Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
Vom Netzwerk:
hierhergeführt hat?«
    Tenan war erstaunt, dass sich der Grund für seinen Aufenthalt in Meledin noch nicht herumgesprochen hatte. Hielten die Mitglieder des Rates, denen er in der Halle des Hochkönigs Rede und Antwort gestanden hatte, dies etwa geheim? Er hatte von Amberon keine entsprechende Weisung erhalten, und so beschloss er, dem Hauptmann von seinem Auftrag zu berichten. Als er seine Erzählung beendet hatte, herrschte für einen Augenblick Schweigen.
    Dualar lehnte in seinem Stuhl und strich mit dem Finger gedankenverloren über den Rand seines Bechers. »Der sagenhafte Meledos-Kristall ist also wieder aufgetaucht, das Siegel der Finsternis. Das Weltentor, das in die Grauen Sphären führt. Achest Todesfürst wird nicht eher ruhen, bis er den Kristall wieder in seinen Händen hält. Das ist also der Grund, weshalb das Heer der Dan mobilisiert wurde.«
    »Wusstet Ihr nicht längst, warum die Flotte morgen ausläuft?«, fragte Tenan erstaunt.
    Dualar lachte kurz auf. »Es gab Gerüchte, aber nicht mehr. Krieger wie ich haben nur Befehle zu befolgen. Aber es ist gut zu wissen, wofür wir kämpfen werden. Die Vorbereitungen der Flotte lassen vermuten, dass ein großer Feldzug bevorsteht.«
    »Wie viele Schiffe werden es sein?«
    »Ich denke, etwa zehn Kriegsschiffe und drei Frachter. Das sind weit weniger, als die Flotte der Dan besitzt, aber die meisten liegen in den Werften Ealgronths zur Reparatur, seit sie vor einigen Wochen in einem gewaltigen Sturm beschädigt wurden. Momentan versucht man, alle verfügbaren Krieger auf die wenigen verbliebenen Schiffe zu verteilen. Vermutlich hast du die Arbeiten der letzten Tage im Hafen beobachtet.«
    »Was wird aus Meledin? Werden genug Krieger zum Schutz der Festung zurückbleiben?«
    Dualar verzog das Gesicht. »Leider wohl nicht. Nur eine kleine Streitmacht, die aber hoffentlich ausreicht, um die Hauptstadt vor Angriffen zu schützen. Dein Freund Amris wurde übrigens zum Dienst in der Garnison auf Meledin abkommandiert.«
    Tenan sah erschrocken auf. »Amris wird nicht an meiner Seite in Gondun kämpfen?« Er hatte Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen, denn er sehnte sich nach einem vertrauten Gesicht aus seiner Heimat. Zusammen, so dachte er, ließen sich die Schrecken des kommenden Krieges besser verkraften.
    Dualar schien seine Niedergeschlagenheit zu spüren. »Meledin zu beschützen ist eine äußerst ehrenvolle Aufgabe«, tröstete er Tenan. »Dein Freund hat sich in der kurzen Zeit im Heer des Hochkönigs gut gemacht, aber er besitzt beileibe noch nicht die kämpferischen Fähigkeiten, um an einem Feldzug teilzunehmen.«
    Tenan vermutete, dass Amris das anders sah, aber er sagte nichts.
    Dualar erhob sich von seinem Stuhl und breitete seinen Umhang über seine Schultern. »Es ist schon spät, ich muss noch einmal die neuesten Berichte der Wachposten entgegennehmen. Lass uns unser Treffen jetzt beenden, wir werden uns bald öfter sehen. Kehre nun zu deinen Gefährten zurück und bereite dich mit ihnen auf die lange Reise vor. Die Flotte wird im Lauf des morgigen Tages gen Osten auslaufen, Lord Amberon erwartet dich und deine Freunde auf seinem Flaggschiff, der Trasé.«
    Tenan nickte, aber er hatte noch ein wichtiges Anliegen. »Bitte erlaubt mir zunächst, Amris aufzusuchen, um ihm zu berichten, was sich in Esgalin ereignet hat. Er hat ein Recht darauf, es zu erfahren, und ich sollte es tun, bevor ich Meledin verlasse und wir uns lange Zeit nicht sehen.«
    Dualar zögerte kurz, dann nickte er verständnisvoll. »Es ist eine schlimme Sache, die sich in Gondun ereignet hat. Obwohl es gegen die Vorschriften verstößt, erlaube ich dir, es Amris in seinem Dienst zu erzählen. Aber sieh zu, dass du ihm die schlechten Nachrichten schonend beibringst.«

11
    Am äußersten Rand des Hafens von Meledin, außerhalb der Stadtmauern, lag ein verlassenes Kontorhaus im Dämmerlicht des Herbsttages. Das baufällige Gemäuer wurde schon seit langer Zeit nicht mehr verwendet. Die alten, vermodernden Holzbalken des Dachstuhls überspannten ein großesGewölbe, das aus grob behauenen Steinen errichtet worden war. Durch einige undichte Stellen im Dach heulte der Herbstwind, wodurch es kalt und zugig war, doch der große, dunkelhäutige Mann, der in der Mitte der Halle stand, war Kälte gewohnt.
    In seiner Heimat, den Südinseln, sank die Temperatur nach den glühend heißen Tagen immer stark ab. Die Menschen suchten dann die Wärme ihrer Behausungen auf, oder sie krochen in

Weitere Kostenlose Bücher