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Der Rucksackmörder

Der Rucksackmörder

Titel: Der Rucksackmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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gibt nichts zu überlegen«, die Antwort. Plötzlich, während der Vorsitzende die Entscheidung Milats der Protokollführerin diktiert, springt Milat von seinem Sitz auf und schreit den Vorsitzenden an, der erschrocken zusammenfährt: »Was soll ich überhaupt überlegen! Ich bin unschuldig. Ich bin sehr erstaunt über die Anklage.«

    Die Vorverhandlung dauert insgesamt fünf Tage, und der Staatsanwaltschaft gelingt es, das Gericht davon zu überzeugen, dass Ivan Milat der Serienmörder vom Belanglo Forest ist Die Beweise sind zu eindeutig und die Gutachten sprechen klar für seine Täterschaft. Ivan Milat wird abgeführt und die Zulassung einer Hauptverhandlung bestimmt.

    Herbert Schmidl blieb noch einige Tage nach dieser Vorverhandlung in Australien. Die Dolmetscherin Rita O’Malley und ihr Mann Peter kümmerten sich um ihn, als wäre er ein Familienmitglied. Sie vermittelten ihm menschlichen Beistand und Fürsorge und gaben ihm das Gefühl, nicht allein auf dieser Welt zu sein. Auch Steve Leach, der die Ermittlungen mit Bob Godden leitete und Ivan Milat verhaftete, kümmerte sich rührend um Herbert Schmidl. In seiner knapp bemessenen Freizeit ging er mit ihm zum Angeln und zeigte ihm seine Stadt Sydney. Selbst der Staatsanwalt sah in Herbert Schmidl nicht nur den Zeugen der Anklage, er versuchte außerhalb seiner Dienstzeit, ein klein wenig Freude und Abwechslung in die Tage der Trauer zu bringen.
    Herbert Schmidl flog am 20. November nach Deutschland zurück. Er hatte nicht nur eine der schwersten Stunden seines Lebens durchgemacht, er kam zurück mit der Gewissheit, viele gute Freunde gefunden zu haben.

Die Hauptverhandlung
    Hunderte Journalisten fiebern dem 26. März 1996 entgegen.
    Jede zur Verfügung stehende Fernsehkamera wird aktiviert. Es gilt nicht nur, den Auftakt eines der aufwendigsten Kriminalprozesse, die Australien je erlebt hatte, aufzuzeichnen.
    Es gilt auch, das Leid sieben junger Menschen zu dokumentieren, die durch Australien gereist waren, um dieses wunderschöne Land und seine Bevölkerung kennen zu lernen, und dabei den Tod fanden.
    Die Eltern der Ermordeten waren aus aller Welt angereist.
    Sie kannten das Gesicht des Mörders von Bildern aus den Presseberichten. Doch nun würden sie ihm gegenüberstehen, dem Mann, der ihnen das Liebste genommen hatte, ihre Kinder.
    Längst sind alle Bleistifte der schreibenden Zunft gespitzt, und die Kameraleute drehen nervös an ihren Linsen vor dem Gerichtsgebäude in Sydney. Leider ist Kameraleuten der Zutritt zum Gerichtssaal untersagt. So können sie nicht aufzeichnen, wie Ivan Milat über eine Treppe, die vom Keller in die Mitte des Gerichtssaals führt mit zwei Polizisten hereingeführt wird.
    Ein Raunen geht durch den ehrwürdigen Saal des historischen Gebäudes, als Milat erscheint. In der Mitte des Raumes steht eine Bank, auf der der Angeklagte, flankiert von den Polizisten, gleich Platz nehmen wird. Die Bank ist umzäunt von einer circa ein Meter hohen hölzernen Balustrade. Der Saal ist überfüllt, und der Gerichtsdiener hat größte Mühe, die Reporter in Zaum zu halten.
    Der Angeklagte Ivan Milat trägt einen blaugrauen Anzug mit Krawatte. Er ist gut gelaunt. Offensichtlich genießt er seinen Auftritt. Seine Haare kurz und streng nach hinten gekämmt, den Schnurrbart abrasiert, er macht den Eindruck eines erfolgreichen Geschäftsmannes. Man sieht ihm die zwei Jahre Untersuchungshaft nicht an. Es scheint ihm nicht schlecht zu gehen.
    Ein höhnisches Lächeln auf seinen Lippen lässt glauben, ein siegessicherer Angeklagter betritt den Gerichtssaal. Lässig nimmt er den ihm zugewiesenen Platz ein. Charmant lächelt er zu den Reportern hinüber. Nichts mehr zu spüren von dem verwegenen Draufgänger, hier gibt er sich seriös. Souverän wie ein Mann, der es nicht nötig hat, junge Mädchen zu vergewaltigen und zu töten.
    Die Eltern der Opfer, die alle anwesend sind, sind schockiert über den »Auftritt« dieses Mannes. Milat wendet sich seinem Anwalt zu und übergibt ihm einige Schriftstücke.

    Andrew Boe, sein Anwalt, circa dreißig Jahre alt, Halbasiat mit schulterlangem braunem Haar, wirkt wie ein Student, aber nicht wie ein Strafverteidiger in einem Sensationsprozess. Es ist Ivans dritter Strafverteidiger in dieser Strafsache, bereits zwei vor ihm, darunter eine Frau, wurden von ihm gefeuert.
    Das hohe Gericht erscheint. Nach englischer Sitte trägt der Vorsitzende Richter eine weiße schulterlange Perücke. Als Ivan Milat den Richter

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