellte das Bierglas auf Thomas' Arbeitsunterlagen ab.
    Blitzschnell hob er das Glas wieder hoch und sah, dass es ihm nicht gelungen war, einen Schaumring auf dem Vorschlag deutlicherer Richtlinien zu verhindern.
    »Cramne hat gerade angerufen«, fuhr der Kellner fort, »er hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, dass er heute Abend doch nicht kommen kann. Macht 32
    Kronen.«
    Der Kellner blieb vor ihnen stehen und wartete offenbar auf die Bezahlung für das Bier.
    Thomas wurde wütend.
    »Verdammt noch mal«, sagte er. »Was soll das denn?« Sophia Grenborg richtete sich auf und lehnte sich zu dem Kellner vor.
    »Hat er einen Grund genannt?«
    Der junge Mann zuckte mit den Schultern und trat, ungeduldig auf sein Geld wartend, von einem Fuß auf den anderen.
    »Er hat nur gesagt, dass er nicht kommen kann und dass ich Ihnen das mitteilen soll. Und dann meinte er noch, Sie könnten runtergehen und was essen, er übernimmt die Rechnung, wenn er das nächste Mal vorbeikommt.«
    Thomas und Sophia Grenborg wechselten einen Blick.
    »Per Cramne wohnt hier«, erläuterte der Kellner und zeigte mit einem Stift zur Decke. »Fünfter Stock. Er ist jede Woche mehrmals hier. Der Tisch im Speisesaal unten ist schon gedeckt, hinter den Toiletten die schmale Treppe hinunter.«
    Thomas fischte exakt 32 Kronen aus dem Münzfach seines

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