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Der Rucksackmörder

Der Rucksackmörder

Titel: Der Rucksackmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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betreten die Flughafenhalle in Sydney. Es ist der 8. November 1994, und die Staatsanwaltschaft erwartet mit Spannung die wichtigsten Zeugen aus Europa im Mordfall Ivan Milat, dessen Vorverhandlung am nächsten Tag beginnen soll.
    Bobb Godden, der am 28.07.1994 die Zeugenvernehmung von Herbert Schmidl bei der Kriminalpolizeiinspektion Regensburg vornahm, freute sich besonders auf diesen Mann.
    Herr Schmidl sollte eine gewichtige Rolle in der Beweisführung gegen den Angeschuldigten Milat spielen.
    Denn die Beweisaufnahme stützte sich unter anderem auf die Gegenstände, die Simone bei sich trug und die man in den Häusern der Familie Milat gefunden hatte. Man hatte Herbert Schmidl in Deutschland Alben mit unzähligen Fotos vorgelegt, um Gegenstände identifizieren zu können, die sich im Besitz von Simone befanden. Erfreut erfuhren sie, dass der Vater bei fast allen Einkäufen, die Simone tätigte, anwesend war.
    Godden war bekannt dass Herbert Schmidl kein Englisch spricht. Aus diesem Grunde bat er Rita O’Malley zu dolmetschen. Die in Bremen geborene erklärte sich sofort bereit, diese Aufgabe kostenlos zu übernehmen.
    In einem zivilen Kleinbus wird Herbert Schmidl in das Hotel Pantas in Penrith gebracht. Man will den Zeugen zumindest außerhalb des Gerichtsgebäudes vor dem riesigen Presserummel verschonen. Die Vorverhandlung gegen Milat sollte in Capbelltown, 60 km von Sydney entfernt, stattfinden.

    Mindestens zwanzig Kamerateams und unzählige Reporter aus der ganzen Welt warten bereits seit Stunden auf die Ankunft der Zeugen vor dem Gerichtsgebäude. Unter Polizeischutz bringt man Herbert Schmidl in den ersten Stock des ehrwürdigen Hauses. Auch er muss wie alle Zeugen eine Sicherheitsschleuse durchlaufen, bevor er in einer Teeküche dem Staatsanwalt vorgestellt wird.
    Freundlich begrüßt der Staatsanwalt Herbert Schmidl und spricht ihm sein tiefes Mitgefühl aus. Er will Herbert Schmidl die Aufregung ein wenig nehmen – steht doch dieser Mann zum ersten Mal vor einem Gericht. Noch einmal zeigt ihm der Staatsanwalt die aufgefundenen Gegenstände seiner Tochter.
    Herbert Schmidl nickt nur stumm, als ihn der Staatsanwalt bei jedem Gegenstand fragt, ob er denn diesen zweifelsfrei wiedererkennen würde.
    Für die Staatsanwaltschaft ist diese Aussage des Zeugen Schmidl von elementarer Bedeutung. Jeder noch so kleine Beweis wird in den nächsten Tagen darüber entscheiden, ob die Hauptverhandlung gegen Ivan Milat zugelassen wird. Danach würde feststehen, ob Ivan Milat als freier Mann das Gericht verlässt oder sein restliches Leben hinter Gittern verbringen wird.

    Milat entlässt überraschend seinen Anwalt Die Hauptperson dieser Verhandlung, der Angeklagte Ivan Milat, wird in Handschellen in den Saal geführt. Er trägt einen blauen modischen Anzug. Erwirkt souverän, selbstsicher mustert er den Gerichtsvorsitzenden, die Staatsanwaltschaft und die im Saal befindlichen Zuhörer. Den Presseleuten ein höfliches Lächeln für die Kameras zuwerfend, versinkt sein Blick in die mitgebrachten Unterlagen.
    Seinen Anwalt, der in diesem Moment neben ihm Platz nimmt, würdigt er keines Blickes.
    Dann eröffnet das Gericht die Verhandlung gegen Ivan Milat, der des siebenfachen Mordes verdächtigt wird. Die Verhandlung beginnt mit einem Donnerschlag. Milat will nicht von seinem bisherigen Anwalt verteidigt werden. Nach nur wenigen Minuten entlässt er ihn und ersucht das Gericht, die Ablehnung seines Verteidigers zu genehmigen.
    Der Richter fragt Milat: »Wollen Sie Ihren Entschluss nicht noch einmal überdenken? Glauben Sie nicht, dass es für Sie zum Nachteil sein könnte, einen neuen Anwalt mit Ihren Interessen zu beauftragen. Ihr jetziger Verteidiger kennt alle Ermittlungsergebnisse, ein neuer Anwalt hätte nicht mehr die Möglichkeit, alle Unterlagen zu prüfen.«
    »Nein, es gibt nichts zu überlegen«, ist seine knappe Antwort.
    Milat steht auf und schreit seinen Anwalt an: »Hast du nicht gehört, ich will dich nicht mehr sehen. Hau ab. Verschwinde, ich will dich nie mehr sehen.«
    Darauf stellt Milats Anwalt den Antrag, die Verteidigung seines Mandanten niederlegen zu dürfen. An den Vorsitzenden gewandt, stellt er seinen Antrag: »Ich bin soeben von Herrn Milat entlassen worden und daher nicht im Stande, ihn zu verteidigen. Ivan Milat hat den Wunsch, sich selbst zu verteidigen.« Der Vorsitzende Richter fragt Milat noch einmal:

    »Ist es richtig, dass Sie sich selbst ohne Anwalt verteidigen wollen?«
    »Ja. Es

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