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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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seinem Kopf, um ihn zu zermalmen. Doch er konnte sich nicht rühren, sämtliche Kraft hatte ihn endgültig verlassen. Während er wie gelähmt auf den unvermeidlichen Schmerz wartete, warf sich Dualar im letzten Moment von hinten gegen den Eshgoth. Das Monstrum strauchelte, stolperte über Tenan hinweg nach vorn und kippte schließlich durch das Loch in der offenen Bordwand. Seine Klauen verfehlten die Holzplanken, und schreiend stürzte es in die Tiefe. Mehrmals krachte sein Körper gegen den Schiffsrumpf, bevor er im Wasser aufschlug.
    »Ein unerfreulicher Kerl«, meinte Dualar und reichte Tenan die Hand, um ihm aufzuhelfen. »Immerhin hat er uns mit seinem Hammerschlag einen Fluchtweg eröffnet.«
    Er trat an die Öffnung und spähte hinunter in die Finsternis. »Es ist nichts von ihm zu sehen. Hoffen wir, dass er den Sturz nicht überlebt hat.«
    Er schob Tenan an den Rand der zerstörten Bordwand. Die kalte Nachtluft fuhr durch Tenans schweißnasses Haar und ließ ihn frösteln. Er holte tief Luft, breitete die Arme aus und sprang.

27
    Den Dan-Rittern unter Lord Tamrils Befehl war es gelungen, den erblindeten Eshgoth zu Fall zu bringen. Sie hatten Seile um seine Beine geschlungen, in denen sich die Füße des Kolosses verhakten, er verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Sofort drängten die Soldaten heran und stießen ihre Speere tief in seinen Schädel. Sein Brüllen im Todeskampf hallte schaurig übers Schlachtfeld, seine Arme und Beine zuckten unkontrolliert umher, dann erschlaffte der massige Körper. Wieder ging eine Welle des Jubels durch die Dan-Ritter.
    Die Gredows hingegen wichen verstört zurück, als sie Zeuge des Todes des zweiten Eshgoths wurden, und es entstand eine Lücke zwischen ihnen und den Dan-Rittern, durch die sich nun das letzte der Ungetüme näherte und auf Tamril zuhielt.
    »Ich werde mich selbst um ihn kümmern«, rief Tamril seinen Skanden-Kriegern zu. »Haltet mir derweil die Gredows vom Leib.« Ihn hatte der Übermut gepackt, und er war überzeugt davon, dass er auch diesen Angreifer schlagen konnte. Er erzeugte den cor nephal und wartete, bis der Riese in Reichweite seines zerbrochenen Schwerts gekommen war.
    Da geschah etwas Seltsames.
    In seinem Rücken rauschte und knisterte es in den Kronen der Bäume, dann zischte ein Pfeil über seinen Kopf hinweg, an dem eine Liane, lang wie ein Seil, befestigt war. Der Pfeil streifte den Eshgoth zwar nur, kaum aber hatte die Liane ihn berührt, ringelte sie sich um seinen Arm und schlang sich um seinen Oberkörper. Die Schritte des Unholdes wurden gebremst, und er zerrte an dem Strang, doch der Tentakel zog sich immer fester um seinen Körper. Gleich darauf bohrte sichein weiteres Geschoss in die Haut des Eshgoths, und es geschah das Gleiche: Eine Liane wand sich um seinen freien Arm und hielt ihn gefangen. Der Eshgoth versuchte, die Pflanzenstränge mit seinen Pranken auseinanderzureißen, jedoch wiesen sie eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit auf und zerrten ihn ruckartig in Richtung der alten Bäume am Waldrand. Mit beiden Füßen stemmte sich der Riese dagegen, es gelang ihm, eine der Lianen zu packen und die Arme nach hinten zu reißen, um die Pflanze aus der Baumkrone zu ziehen, doch sie war fest mit dem Stamm verwachsen und zog ihn stattdessen weiter nach vorn. Er strauchelte und schlug schwer auf dem Boden auf. Ein Stöhnen drang aus seinem Brustkorb, als die Atemluft durch die Wucht des Sturzes aus seinen Lungen gepresst wurde, und für einen kurzen Augenblick verließen ihn die Sinne.
    Das war Tamrils Gelegenheit, ihm den Todesstoß zu versetzen. Der Dan warf sich nach vorne und zielte mit der zerbrochenen Klinge auf das eine Auge des Eshgoths. Nur noch zwei Handbreit, dann würde sie durch die gallertartige Masse tief ins Gehirn des Unholds eindringen und ihm endgültig den Garaus machen.
    Doch dazu kam es nicht.
    Das Ungetüm erwachte aus seiner Ohnmacht und drehte sich stöhnend und halb betäubt zur Seite, die Gefahr, die ihm drohte, kaum gewahr werdend; die plötzliche Bewegung war mehr ein Reflex als eine absichtliche Handlung, dennoch hatte Tamril keine Chance auszuweichen. Der Eshgoth wälzte sich mit der vollen Last seines Körpers über ihn. Das Letzte, was er wahrnahm, war ein Berg aus grauer Haut und gewaltigen Muskeln, bevor das Gewicht des Unholds ihn zermalmte.
    Die umstehenden Dan-Ritter fielen über den am Boden liegenden Koloss her und versuchten, seinen gigantischen Körpervon Tamril wegzuziehen;

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