Der Rucksackmörder
wenig Hoffnung bedeuten.
Doch der Drucker des Geldinstituts kennt keine Gnade. Er hat nur eine Antwort:
********* KEINE UMSÄTZE VORHANDEN *********
Herbert Schmidl geht zu dem Reisebüro, bei dem Simone den Flug gebucht hat. Ein internationales Unternehmen mit Filialen in München, Frankfurt, Regensburg und Miami. Er erkundigt sich, ob er den Rückflug, den Simone gebucht und nicht in Anspruch genommen hatte, zurückerstattet erhält. Herbert Schmidl fragt nach, weil er weiß, dass Simone eine Reiserücktrittsversicherung abgeschlossen hat. Er ist kein Versicherungskaufmann, sondern Busfahrer.
Nach fast einem Jahr erhält er die lapidare schriftliche Antwort: »Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass es nicht möglich ist, den Flugpreis für den Rückflug von Sydney nach Frankfurt zurückzuerstatten.
Bitte haben Sie für die lange Bearbeitungszeit Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen …«
Hier verfährt man offensichtlich anders als in Australien.
Nachdem das Verschwinden von Simone bekannt wird, erklärt sich eine australische Fluggesellschaft spontan bereit: »Sobald Ihre Tochter aufgefunden wird, sind wir selbstverständlich bereit, Ihre Tochter kostenlos nach Deutschland zurückzufliegen.« Nach fast zwei Jahren löst sie ihr Versprechen ein.
Zwei Familien suchen nach ihren Töchtern Gill und Ray Walters saßen zu Hause in Wales und grübelten, wieso ihre Tochter Joanne plötzlich nicht mehr anruft. Sie können nicht verstehen, weshalb sie seit nunmehr zwei Wochen, seit Mitte März 1992, keine Nachricht mehr von ihr erhalten haben.
Woche um Woche vergeht, und die Walters werden immer unruhiger. Sie klammern sich an die abstraktesten Vorstellungen, warum ihre Tochter nicht anrufen kann. Es wird sich alles erklären, reden sich die Eltern ein. Ende Mai beschließt der Vater, zur Bank zu gehen, die das Konto von Joanne führt. Er will erfahren, aus welcher Stadt in Australien ihr Konto belastet worden ist. So würde man wenigstens wissen, in welcher Stadt sie sich aufhält. Die erschreckende Antwort des Bankangestellten: Seit dem 15. April habe es keinerlei Kontenbewegungen mehr gegeben.
Zur selben Zeit begannen sich auch die Eltern von Caroline Clark in Slaley in Großbritannien Sorgen um ihre Tochter zu machen. Doch so sehr sich Ian Clark auch bei den australischen Behörden nach dem Verbleib seiner Tochter Caroline erkundigte, er konnte keine konkreten Aussagen der Beamten erhalten.
Eines Abends klingelt das Telefon in dem noblen Haus der Familie Clark in der Grafschaft Northumberland. Seine Frau Jacqueline hebt den Hörer ab und ruft ihren Mann:
»Ein Herr Walters möchte dich sprechen«, vernimmt Ian Clark von seiner Frau und fragt verwundert: »Wer?«
»Ein Herr Walters«, ihre knappe Antwort.
»Kenne ich nicht, wer soll denn das sein?«
»Nun komm schon, er will dich sprechen«, und die Betonung lag auf dem Wort dich«.
»Clark, mit wem spreche ich bitte?«
»Mit Ray Walters«, erfährt er aus dem Hörer.
Nun benötigt Ian Clark, ein großer stattlicher Mann mit Brille, einen Stuhl. Nur mit Mühe konnte er den Anrufer verstehen, zu aufgeregt klang dessen Stimme. Er hört nur immer wieder den Namen seiner Tochter Caroline.
Zwischenzeitlich hat seine Frau mitbekommen, dass es bei dem Anruf um ihre Tochter geht, und so steht sie neben ihrem Mann und versucht mitzulauschen, was dieser Herr Walters zu berichten hat.
Dass seine Tochter Joanne in Australien spurlos verschwunden sei, erzählt er. Dass er seit Wochen kein Lebenszeichen mehr von ihr habe. Ray Walters berichtet von seinen unzähligen Anrufen bei den Menschen, bei denen seine Tochter gearbeitet hatte. Dass auch die Polizeistationen in Sydney den besorgten Eltern nicht helfen konnten. Dann hätten sie sich daran erinnert, dass ihre Tochter immer von einer Freundin mit Namen Caroline gesprochen hatte, die auch aus Großbritannien komme und mit der zusammen sie durch Australien gereist sei. Schließlich hätten sie von einem Farmer, der die beiden beschäftigt hatte, den Namen dieses Mädchens bekommen: Caroline Clark.
Erschüttert muss die Familie Clark zur Kenntnis nehmen, dass diese Familie in ebenso großer Sorge um deren Tochter ist wie sie selbst um ihre.
Die Familien Clark und Walters beschließen, gemeinsam vorzugehen und die englische Polizei von den vermissten Töchtern zu benachrichtigen. Sie erstatten eine Vermisstenanzeige, in der Hoffnung, über die Polizei in England eine Suchaktion in Australien
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