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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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zu ergreifen.«
    »Ich danke Euch, Lord Amberon«, murmelte Dualar bescheiden und nahm wieder Platz, wobei er die Falten seiner Robe sorgsam ordnete.
    Lord Cal, der weißhaarige Dan-Ritter, war bemüht, die angespannte Lage zu entschärfen. »Dürfen wir Euch bitten,mit Euren Ausführungen fortzufahren?«, wandte er sich an Amberon, der ihm mit einem knappen Nicken dankte.
    Nach und nach kehrte wieder Ruhe in die Versammlung ein. Lord Exan starrte mit versteinerter Miene auf die blanke Tischplatte vor sich.
    »Wie ich schon sagte, werden wir Caithas Dun von zwei Seiten – vom Meer und vom Land her – angreifen. Die Oberbefehlshaber werden mithilfe von magischen Spiegeln in Verbindung bleiben und ihr Vorgehen miteinander abstimmen. Ich vertraue allen Skanden-Einheiten, dass sie ihre Aufgabe auf der Insel erfüllen werden.«
    Tenan konnte in den Gesichtern mancher Dan-Ritter erkennen, dass sie von der Strategie ebenso wenig überzeugt waren wie Lord Exan, doch keiner äußerte seinen Unmut noch einmal laut.
    Als Amberon geendet hatte, dankte er den Anwesenden und hob die Versammlung auf. Die Befehlshaber durften sich wieder zurück auf ihre Schiffe begeben. Gedämpftes Murmeln erfüllte den Raum, als sie den Saal mit raschelnden Gewändern verließen. Tenan entging nicht, wie Exan den Erzmagier mit einem feindseligen Blick bedachte, als er sich an ihm vorbeidrängte. Welcher Konflikt mochte sich in den letzten Wochen zwischen den beiden entwickelt haben und aus welchem Grund?
    Dualar gesellte sich gutgelaunt zu ihm und lenkte seine Gedanken ab. »Morgen schon wirst du deine Heimat wiedersehen, mein Schüler. Es wird zwar ein anstrengender Tag, aber ich denke, wir sollten morgens trotzdem ein paar der Übungen vertiefen, die ich dir beigebracht habe. Die Zauber des corkun und des emblith bedürfen noch einiger Wiederholung. Ich erwarte dich bei Sonnenaufgang in meiner Kajüte.«
    Amberon nickte ihnen wohlwollend zu. »Du wirst bald eine gute magische Grundlage besitzen, Tenan, mit der du dich in den kommenden Kämpfen ausreichend verteidigen kannst. Ich könnte mir für deine Ausbildung niemand Besseren vorstellen als Dualar.«
    »Habt Dank für Euer Vertrauen«, antwortete der Hauptmann. »Tenan ist ein äußerst gelehriger Schüler, der mich als Lehrmeister bald überflüssig machen wird. Er wird es noch sehr weit bringen, das spüre ich.«

35
    Schon länger war Thut Thul Kanen aufgefallen, dass die anderen Matrosen und Ruderer ihn und das Bündel, das er stets bei sich trug, argwöhnisch beobachteten. Ihre gierigen Blicke verrieten, dass sie etwas Wertvolles zwischen den schmutzigen Lumpen vermuteten und nur allzu gern gewusst hätten, was sich darin befand. Er versuchte, ihnen aus dem Weg zu gehen, was auf dem beengten Raum des Schiffes nicht leicht zu bewerkstelligen war. Zudem musste er aufpassen, sich nicht allzu abweisend und arrogant zu geben, was noch mehr Aufsehen erregt und ihm zudem Feinde geschaffen hätte.
    Nach einem langen, anstrengenden Tag, an dem er in den Frachträumen geschuftet hatte, befand sich Thut Thul Kanen auf dem Weg zum Mannschaftsraum. Er war müde und erschöpft und wünschte nichts sehnlicher, als sich in die harte, schmale Koje fallen zu lassen. Er und die anderen Söldner hatten Waffen geschärft und Rüstungen instand gesetzt, danachdie Reittiere versorgt und die Ställe gesäubert. Sie wurden stets für niedere Arbeiten wie diese eingesetzt; obwohl sie unter Thut Thul Kanens Würde waren, tat er, was ihm aufgetragen wurde und ertrug die andauernde Erniedrigung indem er sich immer wieder sein Ziel vor Augen führte.
    Er stieß die Tür zum Mannschaftsraum auf, ein Schwall abgestandener Luft schlug ihm entgegen. Der Raum war leer, die anderen Seeleute und Söldner befanden sich noch an Deck; es kam Thut Thul Kanen entgegen, der Erste zu sein, so konnte er sich schlafend stellen, bevor die anderen eintrafen, und brauchte mit niemandem zu sprechen oder neugierige Fragen zu beantworten.
    Wieder einmal ärgerte er sich über die Menschen aus dem Norden, deren Sitten so anders waren als die der Südländer. Auf einem Schiff aus Shon wäre es nicht vorgekommen, dass die Ruderer oder rangniedrigen Soldaten in düsteren Löchern wie diesem untergebracht wurden. Dort gab es Lüftungsklappen und kleine Fenster, die genügend Licht hereinließen und einen Gestank wie diesen verhindert hätten. Auf den Schiffen der Dan waren die Mannschaftsräume jedoch in den Ebenen unter den Lagerräumen und

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