Der Rucksackmörder
nicht verlassen habe. Noch einmal klärt man ihn über die für ihn ausweglose Situation auf und weist ihn auf die Folgen einer Stürmung des Hauses hin.
»Ich muss mich nur noch fertig anziehen, dann kommen wir«, sein Versprechen.
»Es ist meine letzte Warnung an Sie«, gibt der Detective zu verstehen und beendet das Gespräch. Als ich nach einigen Minuten die Türe noch immer nicht öffnet, geht Detective Steve Leach mit einem Kollegen auf das Haus zu. Die Scharfschützen sind in höchster Alarmbereitschaft. Durch die Zielfernrohre können sie jeden Zentimeter der Türe sehen. Eine falsche Reaktion Milats und die Detectives würden zur Seite springen, um der Munition der Heckenschützen freie Bahn zu liefern. So war es vereinbart. Man klopft an die Eingangstür, worauf sich die Türe langsam öffnet und Milat und seine Freundin verschlafen im Türrahmen stehen bleiben. Erst jetzt erkennt Ivan Milat den Ernst der Situation. Verwundert stellt er fest, dass unzählige Gewehre auf ihn gerichtet sind. Blitzartig hebt er seine Hände in die Höhe, und seine Freundin folgt seinem Rat: »Mensch, mach die Hände in die Höhe.«
Steve Leach legt Ivan Milat die Handschellen an.
Widerstandslos lassen sich die beiden festnehmen. Die Pressefotografen, die längst von der Polizeiaktion durch die Nachbarn Milats Wind bekommen hatten, sind sehr enttäuscht, dass sie Milats Gesicht nicht fotografieren können.
Denn als Milat erkennt, dass Reporter ihn fotografieren wollen, stülpt er sich sofort seine Lederjacke über den Kopf.
Die Beamten teilen Milat offiziell mit: »Sie, Ivan Milat, sind festgenommen wegen des Mordanschlags auf Paul Onions.«
Ivan schüttelt den Kopf und sagte zu den Beamten: »Ich kenne keinen Onions oder wie der Kerl heißen soll. Ich weiß von nichts. Sie müssen sich irren.«
»Wissen Sie etwas von den Morden im Belanglo Forest?«, wird Milat noch an seiner Haustür gefragt. »Nein«, ist Milats gelangweilte Antwort. »Haben Sie Waffen im Hause?« Auch diese Frage verneint Ivan vehement. Ivan Milat und seine Freundin werden im Polizeiwagen zum Verhör gebracht. Doch Ivan streitet alles ab. Zu keinem Zeitpunkt hätte er eine Waffe gehabt. Wenn er einmal schießen wollte, hätte er sich eine Waffe von einem seiner Brüder geborgt Auch der Wagen in der Garage würde ihm nicht gehören, gibt er zu Protokoll. »Der gehört einem meiner Brüder«, ist sein ganzer Kommentar.
Welchem seiner Brüder, das wollte er nicht sagen.
Spurensicherung im Hause Milats
Nun beginnt die wichtigste Arbeit der Ermittler. Die Spurensicherung beginnt, jeden Zentimeter des Hauses von Ivan Milat zu untersuchen. Allen beteiligten Polizisten ist klar, dass jedes noch so kleine Indiz, das sie übersehen, dem vielleicht größten Serienkiller der Geschichte Australiens zum Vorteil gelangen könnte. Doch hier sind Profis am Werk. Unter einer Waschmaschine versteckt, findet man eine kleine Pistole, ein 7.65 cm Kaliber, selbstladende »National«. Am gerade verlassenen Kaffeetisch entdeckt man ein Fotoalbum, darin Bilder von Ivans Schwester. Auf einem kleinen Bild trägt sie ein T-Shirt mit der Aufschrift Benetton. Dies trug bis zu ihrem Tode Caroline Clarke. Die 21-jährige Engländerin wurde am 18.4.1992 getötet und am 19.9.1992 aufgefunden. Auf dem Nachttisch im Schlafzimmer Ivans findet man ein Kuvert mit neuseeländischem, indonesischem und deutschem Geld. Einige der Opfer waren in diesen Ländern, bevor sie nach Australien kamen.
In einem anderen Raum findet man mehrere Kisten Munition und Dutzende von Patronen. Die Patronen tragen die gleiche Aufschrift wie die, die man bei der Opfersuche im Belanglo Forest gefunden hat. Eine am Boden liegende Tasche enthält die abgeschossene Patrone eines Röger-22-Gewehrs. In einem Schrank entdeckt man eine Wasserflasche und eine Landkarte vom Belanglo Forest.
Im Gästezimmer liegen mehrere Schlafsäcke und ein grünes Zelt samt Zubehör. In einem Kopfkissen findet man ein Stirnband mit getrocknetem Blut und Modeschmuck. In einem Küchenschrank liegen eine Kamera und Kochutensilien, wie sie Camper benutzen.
Im Auto wird eine englische Münze und ein Anhänger gefunden.
Einige zerlegte Gewehre und Waffenteile werden in den einzelnen Zimmern gefunden, auch Teile eines Röger-Gewehrs. In einer Wand waren weitere Teile eines Röger-Gewehrs versteckt. Als man weitersucht, findet man auch die dazugehörige Munition. Mit diesem Gewehr wurden zwei der Opfer getötet.
Sechzig Kilometer vom
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