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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Stallungen der Tiere untergebracht, und nur ein paar trübe Talgkerzen schufen eine schummrige Beleuchtung. Überall im Raum befanden sich Stockbetten, die sich bis unter die Decke türmten, dazwischen standen roh gezimmerte Tische und einige Stühle. Das Trinkgelage der letzten Nacht hatte auf den Tischplatten Bier- und Weinlachen zurückgelassen, selbst der Boden klebte.
    Thut Thul Kanen musste sich überwinden, den Raum zu betreten. Er stieg über umgestürzte Stühle und zerbrochene Krüge, bis er seine Bettstatt erreicht hatte. Vorsichtig schob er das Bündel mit dem Meledos unter die Decke und war eben imBegriff, sich niederzulassen und die Stiefel abzustreifen, als ein Schatten auf ihn fiel. Er blickte auf und sah eine massige Gestalt vor sich stehen. Der Mann hieß Cogar, und soviel Thut Thul Kanen wusste, stammte er aus Odo-Kan, den weit im Osten gelegenen Inseln. Cogar hatte, im Gegensatz zu den meisten Menschen aus dem Osten, ein aufbrausendes Gemüt, war streitsüchtig und verschlagen, immer auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Keiner außer Thut Thul Kanen wagte es, ihm zu widersprechen oder seine Wünsche abzuschlagen.
    Thut Thul Kanen erkannte sofort die Feindseligkeit in Cogars Blick und erhob sich langsam. Cogar hatte auf sein Erscheinen gewartet, dessen war sich Thut Thul Kanen sicher. Er spannte die Muskeln an.
    Cogar grinste und lehnte sich lässig gegen eine hölzerne Leiter. »Es gibt nicht viele Söldner aus den Südlanden hier auf dem Schiff«, begann er. Er hatte eine hohe Stimme, die in merkwürdigem Gegensatz zu seiner massigen Erscheinung stand. »Ich dachte immer, dein Volk will nichts mit dem Hochkönig zu tun haben. Schämst du dich denn nicht, ihm zu dienen?«
    Thut Thul Kanen kniff die Augen zusammen. »Was geht es dich an? Ich dachte, auch die halfiru hegen eine Abneigung gegen die Dan.« Er verwendete absichtlich einen abwertenden Ausdruck für Cogars Volk, der so viel wie »Katzenaugen« bedeutete und von den Bewohnern Odo-Kans als schwere Beleidigung aufgefasst wurde.
    Cogar lachte gezwungen. »Du solltest freundlicher zu mir sein – wer gegen mich ist, wird im Heer nicht lange überleben. Es gibt viele Möglichkeiten, zu Tode zu kommen, ein Unfall oder eine Krankheit – der Fraß hier an Bord kann tödlich sein, wenn man etwas Verdorbenes isst.«
    »Willst du mir drohen?« Thut Thul Kanen blickte ihn scharf an.
    »Mitnichten!« Cogar hob in gespieltem Entsetzen die Hände. »Ich will dich doch nur vor der Verderbtheit der anderen bewahren. Dafür ist es allerdings notwendig, dass du mir etwas entgegenkommst.«
    »Ich kann durchaus für mich selber sorgen.«
    »Hast du nicht bemerkt, dass die anderen über dich tuscheln und dich beobachten? Du trägst offensichtlich ein Geheimnis mit dir herum, und ich will dir helfen, es zu bewahren«, entgegnete Cogar unbeirrt.
    »Ein Geheimnis? Was meinst du damit?«
    »Es ist offensichtlich, dass du dich von den anderen fernhältst und stets dieses Bündel mit dir herumträgst. Ich frage mich, was sich wohl darin befindet. Ist es etwas Wertvolles? Wenn ja, solltest du dir einen Verbündeten suchen; mancher hier an Bord könnte auf den Gedanken kommen, es an sich zu nehmen.«
    »So wie du?«
    »Ich bin ein Mann von Ehre und würde niemals stehlen. Aber ich könnte helfen, dir Diebe vom Leib zu halten, und dir zur Seite stehen, wenn du in eine ... nun, sagen wir, schwierige Situation gerätst. Im Gegenzug könntest du mich an dem Gewinn beteiligen, falls es sich um etwas handelt, das Gewinn abwirft – ein goldener Armreif zum Beispiel, ein silberner Becher ...«
    Thut Thul Kanen war sofort klar, dass er Cogar nicht mit einer Lüge abspeisen konnte und dass er ihn nicht wieder loswerden würde, bis der Ostländer wusste, was sich in dem Bündel befand. Doch Thut Thul Kanen durfte und wollte keinem etwas von dem Meledos-Kristall erzählen, schon gar nicht,wenn man ihn dazu zwang. Es gab nur eine Möglichkeit: Er musste Cogar unauffällig aus dem Weg schaffen.
    Er tat, als würde er mit sich ringen. Dann schien er sich einen Ruck zu geben. »Niemand darf sehen, was ich mit mir herumtrage, denn es ist weit wertvoller als ein goldener Armreif. Wenn ich es mir recht überlege, ist es tatsächlich besser, wenn du mir hilfst, den Gegenstand vor den Augen anderer zu bewahren. Es wäre eine Katastrophe, wenn er gestohlen würde. Gelingt es mir aber, ihn sicher nach Gondun zu bringen, erwartet mich eine fürstliche Belohnung. Ich würde dir ... ein

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