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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Hinter einem Felsvorsprung versteckt, hatte er beobachtet, wie ein schwarzer, fürchterlich anzusehender Moloch aus einer Höhle hervorkam und Unmengen des schwarzen Feuers ausspie, von dem die Schatten gierig getrunken hatten. Amberon hatte ihn damals gerettet und zurück nach Algarad geführt.
    Vorsichtig überquerten sie die Brücke, und Tenan spähte neugierig hinunter in die schwarzen Flammen des Flusses. Träge wie Lava floss das Feuer unter ihm dahin. Es strahlte weder Hitze ab, noch verursachte es ein Geräusch.
    »Das ist der Xyss, jener Fluss, der die Grauen Sphären seit Anbeginn der Zeiten durchzieht. Sein Ursprung liegt in einer steinigen Hügelkette in der Nähe des Weltentores, in deren Untergrund Gogam hausen soll.«
    Vorsichtig pirschten sie sich abseits der Straße an die großen Torflügel heran, die weit offen standen. Von drinnen drang eine seltsame Musik zu ihnen heraus, die sich wie ein metallisches, rhythmisches Klirren anhörte, als schlage man auf große Platten aus Eisen und Kupfer.
    Sie drückten sich ein kurzes Stück an der breiten Hauptstraße entlang und schlüpften schließlich in den Eingang eines schmalen, schiefen Hauses nahe dem Stadttor, von dem aus sie die Umgebung inspizierten. Die Straßen waren unbelebt, allem Anschein nach hatte Dualar recht, und die Unai hatten sich tatsächlich zu geheimnisvollen Zeremonien in den Tempeln versammelt, um dem Monstrum Gogam ihre Ehre zu erweisen. Die Straßen und Häuser machten einen düsteren und heruntergekommenen Eindruck, wie auch der gesamte Ort den Odem des Verfalls verströmte. Die Außenwände der Gebäude waren mit einer grauen, durchgängig aufgetragenen Legierung überzogen, die wie eine Schicht aus Eisen aussah.
    »Was jetzt?«, flüsterte Tenan. »Wie sollen wir Kontakt zu den Schatten aufnehmen? Und woher sollen wir wissen, dass sie uns nicht feindlich gesinnt sind?«
    »Wir werden uns in den Tempel der Göttin Hakrann begeben und abwarten; in den dunklen Räumen des Heiligtums halten einige der Schatten, die sich von ihrem Herrn und Meister abgekehrt haben, Rat untereinander ab. Sobald sie sich vollzählig versammelt haben, tritt hervor und sprich zu ihnen. Ich selbst werde mich im Verborgenen halten, um sie nicht zu verunsichern.«
    Tenan glaubte nicht recht gehört zu haben. »Zu ihnen sprechen? Worüber denn?«
    »Das werde ich dir überlassen«, erwiderte der Hauptmann schlicht. »Hör auf das, was deine innere Stimme dir sagt.«
    »Aber ich dachte, wir sind hier, um sie zu unseren Verbündeten zu machen!«
    »Ganz richtig. Und wer könnte sie besser überzeugen als du, den sie für ihren Erlöser halten?« Mit diesen Worten winkte Dualar und gebot Tenan, ihm zu folgen.
    Den ganzen Weg über zermarterte sich Tenan das Gehirn über das, was er zu den Unai sagen sollte, doch ihm wollte nichts einfallen. Sollte er sie anflehen, sich aus dem Einfluss des Bash-Arak zu lösen und sich wieder auf die Seite des Lichts zu stellen? Das erschien ihm lächerlich.
    Dualar führte ihn durch verwinkelte Gassen und enge Häuserschluchten, die vom dumpfen Murmeln der Gebete und Rituale erfüllt waren, bis sie an einen Hügel gelangten, die einzige Anhöhe, die es in der Verlorenen Stadt gab; auf seiner Kuppe erhoben sich die großen, mächtigen Säulen einer Tempelhalle, die ganz in Schwarz gehalten und ebenfalls von dem ungewöhnlichen metallischen Überzug bedeckt war.
    »Dort hinauf, beeil dich!«, befahl Dualar. »Die Schatten dürften nicht mehr weit entfernt sein.« Der Aufstieg war mühsamer, als Tenan gedacht hatte, obwohl der Hügel nicht sonderlich hoch war. Der Weg führte in steilen Serpentinen hinauf, und Tenan war außer Atem, bis er endlich am oberen Rand vor dem Eingangsportal anlangte.
    Dualar vergewisserte sich noch einmal durch einen Blick in alle Richtungen, dass niemand sie beobachtete, dann schob er seinen Schüler eilig ins Innere des Tempels. Gleich hinter den schwarzen Säulen tat sich der Schacht einer engen Treppe auf, die nach unten in die Finsternis führte. Ohne Zögern ging Dualar voran. Da sie kein Licht bei sich trugen, stolperte Tenan mehrmals auf den glitschigen Stufen und versuchte sich mit den Händen an den Wänden abzustützen. Er spürte Moos undFlechten unter seinen Fingern, und für einen kurzen Moment blitzten Erinnerungen an seine Streifzüge durch die feuchten Gänge unter dem Bugfels auf, die er einst zusammen mit Amris unternommen hatte.
    Nach einem schier endlosen Abstieg in der Dunkelheit

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