Der Ruf der Finsternis - Algarad 2
auf keinen langen Kampf mit ihnen ein, versuch nur, an ihnen vorbei zum Ausgang zu kommen!«
Tenan packte sein Schwert. Der Griff lag kühl und vertraut in seiner Hand und vermittelte ihm Sicherheit.
»Denk an alles, was ich dir beigebracht habe! Kämpfe nicht nur mit dem Schwert, sondern im Geist des dhorin. Vinesh-ra!«
Nervös leckte sich Tenan die Lippen und versuchte, dem Befehl des Hauptmanns zu folgen. Nun konnte er zeigen, was er in den letzten Wochen gelernt hatte.
23
Während der Eshgoth sich Tamril näherte, wirbelten die Körper von Dan-Rittern durch die Luft, selbst die eigenen Soldaten schonte er nicht. Sein heißer Atem strömte in grauen Wolken aus seinen Nüstern, als trage er ein verborgenes Feuer in sich.
»Lord Tamril! Geht hinter uns in Deckung!«, schrien die Männer seiner Skanden-Einheit und stellten sich schützend vor ihren Heerführer. »Gegen ihn könnt Ihr nichts ausrichten!«
Schon rauschte der Morgenstern hernieder, der Schlag kam mit solcher Wucht und Schnelligkeit, dass sie den cor nephal nicht mehr rechtzeitig aufbauen konnten. Ihre zerschmetterten Körper sanken in den Schlamm, und ihre Roben färbten sich rot von Blut.
Tamril schluckte seine Wut und die Trauer über den Tod seiner Männer hinunter und erneuerte, den Griff seiner Waffe fest umklammernd, die Verbindung zu seinem dhorin, dessen Kraft ihn in mächtigen, pulsierenden Wellen durchflutete. Er wusste, dass er nur dann eine Chance gegen den Unhold hatte, wenn er ihn schnell töten konnte, ohne sich auf einen langen Kampf einzulassen.
Der Eshgoth ragte hoch über ihm auf und hob den Morgenstern zum Schlag. In Bruchteil eines Augenblicks gewahrte Tamril, dass er den Hieb nicht mit dem Schwert würde abfangen können, sondern einzig der Einsatz von Magie ihn retten konnte. Die Eisenkugel sauste herab, aber kurz bevor sie auf Tamrils behelmten Kopf traf, knisterten blaue Blitze, und Funken stoben auf – die Kugel wurde mit voller Wucht zurückgeschleudert; sie hatte so viel Schwung, dass der überraschteEshgoth ihr nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. Mit einem dumpfen Schlag durchschlug sie seinen Schädel, und sein Kopf platzte wie eine reife Frucht. Wie ein gefällter Baum kippte der Riese nach hinten und krachte auf den Boden.
Tamril holte tief Luft und lehnte sich schwer atmend auf sein Schwert. Erschöpft schloss er die Augen und wischte sich das schweißnasse Haar aus dem Gesicht. Der cor nephal war stark genug gewesen! Die Dan-Ritter jubelten Tamril stürmisch zu und nahmen mit neu gewonnener Zuversicht den Kampf wieder auf.
Indessen ging ein ungläubiges Raunen durch die Reihen der Gredows, das sogleich in wütendes Brüllen umschlug. Der Anführer der Eshgoths war tot, gemordet von einem Dan – das verlangte nach Rache!
Tamril wagte einen kurzen Blick aufs Meer, dorthin, wo der Dronth-Brecher vor Anker lag. Rauchschwaden wehten übers Wasser in die Bucht von Leremonth hinein und zeigten an, dass das Ayk-Holz auf dem Schiff mittlerweile brannte. Drei Boote, voll besetzt mit Gredows, bewegten sich auf die Küste zu. Tamril lächelte grimmig. Das musste die Besatzung des Dronth sein, die vor dem Brand an Bord floh und sich in Sicherheit brachte.
Die zwei verbliebenen Eshgoths droschen derweil wild mit ihren Schwertern um sich und benutzten auch ihre Schilde als Waffen, die am Rand mit Piken und kurzen Dolchen versehen waren. Viele der Dan-Krieger, die nicht rechtzeitig den cor nephal zu ihrem Schutz errichten konnten, fielen unter ihren Hieben.
Tamril fluchte. Die Unholde waren in der Lage, das Schlachtenglück zu wenden, wenn sie nicht aufgehalten wurden! Er sammelte sich und sandte den Skanden-Führern auf telepathischemWeg den Befehl, erneut die Kampfkraft aller Einheiten auf die beiden Eshgoths zu richten, und bald schon drängte sich eine Traube von Kriegern um die Riesen. Sie stießen mit Speeren nach ihnen und versuchten, ihr einziges Auge zu treffen, aber die Eshgoths hatten die Absicht der Dan durchschaut und fuhren mit ihren Klingen durch die Waffen der Gegner, die krachend zersplitterten.
Verbissen schlug sich Tamril einen Weg zu demjenigen durch, der ihm am nächsten war. Der Eshgoth hatte sein Kommen bemerkt und fegte die anderen Dan-Krieger mit einer Bewegung seines Schildarms wie Figuren auf einem Schachbrett beiseite. Als er und Tamril aufeinandertrafen, kreuzten sich ihre Klingen funkenstiebend. Das Schwert des Dan hielt der Wucht des Schlages nicht stand und brach mit schrillem
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