Der Rucksackmörder
als den Mann, der ihm nach dem Leben trachtete. Paul erkannte auch sein Hemd eindeutig wieder, das er im Wagen Ivans zurücklassen musste und das man in Ivans Haus fand.
15. Ivans Bruder Walter, bei dem das Gewehr gefunden wurde, mit dem einige der Opfer getötet wurden, sagte aus: »Das Gewehr gehört nicht mir, Ivan hat es bei mir aufbewahrt, es gehört ihm.«
16. Auch Ivans Bruder Alex, den die Staatsanwaltschaft ebenfalls gerne auf der Anklagebank gesehen hätte, sagte aus:
»Er (Ivan) ist schuldig an all den Dingen, ich habe damit nichts zu tun.«
Die Staatsanwälte lassen keinen Zweifel daran, dass Ivan Milat einen Mittäter und sei es auch nur in Einzelfällen gehabt haben könnte. Ein Staatsanwalt verweist auf den Fall Gabor Neugebauer und beschreibt diesen Mann als äußerst kräftig. Er könne sich sehr gut vorstellen, dass dieser Mann vehement versucht habe, seine Freundin zu retten. Doch man könne eine Mittäterschaft nicht beweisen. Es gäbe auch keine ausreichenden Beweise, um etwa einen der Brüder Milats ebenfalls anzuklagen. Sein vierstündiges Plädoyer endet mit der Charakterisierung des Angeklagten:
»Ich glaube, dass Milat ein sehr kranker Mensch, ein Psychokiller ist, der alle Gesetze der Menschlichkeit missachtet.« Ivan Milat wurde während seiner zweijährigen Untersuchungshaft von dem Psychiater Dr. Rod Milton auf Anweisung des Gerichts auf seine Schuldfähigkeit untersucht.
Für die Verteidigung war der niederschmetterndste Satz in der Aussage des Gutachters: »Ivan Milat ist voll schuldfähig!« Dr.
Milton sagt nun vor Gericht aus, dass sich die Fantasien des Täters weiterentwickelt hätten, vom Vergewaltiger zum Mörder. Er sei sich sicher, dass Milat genau wusste, was er tat.
Immer wieder betont er, dass Ivan Milat nicht als geisteskrank einzustufen wäre. Der Psychiater berichtet ferner, dass er schon während der Ermittlungen zur Polizei immer wieder gesagt habe: »Stürmt das Haus von Ivan Milat, ein Serienkiller wie er will Andenken an seine Taten aufbewahren.« Eine Hypothese, die sich dann ja auch als stichhaltig herausgestellt habe.
Nach der Aussage des Psychiaters wird Ivan Milat gefragt, was er denn zu all den Anschuldigungen zu sagen habe. Seine Antwort: »Gar nichts, die Beweise sind falsch, ich bin unschuldig. Die Polizei hat sie mir offensichtlich untergejubelt, um der Öffentlichkeit einen Täter vorzeigen zu können.«
Der Auftritt das Andrew Boe
Dann ist Milats Anwalt an der Reihe, seine Argumente vorzutragen. Er versucht, zumindest einen Schatten des Zweifels an der Beweislast aufkommen zu lassen. Er will das Gericht davon überzeugen, dass der Täter wohl jemand aus der Familie Milats gewesen sein könne, aber niemals Ivan selbst.
Geschickt versucht der Anwalt, dem Prozess eine andere Richtung zu geben. Er behauptet, dass einer der Brüder Ivans der Täter sei und Ivan nur für die Familie geopfert wurde. Er argumentiert, dass die Polizei sich zu sehr auf Ivan Milat konzentriert und dadurch andere Beweise und Verdachtsmomente vernachlässigt hätte. Er kritisiert weiter, dass vor Prozessbeginn bereits ein Foto von Ivan in den Medien zu sehen war und sich die Geschworenen dadurch schon bildlich auf ihn eingestellt hätten. Weiter wirft er der Staatsanwaltschaft vor, dass die vorgelegten DNA-Gutachten stümperhaft ausgewertet worden seien.
Der Verteidiger bezweifelt auch die Aussage des Kronzeugen Paul Onions. Er erwägt, ob Paul in seiner Aufregung Ivan vielleicht mit einem seiner Brüder verwechselt habe. Er erinnert das Gericht auch an die Aussage Onions, er habe zunächst gedacht, dass dieser Bill, der ihn in seinem Wagen mitgenommen hatte, der berühmte Sportler Merv Hughes sei. »Meine Damen und Herren Geschworenen, Sie alle kennen unseren berühmten Kricketchamp Merv Hughes?«
fragt Boe die Geschworenen, die alle zustimmend nicken. Er fragt weiter, die Geschworenen nicht aus den Augen lassend:
»Bitte machen Sie sich selbst ein Bild davon, ob dieser Angeklagte Ivan Milat, der ja dieser Bill gewesen sein soll, auch nur die geringste Ähnlichkeit mit Hughes hat.« Der Anwalt erkennt an den Gesichtern der Geschworenen, die fast ausnahmslos ihren Kopf schütteln, welchen Volltreffer er gelandet hat. Wieder sieht er eine große Chance, Ivans Unschuld zu beweisen, denn wenn die Aussage Onions aus den Angeln gehoben würde, dann wäre er seinem Ziel sehr nahe.
So fährt er fort: »Wenn Sie das verneinen müssen, und dessen bin ich mir sicher, kann
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