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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Schlamm erkennen können!«
    In der Tat waren die Spuren ihrer Stiefel auf den durchweichten Wegen derart auffällig, dass Dualar schließlich entschied, die Straße zu verlassen und querfeldein zu laufen. Den ganzen folgenden Tag über hielt das schlechte Wetter an. Der Trupp quälte sich durch kniehohes nasses Gras und Gestrüpp, manchmal unterbrochen von kleinen Wäldchen oder den Ausläufern des Rhun-Walds, der sich links von ihnen in die südlichen Bereiche der Insel bis ans Meer erstreckte. Es war eine einsame, verlassene Gegend; lediglich eine dünne Erdschicht, die kaum Ertrag brachte, bedeckte den steinigen Untergrund, weswegen sich die Bauern in anderen Gebieten angesiedelt hatten, die fruchtbarer waren. Das hatte dazu geführt, dass dieser Teil Gonduns weitgehend unbewohnt war und eine bedrückende, unheimliche Atmosphäre ausstrahlte.
    Das triste Grau des Tages verdunkelte sich noch weiter, als der Abend nahte, und nach vielen Stunden quälender Wanderung zwang sie die anbrechende Nacht, ein Lager aufzuschlagen.
    Der kleine Trupp hatte sich am Höhenufer einer Schlucht unter den überhängenden Ästen ausladender Eichen niedergelassen, deren dürre Herbstblätter nur wenig Schutz vor dem Regen boten. Am Grunde der Schlucht rauschte ein schmaler Fluss mit großer Geschwindigkeit dahin.
    Sie entzündeten kein Feuer, um nicht von Gredows entdeckt zu werden, was jedoch bedeutete, die Nacht frierend und ohne warme Mahlzeit verbringen zu müssen. Da sie jederzeit von Gredows überrascht werden konnten, verbot ihnen Dualar, die matrall abzulegen, was die Situation nicht besser machte, denn die Umhänge klebten ihnen triefend nass an den Körpern.
    Mürrisch und niedergeschlagen kaute Tenan an einem Stück durchweichten Brots, ihm graute vor der Nacht. Die Feuchtigkeit war schon lange in jeden Winkel seiner Kleidung gekrochen und hüllte ihn in klamme Kälte. Lediglich ein bitter schmeckendes Getränk, Ryr genannt, das unter den Dan-Kriegern die Runde machte, ließ sie die unangenehmen Bedingungen etwas vergessen und erzeugte ein Gefühl von Wärme und Gleichgültigkeit.
    Tenans Kopf sank auf die Brust, seine Augen wurden schwer und schlossen sich. Doch anstatt allmählich ins Reich der Träume hinüberzugleiten, sah er in unregelmäßigen Abständen Lichter hinter seinen Lidern aufblitzen. Zuerst hielt er sie für die Auswirkungen des Ryr, doch als sie immer wiederkehrten, öffnete er die Augen und suchte nach ihrem Ursprung. Auch einige der Dan-Krieger hatten sich aufgesetzt und blickten in den Nachthimmel: Starke Blitze und Wetterleuchten erhellten das Firmament im Osten, dahinter türmte sich eine gewaltige Front tiefschwarzer Wolkenmassen, die sogar die nächtliche Dunkelheit in sich aufzusaugen schienen.
    »Das wird einen gewaltigen Wintersturm geben«, murmelte ein Soldat neben Tenan. »Hoffen wir nur, dass er nicht in unsere Richtung zieht.«
    Doch sein Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen.
    Es mochte nach Mitternacht sein, die Krieger wälzten sich in unruhigem Schlaf auf dem harten Erdboden hin und her, als ein gewaltiger, lang andauernder Donnerschlag das Firmament erzittern ließ. Selbst die Erde erbebte, und die Männer schreckten hoch. Einige sprangen auf und griffen zu ihren Waffen im Glauben, ein Angriff stehe bevor. Als sie merkten, dass keine Gefahr durch feindliche Krieger drohte, lachten sie beschämt und wollten sich wieder zur Ruhe legen. Plötzlich aber fegteein fauchender Wind durch die Baumkronen, die Bäume ächzten und stöhnten, allenthalben krachten Äste herunter, dann setzte ein sintflutartiger Regen ein, so heftig, als befände man sich unter einem Wasserfall.
    Binnen weniger Augenblicke sog sich ihre Kleidung mit Wasser voll, und der Tarnumhang klebte vor Tenans Mund und Nase, sodass er keine Luft mehr bekam und den matrall vom Kopf zog. Obwohl sich seine Finger fest um den nassen Stoff krallten, fing sich der Sturm darin und riss ihn Tenan aus der Hand. Er fluchte – nun würde er leichte Beute sein für die Blicke der Gredows.
    »Meidet die Bäume!«, schrie Dualar, dessen Stimme das Brausen und Rauschen kaum übertönen konnte. Die Männer gehorchten und rannten zu einem schmalen Streifen am Rande der Schlucht, der nur von Büschen bewachsen war. Mit aller Kraft mussten sie sich gegen die heftigen Windböen stemmen, um nicht in den Abgrund geschleudert zu werden.
    »Legt euch auf die Erde, damit euch die Blitze nicht erschlagen!«
    Tenan rief nach Urisk, er machte sich

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