Der Ruf der Finsternis - Algarad 2
Gesetze, die ihr Meister erlassen hatte. Auf ihren bleichen Häuptern trugen sie seltsame längliche Hauben, die ein Zeichen ihres Ranges waren und sie noch größer erscheinen ließen, als sie ohnehin waren. Als einzige der Schatten führten sie Schwerter mit sich, deren Klingen aus Schwarzen Flammen bestanden. Denn wie dasSchwarze Feuer ihr Lebenselixier war, so konnte es ihnen auch schaden.
Der Bash-Arak stand inmitten des Kreises der Haramai vor zwei Schattenwesen, die in demutsvoller Haltung vor ihm auf dem Boden knieten.
Leargh trat hinzu und verbeugte sich tief. »Dies sind zwei der Abtrünnigen, die an den verbotenen Versammlungen teilnahmen«, eröffnete er seinem Herren. »Ich habe sie erkannt, als sie sich auf einem Hügel im Kahlen Gebirge mit anderen Unai trafen und einen Umsturz planten. Sie sind Anhänger der Prophezeiung des Linethar, die Euren Untergang vorhersagt.«
»Ich kenne die Legende vom Erscheinen des Linethar«, sagte der Bash-Arak und musterte die beiden Schatten. »Und ich weiß sehr wohl, dass diese Lehre immer mehr Anhänger unter den Unai findet. Man sagt, der Linethar habe sich sogar schon in den Grauen Sphären aufgehalten.« Der Bash-Arak machte eine kurze Pause, bevor er in schärferem Ton fortfuhr: »Allerdings sind dies Dinge, die euch nicht kümmern sollten.« Er schwebte näher an die beiden Gefangenen heran und legte seine knochigen Zeigefinger auf ihre Stirn. »Wisset, dass ich euer Herr bin«, wisperte er, »seit dem Zeitpunkt, da ihr euch mir verschrieben habt. Ohne mich könnt ihr nicht sein, ohne mich habt ihr keine Bestimmung. Wie könnt ihr es wagen, wider mich zu handeln?«
Die Gefangenen zuckten unter der Berührung zusammen, als seien sie vom Blitz getroffen worden, doch sie konnten nichts gegen die Macht ihres Meisters tun, waren sie ihm doch durch ihren tausend Jahre alten Schwur vollständig ausgeliefert.
»Offenbart mir, wer auf eurer Seite steht!«
Die beiden Schatten wanden sich und schrien schmerzerfüllt,als sein Geist wie ein Messer in den ihren eindrang und ihn unbarmherzig sezierte. Keiner ihrer geheimsten Gedanken blieb dem Bash-Arak verborgen, ihm wurden die Namen all jener Schattenwesen offenbar, die sich gegen ihn verschworen hatten. Er sah all ihre Erinnerungen an die heimlichen Treffen und erblickte die Verschwörer, prägte sich ihre Identitäten genauestens ein.
Als er die beiden Schatten aus seinem Zugriff entließ, fielen sie wie leblos vornüber und blieben mit dem Gesicht nach unten liegen.
Angewidert ließ der Bash-Arak von ihnen ab und wandte sich den Haramai zu. »Ihr habt in eurem Geist gesehen, was ich sah, habt gehört, was ich gehört habe. Geht nun und macht euch auf die Suche nach den Verrätern. Bringt sie zu mir, damit ich sie bestrafen kann. Ich werde keine Gnade walten lassen!«
Die Schattenwesen der Garde gehorchten sogleich, mit rauschenden Flügeln erhob sich die Mehrzahl von ihnen in die Lüfte und schwärmte in alle Himmelsrichtungen aus.
Schweigend verharrte der Herr der Schatten vor den beiden Abtrünnigen, die es nicht wagten, aufzusehen.
»Was euch betrifft – ihr werdet die Ersten sein, die der gerechten Strafe überantwortet werden. Wer auf den Linethar hofft, ist wider mich. Auch wenn ihr für ewig an mich gebunden seid, so brauche ich doch eine Dienerschaft, der ich vollkommen vertrauen kann und die meine Ziele bedingungslos verfolgt. Ihr aber habt euch gegen mich gewandt und – sei es auch nur im Geiste – den größten Verrat an eurem Herrn und Meister begangen, den ein Schattenwesen je begehen kann.«
Er bewegte die Rechte und ließ die beiden Schatten kraft seiner Magie so weit nach oben schweben, dass sie aufrecht vor ihm standen. Sie zitterten, aber sie flehten nicht um Gnade.Beiden war klar, dass sie ihrer Bestrafung nicht entgehen konnten, gleichwohl ahnten sie nicht, was der Bash-Arak tatsächlich mit ihnen vorhatte.
Im hinteren Bereich der Ruinen, eingefasst von zwei Säulen aus schwarzem Marmor, erhob sich ein schweres, eisernes Tor, dessen Flügel geschlossen waren. Seit vielen Jahren war es nicht mehr geöffnet worden, denn es bildete den Zugang in eine andere Ebene, die man die Schwarzen Sphären nannte. Viele solcher Weltentore führten hinüber in diese Dimension absoluter Dunkelheit, doch außer dem Bash-Arak und Achest Todesfürst wagte niemand sie aufzusuchen. Es hieß, dort hausten uralte Wesenheiten, die vor vielen tausenden von Jahren in Algarad wie Götter verehrt worden waren,
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