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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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verzagte, Enttäuschung breitete sich in ihr aus.
    Sie biss sich auf die Wange, ihre Handflächen juckten, sie musste weitersuchen.
    Also wechselte sie wieder zu Google, gab Karlsvik und NiederLulea ein und erhielt neunzehn Treffer. Der erst galt der Lebensbeschreibung des Sägemeisters Olof Falck in Hälleström (1758-1839) in der heutigen Kirchengemeinde Norrfjärden in Pitea, woraufhin sie sich die Seite ansah und eine Nachfahrin des besagten Falck fand, eine gewisse Beda Markström, geboren 1885, die sich als Erwachsene in der Kirchengemeinde NiederLulea in Karlsvik niedergelassen hatte. Anschließend suchte sie den Ort auf einer Landkarte und fand ihn.
    Karlsvik war ein kleines Dorf in der Nähe von Lulea, auf der anderen Seite des Flusses.
    Sie lehnte sich zurück. Als sie erkannte, was sie herausgefunden hatte, bekam sie einen trockenen Mund, und ihre Finger zuckten.
    Sie notierte sich ein paar Stichworte und wählte die Nummer des Chefredakteurs.
    »Hätten Sie ein paar Minuten Zeit?«
    Die Luft im Konferenzraum des Gemeindetags in der siebten Etage war verbraucht. Der Geruch von Kaffee und altem Nikotin vermischte sich mit den Schweißausdünstungen von Männern mittleren Alters in Wolljacketts.
    Thomas wischte sich den Schweiß von der Stirn, schob unwillkürlich einen Finger unter den Krawattenknoten und zog ihn auf, um besser Luft zu bekommen.
    Es war die erste offizielle Besprechung der Kongressarbeitsgruppe, und die Hierarchien und Strukturen innerhalb der Gruppe hatten sich noch nicht eingespielt. Im Verlauf der Sitzung war freundliches Schulterklopfen immer mehr einem Abstecken von Revieren gewichen, und Thomas schätzte, dass sie noch mindestens eine weitere Marathonbesprechung benötigen würden, bis die eigentliche Arbeit in Gang kam.
    Auf dem gemeinsamen Kongress von Landtagsverband und Schwedischem Gemeindetag in Norrköping im Juni sollte eine große und wichtige Frage diskutiert werden. Die beiden Verbände wollten zwar getrennte Kongresse abhalten, aber es sollte auch mehrere gemeinsame Veranstaltungen geben. Die Kernfrage war eine mögliche Fusion der beiden Verbände. Das gemeinsame und übergreifende Thema des gesamten Kongresses lautete: »Der Bürger und die Zukunft«.
    Thomas riss die Augen auf und starrte den Zeitplan des Kongresses an.
    Er konnte ihr nicht entkommen, Sophia war überall. Nun saß sie zwischen den Zeilen im Vorschlag des Vorstands für ein langfristiges Arbeitsprogramm: Ihre hochhackigen Schuhe wanderten über das Dokument zur Zusammenarbeit und die Mappe mit Kongressakten, die an die Vertreter des Landtagsverbands verschickt werden sollten.
    Thomas lehnte sich zurück, lauschte der monoton vorgetragenen Rede des Gemeindedirektors und ließ seinen Blick über die versammelten Kollegen schweifen.
    Sophia in Nadelstreifenkostüm und Seidenbluse mit blendend weißen Zähnen und Apfelhaaren am Fenster.
    Sophia in einem Spitzen-BH und mit leicht geöffneten Lippen, an ein Flipchart gelehnt.
    Sophia ohne Slip ritt den Overhead-Projektor.
    Er räusperte sich, schüttelte den Kopf und zwang sich, in die Wirklichkeit zurückzukehren.
    Am gegenüberliegenden Ende des Designer-Tisches, saß der Informationsdirektor, der gleichzeitig Vorsitzender der Projektgruppe war, und unterhielt sich flüsternd mit dem Projektleiter und einem der Verantwortlichen für die sachlichen Inhalte. Zwei Mitarbeiter, die für die Abwicklung der Verwaltung zuständig waren, schenkten sich Kaffee nach und griffen nach den schnell trocken werdenden Kuchenstückchen. Die übrigen Abteilungsleiter hatten sich Plätze in Fensternähe gesucht, wo sie ihre Jacketts gegen die Rückenlehnen der Stühle pressten und tunlichst den Eindruck zu vermeiden suchten, dass ihnen das Gähnen im Hals steckte.
    Das war seine Wirklichkeit, Sophias Wirklichkeit.
    Und dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, der ihn ganz matt werden ließ: Was machte Annika in diesem Moment? Was wusste sie von seiner Wirklichkeit?
    Ohne dass er es bemerkt hatte, war die Besprechung mit scharrenden Stühlen und erleichterten Ausrufen beendet worden. Er fing sich und sammelte langsam seine Dokumente ein.
    »Samuelsson«, sagte eine Stimme über ihm, sodass er rasch aufblickte. »Wie läuft eigentlich die Zusammenarbeit mit dem Landtagsverband?«
    Thomas stand auf, gab dem Informationsdirektor die Hand und wusste beim besten Willen nicht, was er darauf antworten sollte.
    »Eigentlich ganz gut«, sagte er schließlich und schluckte

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