Der Rucksackmörder
erwartet.
»Vielleicht sollen wir morgen noch mal mit ihm rausfahren.
Es könnte ja sein, dass er heute viel zu aufgeregt war, um den Weg wiederzufinden«, der Rat eines der Beamten. Oder will sich der Mann aus England nur wichtig machen? Vielleicht will er nur die hohe Belohnung kassieren? Eine Überlegung, die sie bei vielen Aussagen und Hinweisen berücksichtigen mussten. Ein Streifenbeamter studiert währenddessen die Karte der Straßenführungen in der Gegend um den Belanglo Forest und fragt den Fahrer, der Paul Onions gerade begleitet hatte, aufgeregt: »Sag mal, wann war das, als Onions das letzte Mal hier gewesen sein soll?«
Der Beamte blättert in den Unterlagen und stellt fest:
»Januar 1990.«
Eilig sucht er der Streifenbeamte eine alte Landkarte, entfaltet sie und ruft die Kollegen zu sich.
»Das ist schon richtig, wie Onions den Weg beschrieben hat. Auf dieser alten Karte könnt ihr es sehen. Da führte die Straße noch durch diesen kleinen Ort. Erst 1992 wurde die Umgehungsstraße gebaut. Da könnt ihr heute natürlich keine Ampel mehr finden auf der neuen Strecke.«
Erleichtert nehmen die Beamten die Aufklärung zur Kenntnis. Alles war wieder offen.
Paul, in der Zwischenzeit in einem Nebenzimmer untergebracht, war ins Grübeln geraten. Es wollte ihm nicht in den Kopf gehen, dass er sich so getäuscht haben sollte. Er staunt nicht schlecht, als man ihn erneut bittet, im Polizeiwagen Platz zu nehmen, und die Strecke zum wiederholten Male abfährt »Da sehen Sie, da ist der Ort, den ich beschrieben habe, und da werden Sie auch gleich die Ampel sehen«, stellt Paul nach einiger Zeit erleichtert fest Erst jetzt rücken die Beamten mit der Wahrheit heraus, warum Paul die alte Strecke nicht finden konnte.
»Glauben Sie im Ernst ich werde jemals in meinem Leben den Platz vergessen, an dem ich derartige Angst um mein Leben hatte. Was denken Sie, was in mir vorgegangen ist als ich die Kordel in seiner Tüte bemerkte.«
Als Paul Onions diese Worte ausspricht spürt man seine unglaubliche Angst und Anspannung. Kein Wunder, zum zweiten Mal in seinem Leben betritt er den Ort des Schreckens.
Er erzählt den Beamten jedes Detail jenes Tages. Er schildert wie er sich mit Bill am Boden wälzte und wie er sich befreien konnte. Paul beschreibt diesen Bill so genau, dass sich die Beamten sicher sind, Onions könne nur von Ivan Milat sprechen. »Ich liebe dieses Land, seine Schönheit und den Reiz der Natur. Diese unberührte Landschaft und diese Sonnenuntergänge, die mich so verzaubert hatten. Und doch wollte ich dieses Land nicht mehr betreten, nie mehr solch unsägliche Angst wie an diesem Platz erleben.«
Mit diesen Worten beendet er seine Schilderung der damaligen Ereignisse. Onions Aussagen waren glaubwürdig.
Die Beamten waren sich sicher, Onions sagt die Wahrheit.
Aufregung herrscht in den Räumen der Polizeidirektion, schnell hat sich herumgesprochen, was der Zeuge zu berichten wusste. Lange beraten sich die Beamten darüber, ob sie eine Gegenüberstellung mit Milat arrangieren sollen. Was wäre, wenn Paul Onions ihn nicht zweifelsfrei identifizieren würde.
Milat wäre gewarnt, und dies galt es zu verhindern. So beschließt man, Paul Fotos vorzulegen. Von Milat und anderen Herren aus der Verbrecherkartei, die Milat ähnlich sehen. 13
Bilder von schwarzhaarigen Männern mit Schnurrbart werden auf einem Tisch ausgebreitet. Onions wird gebeten, sich diese Bilder genau anzusehen und auf Bill zu zeigen. Die Beamten klären ihn auf, welche Bedeutung diese Aussage habe und welche Konsequenzen es für den von ihm identifizierten Menschen haben könne. Man musste bedenken, vier Jahre waren seit dem Zusammentreffen mit diesem Bill vergangen.
Milats Verhaftung
Die Sonderkommission wähnt sich kurz davor, den größten Serienkiller Australiens überführen zu können. Die Aussage des 27-jährigen Paul Onions reicht aus, um Ivan Milat zu verhaften, wenn auch zunächst nur wegen des auf Onions verübten Überfalls und Mordversuchs.
Termine werden vertraulich behandelt, die am Fall beteiligten Beamten verpflichten sich zu strengster Verschwiegenheit. Der kleinste unbedachte Wink oder Fehler eines Beamten hätte die jahrelangen Ermittlungen zunichte machen können.
Keinerlei Beweise für die Morde im Belanglo Forest bei Milat zu finden, war die größte Sorge der Task Force. Allzu oft war Milat durch die Maschen der Justiz entschlüpft. Er war ein listiger Fuchs geworden in all den langen Jahren im Umgang
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