Der Ruf der Finsternis - Algarad 2
geht.«
»Ihr wollt mich nicht gleich töten?« Erstaunt hob Andorin die Augenbrauen.
»Glaubt mir, ich würde es tun, wenn ich nicht andere Befehle hätte«, fauchte der Admiral und beugte sich nach vorn. »Ihr werdet wünschen, ich hätte Euer Leben bereits heute beendet! Lord Iru, der schon seit einiger Zeit in unseren Verliesen darbt, ist schon lange an diesem Punkt angekommen.«
Die Dan-Ritter unter Andorins Leibgarde keuchten empört auf, als sie den Namen des Fürsten von Dan hörten. Iru war neben Amberon ihr wichtigster Anführer, sie verehrten und bewunderten ihn für seine Stärke, seinen Mut und seine Voraussicht.Es bedeutete eine unerträgliche Schmach für sie, ihn in den Verliesen des Todesfürsten zu wissen.
»Wir werden den Hochkönig mit unserem Blut verteidigen!«, rief der Hauptmann und hob sein Schwert.
Drynn Dur gebot seinen Kriegern Einhalt, die den Dan mit ihren Bögen ins Visier nahmen. »Euer magischer Abwehrschild mag Euch einige Zeit schützen, aber just in diesem Moment wird Euer Schiff von meinen Kriegern eingenommen. Es gibt keine Fluchtmöglichkeit mehr für Euch, erspart uns also einen unnötigen Kampf und ergebt Euch!«
Die Dan-Ritter hoben die Schwerter, aber Andorin gebot ihnen Einhalt. Auge in Auge stand er mit dem Admiral und focht einen inneren Kampf mit sich aus. Sein Blick schweifte durch den Thronsaal, der sich mittlerweile bis in den letzten Winkel mit Kriegern des Todesfürsten gefüllt hatte, die nur darauf warteten, die Dan in Stücke zu hauen. Ein Kampf war aussichtslos. Er senkte seine Waffe und gab seinen Kriegern das Zeichen, es ihm gleichzutun.
»Aber, Hoheit, wie könnt Ihr ...?«, rief der Hauptmann fassungslos. »Wollt Ihr Euch etwa kampflos ergeben? Jeder ist bereit, sein Leben für Algarads Wohlergehen zu opfern! Wir könnten die Gredows mit Leichtigkeit besiegen, unsere Fähigkeiten übertreffen die ihren bei weitem!«
»Es gibt eine Zeit zu kämpfen, und es gibt eine Zeit des Innehaltens«, sagte Andorin. »Es ist nicht immer einfach, beides voneinander zu unterscheiden.«
Drynn Dur lachte roh. »Wahrhaftig, Eure Weisheit lässt Euch wenigstens diesmal nicht im Stich!«
»Ich verstehe nicht ... Eben noch wolltet Ihr Garadin um jeden Preis verteidigen, nun sollen wir uns ergeben?«
»Wir sitzen in der Falle. Wir sind zu wenige, um uns gegenso viele Gredows zu wehren, selbst wenn uns außergewöhnliche Kräfte zur Verfügung stehen. Solange wir aber noch leben, ist nicht alle Hoffnung verloren.« Andorins Züge waren von Ernst und Traurigkeit erfüllt. »Legt eure Waffen beiseite, meine Getreuen. Wir dienen Algarad besser, wenn wir uns ergeben.«
Drynn Dur grinste hämisch.
Der Hauptmann hingegen war fassungslos: »Wie könnt Ihr davon überzeugt sein, dass Ihr oder einer der Dan überleben werden?«
»Habt Vertrauen! Ich weiß, ich verlange viel von euch, aber letztlich wird sich alles zum Guten wenden.« Der Hochkönig wirkte tatsächlich zuversichtlich. »Noch kann niemand den großen Plan übersehen, nach dessen Vorsehung alles geschieht.« Er zog sein Schwert und legte es auf die Stufen vor dem Thron, auf dem Drynn Dur breitbeinig saß. Fast sah es so aus, als huldige er dem Admiral, der selbstgefällig lächelte und jede Bewegung Andorins mit triumphierender Miene beobachtete.
Widerwillig taten es die Dan-Krieger ihrem Herrscher gleich und warfen ihre Waffen klirrend zu Boden. Drynn Dur deutete auf das Schwert des Hochkönigs, worauf ein Gredow herbeieilte, es von den Stufen hob und ihm demütig reichte. Die behandschuhte Faust des Admirals ergriff die Waffe und ließ sie einige Male durch die Luft wirbeln.
Die Männer des Hochkönigs wandten den Blick ab; sie konnten es nicht ertragen, die legendäre Insignie Algarads im Besitz des Admirals des Todesfürsten zu sehen. Das war ein Sakrileg!
»Eine ausgewogene Klinge«, lobte Drynn Dur. »Sie hat im Laufe der Jahrhunderte das Blut vieler Gredows vergossen,doch von nun an wird sie den doppelten Blutzoll von den Dan-Rittern fordern.« Der glühende Blick seiner roten Augen heftete sich auf den Befehlshaber der Dan-Ritter. »Ihr seid der Anführer der Garde? Kommt her!«
Ohne zu zögern und mit stolz erhobenem Haupt trat der Hauptmann auf den Admiral zu und blickte ihn furchtlos an. Drynn Dur musterte ihn mit verächtlicher Miene. Seine Hand glitt über die Schneide Anoths, als teste sie seine Schärfe.
»Du kannst mir nichts vormachen«, knurrte er. »Ich rieche den Gestank der Angst, der
Weitere Kostenlose Bücher