Der Rucksackmörder
in den Saal einziehen sieht, lächelt er erneut.
Andrew Boe, Ivan Milats Strafverteidiger, auf dem Weg zum Prozess.
Noch einmal dreht er sich zu den Reportern, bedauert offensichtlich, dass keine Fotos gemacht werden dürfen. Er stellt sich in Pose, als hätte er eine Regieanweisung erhalten, dass sich ein Bild des Angeklagten mit dem Gericht im Hintergrund gut machen würde. Die Kameraleute wären begeistert gewesen.
Die zwölf Geschworenen, acht Männer und vier Frauen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten, verfolgen aufmerksam den Beginn des Prozesses. Allesamt wurden sie am Vortag vereidigt. Die Verlesung der Anklage nimmt Ivan Milat teilnahmslos zur Kenntnis. Er macht den Eindruck, die Ausführungen, die über sein weiteres Leben bestimmen würden, langweilen ihn. Die Stimmung im Saal ist sehr angespannt.
Die Beweise der Staatsanwaltschaft
Emotionslos stellen die Staatsanwälte Mark Tedeschi und Ian Lloyd ihre Zeugen und Beweise dem Gericht vor. Es waren über 200 Zeugen aus der ganzen Welt geladen. Der Vorsitzende Richter ist David Hunt.
Und das sind die Beweise, mit denen die Staatsanwälte versuchen, ihre Anklage zu untermauern: 1. Milat – er arbeitete als Straßenarbeiter in der Zeit, als die Morde geschahen – war an allen Tattagen nicht bei der Arbeit.
Für keinen dieser Tage hatte er ein Alibi, ausgenommen der fadenscheinigen Aussagen seiner Familie.
2. Seine geschiedene Frau Karen, mit der er knapp zwei Jahre verheiratet war, wusste zu berichten, dass Milat sich gerne im Belanglo Forest aufhielt und einige Male auch mit ihr. Sie bestätigte, dass er ein Waffennarr war und gerne auf Tiere schoss. Ein wichtiger Beweis, denn Ivan behauptete immer wieder, er sei nie in diesem Wald gewesen. Weiter berichtet sie, dass Ivan, nachdem sie ihn verlassen hatte und er sie nicht finden konnte, aus Rache die Garage ihrer Eltern anzündete.
3. Herbert Schmidl identifizierte den Schlafsack, das Zelt, die Wasserflasche und das vorgelegte Kochgeschirr seiner Tochter eindeutig. Er war selbst beim Kauf dieser Gegenstände dabei.
4. Der Angestellte eines Sporthauses aus Deutschland, der diese Gegenstände verkauft hatte, wurde wie der Hersteller dieser Artikel zur Vorverhandlung nach Australien eingeflogen. Der Angestellte hatte dabei bezeugt, dass diese Gegenstände nur für Simone Schmidl bestellt worden waren.
Der Hersteller dieser Artikel bestätigte zudem, dass diese Campingausrüstung nie nach Australien exportiert wurde.
5. Die Reisebegleiterin von Simone Schmidl, die fast vier Monate mit ihr durch Neuseeland und Australien gereist war und die sie als Letzte gesehen hatte, bezeugte, dass das dem Gericht vorliegende Zelt, der Schlafsack, die Wasserflasche und die Kochtöpfe eindeutig von Simone sind. Sie berichtete, dass sie fast täglich das Zelt mit Simone aufgebaut und mit den Töpfen gekocht habe. Daher würde sie die Dinge zweifelsfrei wiedererkennen. Sie bezeugte auch, dass sie sich sehr gut daran erinnere, wie Simone in ihre Wasserflasche die Buchstaben SIMI einkerbte. Man fand diese Flasche, die Buchstaben waren jedoch überspritzt.
6. Man legte ein Bild von der Freundin Milats vor, auf dem diese mit einem T- Shirt der Marke Benetton zu sehen war. Sie bestätigte, es von Ivan erhalten zu haben, da es ihm zu eng war.
Wie sich herausstellte, war es das T-Shirt eines Opfers.
7. Aufgrund der Ermittlungen stand zweifelsfrei fest, dass alle getöteten Menschen, die im Belanglo Forest gefunden wurden, von ein und demselben Täter ermordet wurden. Alle Opfer wurden unter denselben Umständen aufgefunden.
8. Der Bruder des Opfers Deborah Everist aus Australien erkannte ebenfalls zweifelsfrei den Schlafsack wieder, den seine Schwester mit auf die Reise nahm.
9. Der Ballistiker John Ramsden zeigte auf, dass die bei Milat gefundene Waffe auch zweifelsfrei die Tatwaffe sei.
10. Ein ehemaliger Mithäftling Milats aus dem Jahre 1974, Noel Manning, sagte damals bei der Polizei aus, dass Milat die ihm vorgeworfenen Morde ihm gegenüber nicht nur zugegeben hat sondern sich sogar damit rühmte.
11. Milat hatte bei seiner Verhaftung 50.000 A$ auf seinem Konto, obwohl er zu diesem Zeitpunkt keine feste Arbeit hatte.
12. Das Haus, in dem Ivan festgenommen wurde, hatte einen Wert von 190.000 A$, das ihm zur Hälfte gehörte.
13. Im Hause Milats hatte man ein Seil gefunden, das zweifelsfrei Blutreste eines Opfers aufwies.
14. Der Kronzeuge Paul Onions hatte Ivan Milat wiedererkannt
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