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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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sie kaum etwas gegessen, obwohl er Ucek einige Male ausgeschickt hatte, um nach Nahrung zu suchen. Doch der Gredow hatte selten etwas gefunden, das essbar gewesen war. Auf der Oberfläche der Steine wuchsen zwar trockene, zähe Flechten, aber da sie inmitten der giftigen Dämpfe wuchsen, würde der Verzehr höchstwahrscheinlich tödlich sein.
    Eine Zeitlang hatte Osyn sie mit seinen magischen Fähigkeiten bei Kräften gehalten und die fehlende Nahrung ersetzt, aber nun kam er an die Grenze des Machbaren. Bald würde auch seine Magie nichts mehr helfen, und dann waren sie dem Verhungern ausgeliefert.
    Die einzige Möglichkeit, sich Nahrung zu verschaffen, bestand darin, den Gredow abermals loszuschicken, diesmal auf die Jagd nach wilden Tieren, aber noch einmal durfte er nicht mit leeren Händen zurückkehren. Wie schon einige Male zuvor wog Osyn das Risiko ab, Ucek an den Rand der Schlucht zu schicken: Wenn der Gredow von Xaxis oder anderen Bestien angegriffen wurde, gab es niemanden mehr, der sich in der lebensfeindlichen Umgebung auskannte und nach Nahrung für sie suchen konnte. Andererseits verhungerten sie, wenn Ucek nicht loszog.
    Der Gredow schlug die Augen auf, als Osyn den Bannzauber abschwächte. Sie waren blutunterlaufen und fixierten den Comori voller Abscheu. Trotzdem hatte Osyn den Eindruck, als habe sich der blinde Hass, mit dem Ucek ihn sonst anstarrte, in den letzten Tagen gemildert.
    »Was willst du schon wieder von mir, Zauberer?«, knurrte der Gredow.
    Osyn trat vor ihn hin. Der Anblick seiner Pranken, die ohne weiteres einen menschlichen Schädel zerquetschen konnten, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. »Wir benötigen dringend etwas zu essen. Begib dich hinauf in die Ebene und komm nicht eher zurück, bis du etwas gefunden hast.«
    Ucek bleckte die Zähne zu einem spöttischen Grinsen. »Hast du noch immer nicht genug von den Wurzeln, die ich bisher gesammelt habe?«
    »Allzu viele waren es beileibe nicht«, gab Osyn zurück. »Deshalb werde ich dich noch einmal ausschicken, diesmal aber wirst du dich auf die Jagd nach einem Tier begeben, das dir essbar erscheint. Außerdem brauchen wir besseres Wasser als jenes, das ich hier unten gefunden habe.«
    Der Gredow schnaubte. »Frisches Wasser, wie du es kennst, wirst du in Caithas Dun vergeblich suchen.«
    »Dann bringe das, was du finden kannst, um alles andere werde ich mich kümmern!« Der Comori legte den ledernen Beutel vor ihm auf den Boden, in dem er seine Heilkräuter aufbewahrt hatte. Wie dumm von ihm, dass er den anderen Beutel mit den Wurzeln irgendwo auf Gondun verloren hatte, aus ihnen hätte er einen schmackhaften Sud herstellen können, der sie ein paar weitere Tage ernährt hätte.
    Mehrmals bewegte er seine Hand vor Uceks Gesicht hin und her, worauf dessen Augen glasig wurden. Wieder hatteOsyn den Willen des Kriegers dem seinen unterworfen, und wie jedes Mal wehrte sich der Gredow zuerst dagegen. Er röchelte, und seine Glieder zuckten, bevor sein Widerstand schließlich erstarb.
    »Spute dich und führe deinen Auftrag so aus, dass uns kein Schaden entsteht!«, befahl der Comori und sandte zum Nachdruck eine weitere Welle magischer Kraft aus.
    Mit abgehackten, ruckartigen Bewegungen erhob sich Ucek und schwankte ein wenig, als er den Lederbeutel aufhob.
    »Wasser und Nahrung!«, schärfte der Comori ihm noch einmal ein. »Und komm erst wieder, wenn du deinen Auftrag ausgeführt hast!«
    Uceks Blick schien zornige Funken zu sprühen, aber er musste sich den Befehlen Osyns fügen. Langsam kletterte er den Steilhang hinauf und war bald in den Schwaden der giftigen Dämpfe verschwunden. Nur aus den nach unten rieselnden Steinen und dem Klackern des Gerölls konnte man schließen, wie er sich weiter nach oben bewegte. Irgendwann waren auch diese Geräusche verklungen, und Osyn vernahm nur das Grollen der fernen Vulkane. Er fröstelte bei dem Gedanken, dass sein Zauber nachlassen könnte und Ucek zurückkäme, um sich an ihm zu rächen.

22
    Es war dunkel im Lager der Dan, die schlammigen Wege zwischen den Zelten waren verlassen, auf dem Erdwall patrouillierten Wachen mit Fackeln in der Hand und spähten in die Dunkelheit.
    Die meisten der Ritter und Söldner hatten sich in die Wärme der Zelte zurückgezogen, vergnügten sich beim Würfelspiel oder schliefen nach einem anstrengenden Tag – nicht aber Thut Thul Kanen. Unruhe und Sorge trieben ihn an. Seit Tagen nun schon hatte er keine Spur mehr von der Rose des Nordens gesehen,

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