Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
Vom Netzwerk:
zu spüren.«
    Tenans Herz klopfte bis zum Halse, nun hatten sie ihn doch entdeckt. Sofort entspannte er sich wieder ein wenig, denn nach allem, was er gehört hatte, hatte er nichts zu befürchten. Zudem wollte er ja mit den Unai sprechen. Während er noch nach passenden Begrüßungsworten suchte, merkte er, dass die bleichen, knochigen Gesichter der Schattenwesen bereits inseine Richtung starrten. Er schluckte. Zögernd und mit gesträubten Nackenhaaren trat er aus dem Dunkel der Nische ins Licht der Fackeln. Die Unai schwebten langsam auf ihn zu und umringten ihn im Halbkreis. Er hielt es für das Klügste, sich vor ihnen zu verneigen und seinen Respekt zu zeigen. Wie sollte er ihnen erklären, weshalb er gekommen war? Würden sie ihm Glauben schenken?
    Eoch, der ihm am nächsten stand, musterte ihn aus rot schimmernden Augen mit einer Mischung aus Erstaunen und Misstrauen. Die Stille in der Gruft knisterte und war erfüllt von erwartungsvoller Spannung.
    »Er ist es«, sagte Eoch plötzlich ehrfurchtsvoll und verbeugte sich seinerseits tief vor Tenan. »Der Linethar hat unseren Ruf vernommen. Er ist hier!«
    Die Schatten flüsterten aufgeregt untereinander und verneigten sich einer nach dem anderen. Tenan erfasste eine Welle der Erleichterung, als er das sah, dennoch konnte er sein Unbehagen nicht gänzlich verbergen. Sein Kopf ruckte in Dualars Richtung, bevor er sich schnell wieder besann – er durfte die Anwesenheit des Hauptmanns auf keinen Fall verraten.
    »Wir erwarten dein Kommen schon seit langer Zeit«, sagte Eoch feierlich. »Endlich erhörst du unseren Ruf, denn schon lange hoffen wir auf das Erscheinen des Linethar.« Die Unai schienen weit weniger erstaunt über seine Anwesenheit, als Tenan erwartet hatte, vielmehr nahmen sie sie fast wie eine Selbstverständlichkeit zur Kenntnis.
    »Die Unai können deine Aura im Gewebe der Seelen deutlich wahrnehmen«, sagte Eoch. »Sobald der Linethar in den Grauen Sphären erscheint, spüren wir ihn und wissen, dass er sich in der Nähe befindet. Für unseren Herrn, den Bash-Arak,mag das eine Gefahr darstellen, für viele von uns aber verheißt dein Name Freiheit.«
    »Ihr gehört also tatsächlich zu jenen, die sich vom Bash-Arak abgewandt haben?«, fragte Tenan zögernd.
    »Wir haben unseren Fehltritt eingesehen und den Lehren des Bash-Arak und seines Meisters, des Todesfürsten, entsagt. Doch wir können seinem Bann nicht entkommen, diese Fessel kann nur der Linethar zerschneiden.«
    Tenan wagte es nicht, vor den Unai seine Rolle als möglicher Erlöser infrage zu stellen, denn sie mochte das Unterpfand für seine eigene Unversehrtheit sein. Mehr noch: Wenn er erreichen wollte, dass sie sich der Sache der Dan anschlossen, musste er alles in die Waagschale werfen.
    »So hört denn, weshalb ich zu euch gekommen bin.« Tenan zwang sich, mit fester Stimme zu sprechen. »Ich will tatsächlich versuchen, euch zu helfen, da mich euer Leid dauert, doch zuerst brauche ich eure Hilfe.«
    »Du bist der Linethar, du wirst wissen, was zu tun ist.« Die Schatten drängten sich um ihn, unwillkürlich wich er einen Schritt zurück, obwohl sie ihm keinen Harm antaten.
    »Wie können wir dir beistehen, Dai Linethar? Befiehl, und wir werden gehorchen, soweit es in unserer Macht steht.«
    Tenan hörte ungläubig, wie sie ihn mit dem Titel des Hohepriesters der Enim ansprachen, ein Schauer rann seinen Rücken hinab. Demnach glaubten auch sie, dass er ein Nachkomme jenes sagenhaften Volkes war, das Achest Todesfürst vor vielen Jahren vernichtet hatte. Als er sich dieser Möglichkeit selbst noch einmal bewusst wurde, geschah etwas Seltsames: Eine Welle der Kraft und Stärke erfasste ihn, er wuchs in die Höhe und richtete sich auf, ein schwaches, goldenes Leuchten umstrahlte seinen Körper. Er fühlte sich verbunden mit einerMagie, die schon immer in ihm geschlummert hatte, und mit unerschütterlicher Gewissheit wusste er nun: Er war ein Dai, Nachfahre der Enim!
    Er spürte die lange unsichtbare Kette seiner Ahnen, die ihm ihren Segen zusprachen und ihn ermutigten. Tenan hörte ihre Worte nicht, aber auf geheimnisvolle Weise verstand er dennoch, was sie zu ihm sprachen. Und plötzlich wusste er auch, was er zu den Schatten zu sagen hatte. Er wählte seine Worte mit Bedacht, um ihnen die Dringlichkeit seiner Bitte klarzumachen.
    »Achest Todesfürst und der Bash-Arak haben die Welt der Sterblichen mit einem furchtbaren Krieg überzogen, bei dem ihnen jedes Mittel recht ist, solange

Weitere Kostenlose Bücher