Der Rucksackmörder
haben die menschlichen Überreste eines Kopfes, eines Mädchenschädels mit langen dunklen Haaren, freigelegt. Erschüttert sehen sie sich an, und keiner der beiden will begreifen, was sie doch sehen. Es vergehen einige schweigende Minuten, bis sie ihrer Sinne wieder mächtig sind. Dann verständigen sie die Polizei.
Glücklicherweise hat einer der beiden ein Handy bei sich.
»Bitte kommen Sie schnell, wir haben eine Leiche gefunden«, stottert er in das Handy.
»Bitte beschreiben Sie genau, wo Sie sich befinden. Und bleiben Sie an der Stelle stehen, wir kommen sofort«, die Antwort der Polizei.
Doch in ihrer Aufregung gelingt es ihnen nicht den genauen Standort zu beschreiben. So lässt sich der Polizeibeamte die Handynummer geben.
»Sobald wir im Belanglo Forest angekommen sind, rufe ich Sie wieder an«, teilt der Beamte dem Anrufer noch mit, und auch seine Stimme ist nicht mehr sicher.
Es ist gegen 16 Uhr, als die Beamten im Wald eintreffen.
Dank des Handys hat man die beiden Wanderer schnell gefunden. Die Fundstelle wird weiträumig abgeriegelt Einige Dutzend Beamte werden an den Fundort beordert. Die Spurensicherung macht sich an die Arbeit und die übrigen Beamten suchen Zentimeter für Zentimeter die Umgebung ab.
Als die Dunkelheit hereinbricht bringt man die gefundenen sterblichen Überreste von der Fundstelle zur städtischen Gerichtsmedizin. Man beschließt am nächsten Tag mit der Suche fortzufahren. Hektisch sucht man im Polizeirevier die Vermisstenmeldungen heraus, und man vermutet dass es sich bei der gefundenen Leiche um die seit dem 30.12.1989
vermisste Australierin Deborah Everist handelt. Aus den Akten entnehmen die Beamten, dass sie nicht alleine, sondern mit ihrem Freund James Gibson unterwegs war. Sie sind daher sicher, in der Nähe der Fundstelle auch die Leiche ihres Freundes zu finden. Und in der Tat – dreißig Meter von der ersten Fundstelle entfernt wird man erneut fündig. Auch hier wieder ein künstlich errichteter Laubhügel. Doch als man die darin verborgenen menschlichen Überreste freilegt erkennt man, dass es sich bei dem Leichnam nicht um einen Mann handelt sondern um eine entsetzlich zugerichtete junge Frau.
Die Gerichtsmedizin stellt fest, dass es sich bei den beiden Leichen um die von Joanne Walters, zweiundzwanzig Jahre alt und um die von Caroline Clarke, einundzwanzig Jahre alt, handelt. Beide Frauen werden seit dem 18.4.1992 vermisst.
Die Obduktion im Gerichtsmedizinischen Institut von Sydney ergibt ferner:
Joanne Walters wurde sexuell missbraucht und mit 16
Messerstichen in die Brust getötet. Ein Stich wurde mit solcher Wucht ausgeführt, dass er den Leib durchdrang und die Wirbelsäule durchtrennte. Durch diesen Stich wurde die junge Frau körperabwärts gelähmt. Aufgrund der langen Zeitspanne, die zwischen dem Tod und dem Auffinden des stark mumifizierten Leichnams vergangen ist, konnte die genaue Todesursache nicht mehr festgestellt werden. Doch ein um den Hals des Mädchens geschnürtes Stoffband deutet darauf hin, dass sie zunächst zu Tode geknebelt wurde. Auch Caroline Clark wurde sexuell missbraucht, sie starb an zehn Einschüssen in den Kopf, die ihr Gesicht fast bis zur Unkenntlichkeit zerfetzten. Der Gerichtsmediziner vermutet, dass der Kopf des wehrlosen Opfers mehrmals gedreht wurde. Aufgrund der Einschusskanäle nimmt er an, dass das Opfer offensichtlich als Schießscheibe benutzt wurde.
Weitere Leichenfunde
Es dauert über ein Jahr, bis man im Belanglo Forest weitere Opfer findet. Am 5.10.1993 entdeckt man die Gebeine von Deborah Everist, 19 Jahre alt, und von James Gibson, ihrem 19-jährigen Freund. Die beiden Australier wurden seit dem 30.12.1989 vermisst. Beide kamen durch Messerstiche ums Leben.
Am 1.11.1993 findet man die Leiche einer deutschen Urlauberin. Simone Schmidl, 21 Jahre alt, war seit dem 20.1.1991 als vermisst gemeldet. Auch sie wurde durch Messerstiche getötet. Nur drei Tage später, am 4.11.1993, gibt der Belanglo Forest zwei weitere Leichname frei. Zwei weitere Opfer aus Deutschland: Anja Habschied, 20 Jahre alt und Gabor Neugebauer, 21 Jahre alt. Beide wurden seit dem 26.12.1991 vermisst Der Gerichtsmediziner gibt als Todesursache bekannt: Anja Habschied wurde enthauptet.
Gabor Neugebauer wurde durch sechs Schüsse in den Kopf getötet.
Die Toten machen unwiderruflich klar: Hier in diesem Naturpark befand sich die Spielwiese eines perversen Serienkillers. Im Umkreis von nur wenigen Kilometern errichtete er seine
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