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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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gesellte.
    »Was macht ein, verzeiht mir, wenn ich das so sage, aber: ein alter Mann wie Ihr des Nachts in der Wüste?«, erkundigte sich der Zwerg.
    »Nennt mich Elliah«, erklärte sein Gegenüber. »Ich bin auf der Reise zur Ogerstadt, um dort einen Tauschhandel zu tätigen.«
    Glimdibur musste lächeln. Er hatte schon viele Ausdrücke für den Drachenhorst gehört, doch Ogerstadt war bis jetzt nicht dabei gewesen.
    »Ogerstadt? Es ist doch wohl eher eine Behausung als eine Stadt.«
    Das schien die Aufmerksamkeit von Elliah zu wecken. Er musterte den Zwerg vor sich genauer und fixierte seine Augen.
    Glimdibur wich den Blicken des Mannes aus.
    »Na, na, dass soll doch wohl kein Techtelmechtel werden, oder versucht Ihr mich zu verhexen?«
    Elliah brach den Blickkontakt ab.
    »Leider reichen meine Kräfte nicht aus.«
    Glimdibur nahm es als Scherz hin, konnte aber die Unsicherheit in seinem Lachen nicht verbergen.
    »Das muss aber ein gutes Geschäft sein, wegen dessen Ihr Euch allein auf die Reise zu diesen ungehobelten Barbaren macht. Sie gehen nicht gerade zimperlich mit Fremden um, außerdem besitzen sie kaum etwas, worum es sich zu feilschen lohnt.«
    »Es kommt nicht auf den Wert der Ware und dessen Bezahlung an. Es hat nur etwas mit dem Nutzen für beide Parteien zu tun.«
    Glimdibur dachte über diese Worte nach, konnte sich aber keinen Reim darauf machen.
    »Wenn ich Euch so ansehe, frage ich mich, was die Oger von Euch erhalten könnten, dass ihnen von Nutzen ist«, grübelte er.
    »Sie behalten ihr Leben und den Fortbestand ihrer Rasse.«
    Glimdibur wurde der Alte allmählich unheimlich. Körperlich war er ihm zwar überlegen, aber man konnte nie wissen, auf was man sich wirklich einließ, wenn man einen Menschen herausforderte.
    »Tja, es war schön mit Euch geplaudert zu haben, aber ich muss mich wieder auf den Weg machen. Es ist einfacher für mich, in der Nacht zu laufen. Kann ich Euch noch irgendwie behilflich sein?«
    Elliah schien nicht verwundert über den plötzlichen Aufbruch.
    »Ja, wisst Ihr vielleicht, wo ich die nächste Wasserquelle finden kann?«
    Das brachte Glimdibur nun vollkommen aus dem Konzept.
    »Hier in der Wüste? Das Einfachste wäre es wohl, fünfzig Schritt tief zu graben. Wartet, ich lasse Euch einen Bierschlauch zurück. Mein Proviant reicht noch länger.«
    Mit einer Geste des Dankes nahm Elliah das gegerbte Ziegenleder entgegen. Glimdibur ließ ihn allein zurück am Feuer und war schnell in der Dunkelheit verschwunden.
    Elliah saß am Feuer und zog behutsam den Korken aus dem Trinkschlauch. Mit einem Auge schaute er in die Öffnung und schüttelte dabei den Schlauch hin und her. Vorsichtig setzte er ihn an seinen Mund und nahm einen winzigen Schluck. Er verzog das Gesicht und spuckte das Bier sofort wieder aus. Den restlichen Inhalt vergoss er auf der roten Erde und beobachtete, wie der Sand die Flüssigkeit gierig schluckte.
    »Grauenvolles Gebräu«, murmelte er zu sich selbst. »Allein dafür hätte ich dich töten sollen.«
    Elliah stand auf und warf das leere Ziegenleder auf die Feuerstelle. Er schaute einen Moment auf den Boden und fand, wonach er suchte. Mit zwei großen Schritten hatte er den Platz seiner Wahl gefunden, stellte sich aufrecht hin und begann sich um die eigene Achse zu drehen. Zuerst, indem er seine Füße abwechselnd in neunzig Grad Stellung setzte, dann plötzlich ganz ohne eigenes Zutun. Er drehte sich wie eine kleine geschnitzte Figur auf einer Spieluhr und bohrte sich langsam in die Erde. Innerhalb weniger Augenblicke war er vom roten Sand der Wüste verschlungen worden, so wie das Bier des Zwerges kurz zuvor.

7
Zuhause bei Feinden
    Glimdibur klopfte sich den roten Sand von den Schuhen und zog das Schnürband fester um den Schaft. Der Aufstieg in die Berge ließ es nicht zu, mit sich und seiner Ausrüstung fahrlässig umzugehen. Jeder Fehltritt, jedes Abrutschen konnte den Tod bedeuten, selbst für einen erfahrenen Zwerg, der mehr Tunnelgänge in den Fels getrieben hatte, als es Rattenlöcher unter einer Stadt gab.
    Er dachte nicht mehr an den seltsamen Mann, den er vor zwei Nächten in der Wüste getroffen hatte. Verrückte und größenwahnsinnige Spinner gab es überall.
    Vielmehr beschäftigten ihn noch immer die Vorkommnisse im Drachenhorst. Die Tat war unverzeihlich, und dennoch trennten Recht und Unrecht nur wenige Jahre. Er tröstete sich damit, dass es noch nicht lange her war, als es eine Zeit gab, da man Oger töten konnte, ohne mit

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