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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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meinte er und klopfte sich den Staub aus seiner Robe. »Damit könntest du eine ganze Horde von Gredows fernhalten.«
    Tenan starrte ihn ungläubig an. Der Abwehrzauber hatte gewirkt, die Schwertklinge war an ihm abgeprallt!
    »Nun musst du nur noch lernen, den Schild innerhalb kürzester Zeit aufzubauen und zu halten«, meinte der Hauptmann und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Dein Schild war außerordentlich stark, was zeigt, dass du eine gute Verbindung zu deiner inneren Kraft hattest. Du weißt jetzt, wie ein cor nephal errichtet wird. Komm, lass es uns noch ein paar Mal üben!«

22
    Ein kalter Schauer jagte Osyns Rücken hinab. Die Atmosphäre in den Verliesen war bedrückend. Es war ihm, als könne er die Verzweiflung und den Schmerz der Gefangenen mit den Händen greifen. Manch einer schrie im Glauben, er sei einer der Gredow-Wächter, wüste Beschimpfungen hinter ihm her, als er mit dem Orn-Tier und Lord Iru an den Zellen vorüberlief. Einmal wagte Osyn durch die Stäbe einen Blick ins Innere der Zellen zu werfen. Der Anblick erfüllte ihn mit Grauen. Die Kerker waren überfüllt, die Gefangenen fanden kaum genug Platz, sich auf dem kalten Boden auszustrecken. Sie lagen teilweise auf Ballen fauligen Strohs schlafend übereinander. Einige von ihnen redeten wirr, andere starrten mit leerem Blick vor sich hin und wiegten ihren Körper vor und zurück.
    Bald gelangte Osyn mit dem Orn-Tier und dem ohnmächtigen Dan-Ritter in einen Teil der Verliese, der noch düsterer war als zuvor. Das Licht der Fackeln, die in großen Abständen in eisernen Wandhalterungen steckten, wurde durch die fortlaufenden Biegungen der Gänge fast gänzlich verschluckt. Pfützen brackigen Wassers bedeckten den Boden. Osyn zog am Zügel des Orns, um es in einen abzweigenden Gang zu führen, doch das Tier blieb plötzlich stehen, schnaubte und warf den Kopf hin und her.
    »Was ist los mit dir?«, flüsterte Osyn und tätschelte seine Flanke. Schon seit einiger Zeit hatte er bemerkt, dass das Orn-Tier langsamer geworden war, aber er konnte nicht glauben, dass es so plötzlich an die Grenzen seiner Kräfte stieß. Üblicherweise waren diese Tiere äußerst ausdauernd und zäh, aber nun ließ es sich durch nichts mehr vom Fleck bewegen. Schließlichgab der Comori seine Versuche entnervt auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Was war nur mit dem Tier los? Warum wollte es nicht weitergehen? Spürte es eine drohende Gefahr?
    Da hob Iru kaum merklich den Kopf und murmelte etwas Unverständliches.
    »Was habt Ihr gesagt, mein Lord?« Osyn beugte sich nahe zu seinem Mund, um ihn besser zu verstehen.
    »Das Halsband ...«, flüsterte der Fürst von Dan kaum hörbar. »Zauber ...«
    Osyn ertastete am Hals des Orns einen breiten Ring aus Eisen, der mit einem Stiftschloss versehen war. Seine Hand zuckte zurück, als er eine starke Welle der Magie wahrnahm, die in dem Eisen gebunden war. Ihm dämmerte, was es damit auf sich hatte: Der Ring zwang das Orn, sich innerhalb eines magischen Bannkreises aufzuhalten, den Achest geschaffen hatte, um ein Entkommen unmöglich zu machen. Falls sich das Tier über diese unsichtbare Grenze hinaus bewegen wollte, verließen es die Kräfte. Es konnte nicht aus den Verliesen fliehen.
    Osyn machte sich eilig an dem Halsring zu schaffen, zog den Stift heraus, der das Schloss zusammenhielt, bog das Eisen auf und warf es scheppernd auf den Boden. Kaum hatte er das getan, durchlief das Tier ein Zittern, es stieß ein befreites Röhren aus, das wohl seine Zufriedenheit über die Befreiung von dem magischen Halsband ausdrückte. Die Schwäche, die es eben noch verspürt hatte, war von ihm abgefallen. »Nur ruhig«, flüsterte Osyn. »Dein Lärm wird uns noch die Gredows auf den Hals hetzen.«
    Der alte Comori fasste neuen Mut. Da sie den Bannkreis überwunden hatten, gelangten sie jetzt möglicherweise in Bereiche, die nicht mehr gesichert waren, vielleicht entdecktensie sogar einen Ausgang aus den Tunnelgängen. Er zog am Zügel des Orn-Tiers, das ihm nun willig in den abzweigenden Gang folgte.

23
    Die vielen Übungen und das Training zusammen mit Dualar erschöpften Tenan, doch obwohl er müde war, fand er nachts nur wenig Schlaf.
    Seit sich der Meledos-Kristall nicht mehr in dem Beutel mit der Schutzrune befand und spurlos verschwunden war, hatte Tenan das Gefühl, die Schatten riefen nach ihm und verlangten seine Aufmerksamkeit. Er fühlte sich auf unerklärliche Weise mit ihnen verbunden,

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