Der Ruf der Finsternis - Algarad 2
so schnell und einfach zu einem solchen Schritt entscheiden würde. »Das ist wahrhaft eine gute Nachricht!«, rief er. »Habt Dank für Eure Unterstützung, jeder Eurer Krieger ist uns willkommen!«
»Meine Krieger werden euch am Ufer des Ydrai erwarten, ihr beide aber sollt euch Zeit nehmen, euch auszuruhen und Kraft zu sammeln, bis sie bereit sind.«
Noch einmal verbeugte sich Tenan. Urisk zupfte an seinem Hemd, um ihm anzuzeigen, die Halle geschwind zu verlassen, da hob Mandik abermals die Hand und wandte sich an den Fairin.
»Auf ein Wort, Urisk, Sohn des Ato.« Im Gegensatz zu der freundlichen Haltung, die er Tenan gegenüber an den Tag gelegt hatte, schaute Mandik seinen Gefährten streng und mahnend an. »Viele Monde befandest du dich in der Fremde auf der Suche nach deinem anan, nach deiner Bestimmung. Als du nicht zurückkehrtest, befürchteten wir bereits das Schlimmste. Dir ist bekannt, dass du trotz der Gefahr, die in Gondun lauert,erst ins Dorf zurückkehren darfst, wenn du deine Suche erfolgreich beendet hast. Nun bist du erschienen – ich darf also annehmen, dass du gefunden hast, wonach du suchtest?«
Urisk verdrehte gequält die Augen und rang die Hände, peinlich berührt von Mandiks Frage.
Tenan fragte erstaunt: »Bis jetzt hatte ich immer geglaubt, Urisk habe aus freien Stücken fernab seines Volkes im Wald gelebt, von einer Suche wusste ich nichts. Vielleicht willst du mich aufklären?«
Der Waldgeist winselte nervös und zog an seinen Fingern, dass seine Gelenke krachten, die Angelegenheit war ihm sichtlich unangenehm.
»Jeder Fairin muss eine Prüfung bestehen, bevor er als vollwertiges Mitglied in die Gemeinschaft aufgenommen wird«, erklärte Mandik an seiner Stelle. »Dazu begibt er sich an einen einsamen Ort und lauscht in der Stille auf die Stimme seines Herzens, bis ihm seine innere Bestimmung, seine Vision offenbar wird. Niemand kann sagen, wie lange dies dauern wird, doch darf er erst wieder zu seinesgleichen zurückkehren, wenn er seine Aufgabe gefunden und erledigt hat.«
Urisk senkte den Kopf und schaute unglücklich drein. »Nicht vergönnt einem bis jetzt war, die Aufgabe des Herzens zu finden«, jammerte er. »Deswegen die Fairin so lange von einem nichts gehört haben, und nun ist man ängstlich, was der weise Mandik über Urisk entscheiden wird, weil man hierher zurückgekehrt ist.«
»Du wusstest sehr wohl, dass du gegen das Gesetz verstoßen würdest, als du den Bobith-Baum betratst«, konfrontierte ihn der Dorfälteste.
»Was hätte man denn tun sollen?« Urisk winselte hilflos. »Urisk und der junge Herr waren in Gefahr! Nichts wichtigerwar einem, als ihn zu schützten und in Sicherheit zu bringen! Dafür wird er alles annehmen, selbst die Strafe für das Vergehen!«
Mandik fuhr sich mit der Hand durch den langen dünnen Bart und sah Urisk nachdenklich an. »Ich bin mir gar nicht sicher, ob du deine Aufgabe nicht doch schon längst gefunden hast«, sagte er deutlich sanfter. »Oder sollte ich besser sagen: Sie hat dich schon längst erwählt, und du weißt nur noch nichts davon?«
Urisk schaute seinen Herren verdutzt an.« Was meint der weise Mandik damit?«
»Genau dies gilt es für dich herauszufinden, mein Freund. Es scheint jedenfalls, dass du dich auf dem richtigen Weg befindest, ohne es zu wissen; denk darüber nach, und du wirst erkennen, was ich meine. Ich werde dich nicht bestrafen, denn mir ist eben klar geworden, dass es keinen Grund dafür gibt. Höre nur weiter auf das, was dir dein Herz befiehlt! Ich trage dir einzig und allein auf, deine Suche fortzusetzen. Und diesmal gilt: Komm nicht zurück, bevor du die Aufgabe deines Herzens erkannt hast.«
Die Verwirrung in Urisks Gesicht war deutlich zu sehen, doch Mandik schien nichts mehr in dieser Angelegenheit sagen zu wollen.
»Weiter auf die Suche man sich machen wird, aber verlassen den jungen Herrn will man auf keinen Fall!«, bekräftigte Urisk.
Auch Tenan wollte seinen Gefährten auf keinen Fall verlieren. »Urisk war mir auf all meinen Wegen ein treuer Begleiter, ich könnte mir keinen besseren Freund vorstellen und würde ihn nur ungern verlieren. Könnt Ihr ihn nicht zu einem späteren Zeitpunkt auf seine Suche schicken?«
Mit großem Ernst entgegnete Mandik: »Es gilt, was ich gesagt habe, die Dinge müssen getan werden, wenn es Zeit dafür ist, und die Zeit ist jetzt! Geht nun und ruht euch aus, bevor wir gegen Mittag die Boote besteigen und nach Süden aufbrechen.«
Damit beendete er
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