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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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einmal.«
    Annika zitterte am ganzen Körper, als sie sich Notizen machte. »Haben Sie schon etwas gefunden?«
    »Wir werden mit Informationen dieser Art sehr vorsichtig sein.« Es wurde wieder still.
    »Eine undichte Stelle«, sagte Annika. »Sie vermuten, dass jemand im Präsidium die Identität des Jungen preisgegeben hat.«
    Sie hörte ihn am anderen Ende der Leitung seufzen.
    »Es gibt viele, die etwas erzählt haben könnten, nicht zuletzt er selbst. In den Massenmedien ist er niemals namentlich genannt worden, aber mindestens zwei seiner Freunde wussten, dass er der Zeuge war. Seine Mutter hat es ihrem Vorarbeiter erzählt. Und Sie?«
    »Niemandem«, antwortete sie. »Da bin ich mir ganz sicher.«
    Es wurde wieder still, zögerlich still, sie war nicht aus Lulea, er wusste nicht, woran er mit ihr war, sie war eine Großstadtjournalistin, mit der er vielleicht nie wieder zu tun haben würde. Woher sollte er wissen, wie ausgeprägt ihr Verantwortungsgefühl war?
    »Sie können sich auf mich verlassen«, sagte sie gedämpft. »Ich möchte, dass Sie das wissen. Was kann ich bringen?«
    »Erwähnen Sie bitte nicht den Tathergang, den haben wir nicht an die Presse gegeben. Zitieren Sie mich nur mit den Worten, dass es ein entsetzlicher Mord war und die Polizei von Lulea schockiert ist über die Brutalität der Tat.«
    »Kann ich die Mutter bringen? Dass sie ihn gefunden hat?«
    »Das ergibt sich ja fast von selbst, das können Sie schreiben, aber setzen Sie sich bitte nicht mit ihr in Verbindung. Im Übrigen ist sie ohnehin nicht zu Hause, ich glaube, die Jungs von der Streife haben sie in die psychiatrische Notaufnahme gebracht. Sie hatte niemanden außer dem Jungen. Der Vater ist ein richtig tragischer Fall, einer von denen, die saufend vor dem Einkaufszentrum sitzen und die Geschäftsinhaber an der Storgatan terrorisieren.«
    »Er kommt als Täter nicht in Frage?«
    »Der Vater des Jungen saß gestern seit 17 Uhr in der Ausnüchterungszelle und wurde heute Morgen um sieben zum Entzug nach Boden gefahren.«
    »Das nenne ich mal ein wasserdichtes Alibi«, meinte Annika. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Suchen Sie nach etwas Bestimmtem, das wir in der Zeitung besonders betonen können?«
    »Der Letzte, der mit Sicherheit weiß, dass er den Jungen lebend gesehen hat, war der Busfahrer, der gestern Abend die letzte Fahrt nach Svartöstaden hatte. Die Endhaltestelle erreichte er kurz nach zehn. Einer vorläufigen Schätzung zufolge starb der Junge unmittelbar danach, wenn ihn also jemand um diese Uhrzeit gesehen hat, wäre es schön, wenn diese Person sich bei uns melden würde.«
    »Haben Sie den Busfahrer überprüft?«
    Suup seufzte schwer.
    »Ja, und alle Fahrgäste«, sagte er. »Wir werden dieses Schwein schon erwischen.«
    Auf einmal kam ihr ein Gedanke.
    »Im Kinderzimmer, sagten Sie? Wie kam der Täter denn in die Wohnung?«
    »Es war nichts aufgebrochen.«
    Annika dachte nach und zwang sich, ihre Schuldgefühle zu verdrängen, obwohl sie wusste, dass sie vergeblich vor ihnen davon rannte, denn ihr war nur allzu bewusst, wie wenig Adrenalin und Konzentration gegen Schuldgefühle ausrichten konnten.
    »Also könnte er den Täter auch selbst in die Wohnung gelassen haben«, sagte sie. »Möglicherweise war es also jemand, den er kannte.«
    »Vielleicht ging der Mörder aber auch hinein, ohne anzuklopfen, oder wartete im Dunkeln auf ihn. Das Schloss der Wohnungstür war ungefähr so sicher wie das eines Holzschuppens. Einmal fest gezogen, und die Tür ging auf.«
    Sie zwang sich, klar zu denken. Die Gedankensprünge des Kommissars verwirrten sie.
    »Also, was kann ich schreiben?«, fragte sie erneut. »Kann ich mit diesen Informationen an die Öffentlichkeit gehen?«
    Der Polizeibeamte klang auf einmal sehr müde.
    »Schreiben Sie, was Sie wollen«, sagte er und legte auf.
    Annika blieb mit dem Hörer in der Hand und einer Reihe von Fragen zu Ragnwald zurück, die sie sorgsam auf ihrem Block notiert hatte.
    Kaum hatte sie den Hörer aufgelegt, da klingelte das Telefon. Es war ein interner Anruf.
    »Könnten Sie bitte kurz zu mir kommen?«, sagte Anders Schyman.
    Sie blieb wie gelähmt sitzen, versuchte verzweifelt, die Wirklichkeit wieder in den Griff zu bekommen, und ließ den Blick über das Durcheinander auf ihrem Schreibtisch schweifen. Block und Stifte, Zeitungen und Computerausdrucke und andere alltägliche Dinge lagen dort, Wahrheitserzeuger, Stabilitätswerkzeuge. Sie ließ zu, dass ihre Schuld sie

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