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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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froh über das gute Geschäft. Andernfalls hätten sie ohnehin beides zurücklassen müssen. Als der alte Soldat dann auch noch mehr zahlte, als Karren und Esel wert waren, schien fast wieder alles in Ordnung zu sein.
    Myrel war nicht klar, was Krieg genau bedeutete, doch sie wusste, dass Soldaten in den Kampf zogen und alle anderen in den Städten Schutz suchten, um nicht getötet zu werden.
    Sie fand den Krieg aufregend. Endlich nahmen ihre Eltern sie mit nach Turmstein, und ihre Mutter hatte ihr versprochen, dass sie sich dort ein neues Kleid aussuchen dürfe. Allerdings waren Vater und Mutter nicht so angetan von der Vorstellung, längere Zeit in Turmstein verbringen zu müssen. Sie machten sich Sorgen um Haus und Hof.
    Myrel hatte ihre Sachen schon vorgestern gepackt, und Mutter hatte sie dafür gelobt. Sie brauchte aber auch bei weitem nicht so viel mitzunehmen; nur ein paar Dinge zum Anziehen, ein wenig Bettzeug und Petty. Sie hätte auch gern Teck, den Kater, mitgenommen, doch die Mutter hatte gesagt, das Leben in der Stadt sei nichts für eine Katze, und außerdem müsse Teck auf den Hof aufpassen. Sie meinte, der Kater habe schon so viele Gefechte in seinem Leben ausgetragen, da käme es auf einen Krieg mehr oder weniger nicht an. Myrel hatte sich vorgenommen, später, wenn sie groß wäre, zusammen mit Teck auf den Hof aufzupassen. Sie würde eine große Schwertkämpferin werden und den Hof vor allen Feinden schützen. Dann müssten ihre Eltern auch nicht so viele Sachen einpacken, und wenn sie wiederkämen, würden sie ihr zur Belohnung ein Geschenk mitbringen.
    Wenn ich doch nur groß sein könnte , dachte Myrel. Dann hätte sie natürlich auch niemals vor dem Oger Reißaus genommen. Sie hätte ihr Schwert gezogen und diesen Unhold vertrieben. Ihr Vater hatte ihr gesagt, dass Oger immer Kreaturen Tabals blieben, Bündnis hin oder her. Er meinte überdies, wenn man das Böse in sein Haus einlädt, sollte man sich nicht wundern, wenn man selbst zum Nachtisch wird.
    »So, du dicker Oger, nun schick ich dich zurück in die roten Berge, und zwar ohne Nachtisch«, ließ sie die Strohpuppe zu dem Steinhaufen sagen.
    Ein klagendes »Miau« drang von oben zu ihr herunter.
    Myrel ließ ihre Strohpuppe fallen und lief ein Stück zurück zum Tor, um besser auf den Heuboden schauen zu können.
    »Miez, miez! Komm runter, Teck. Du sollst den Hof bewachen und die bösen Elfen verjagen, wenn sie kommen. Miez, miez! Was ist los mit dir? Ich habe dir doch vorhin deinen Napf aufgefüllt. Hast du keinen Hunger?«
    Auf dem Heuboden rührte sich nichts. Nur ein leichter Geruch von verdorbenem Fisch lag in der Luft. Myrel wollte gerade ihre Puppe wiederholen und nachsehen, wie weit ihre Eltern mit dem Verpacken des Hausstands waren, da hörte sie eine heisere, krächzende Stimme von oben.
    »Lauf nicht weg, Kleine. Du solltest Miez nicht zurücklassen, ohne ihr auf Wiedersehen zu sagen.«
    Myrel wirbelte herum und starrte auf den Heuboden.
    »He, wer bist du?«
    Ein Schatten zeichnete sich oben neben dem Fenster ab. Myrel hätte schwören können, dass er vor einem Moment noch nicht dort gewesen war.
    »Mein Name ist Sabriel. Ich reise im Land herum und zeige allen, wie sie am besten gegen ihre Feinde kämpfen können.«
    »Bist du so etwas wie ein Schwertmeister?«
    »In der Tat, als solcher bezeichne ich mich. Um genau zu sein, bin ich sogar ein Großmeister. Ich bin gekommen, weil deine Miezekatze mich gerufen hat. Sie möchte, dass ich dich zu einer Schwertkämpferin ausbilde.«
    Myrel dachte einen Moment nach.
    »Wieso kannst du verstehen, was sie sagt? Sprichst du die Sprache der Tiere?«
    »Ja, ich spreche alle Sprachen.«
    »Auch die der Drachen?«
    »Natürlich, aber das ist die schwierigste von allen.«
    Myrel war begeistert, wenn auch immer noch nicht ganz überzeugt. Doch die Verlockung, zur Schwertmeisterin ausgebildet zu werden, war einfach zu groß.
    »Bitte, bring mir bei, richtig mit dem Schwert zu kämpfen, bitte, bitte, bitte.«
    Der Schatten hinter den Heuballen wuchs.
    »Du musst mir erst einige Fragen beantworten, damit ich erkennen kann, ob du würdig bist«, sagte Sabriel.
    »Gut, fang an!«, rief Myrel aufgeregt.
    »Also, meine erste Frage: Waren in letzter Zeit Fremde hier?«
    Myrel lachte. »Das ist leicht. Gestern Morgen war ein dicker Oger hier, aber mein Vater hat ihn verjagt.«
    »Ein Oger, soso. Dein Vater scheint ein mutiger Mann zu sein. Und was wollte der Oger?«
    »Er wollte die bösen Elfen

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