Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
Vom Netzwerk:
ist nur ...«
    Dualar seufzte. »Ich kann dich verstehen. Du bist begierig, deine Heimat zu sehen. Aber du musst lernen, deine Gefühle zu kontrollieren, sonst wirst du in den Kämpfen nicht lange überleben. Auf dem Schlachtfeld gibt es immer wieder unvorhergesehene Situationen, plötzliche Finten des Gegners oder den Tod eines Kameraden – nichts von alledem darf dich aus der Ruhe bringen!«
    Tenan nickte, aber Dualar merkte, dass er nur mit halber Aufmerksamkeit zuhörte und heimlich aus der Luke spähte, um die ersten Ausläufer Gonduns zu sehen.
    Er gab auf und schüttelte den Kopf. »Nun gut, es hat keinen Sinn mehr, mit den Übungen fortzufahren. Na los, geh an Deck und sieh zu, dass du nichts verpasst!«
    »Habt Dank, Hauptmann!« Ohne die rituelle Verbeugung zu vollziehen, eilte Tenan aus der Kajüte aufs Hauptdeck, auf dem bereits geschäftiges Treiben herrschte. Die Seeleute machten das Schiff für das Anlegemanöver im Hafen von Dorlinklar, während die Dan-Ritter Katapulte und Bogenschützen in Stellung brachten, um für einen Angriff der Besatzer gewappnet zu sein.
    Tenan versuchte einen Blick auf die gewaltige Steilküste Gonduns zu erhaschen, aber ein heftiger Regen machte das unmöglich. Er zog die Kapuze seines Mantels über den Kopf und wartete. Nach scheinbar endlosen Minuten tauchten die Umrisse hoher Felsen aus dem nebligen Grau auf, etwas später dann ein Leuchtturm, der auf einem Ring aus Steinen erbaut worden war. Die Öffnungen am oberen Ende des Turms, in denen sonst die Leuchtfeuer brannten, starrten ihnen leer und schwarz entgegen, schon lange hatten sie keinem Schiff mehr den Weg in den Hafen gewiesen.
    »Das muss die Hafenmauer von Dorlin sein. Holt die Segel ein und besetzt die Ruder!«, befahl der Kapitän. »Die Schneise in den Hafen ist recht eng und die Bucht nur an einigen Stellen befahrbar. Wir müssen vorsichtig navigieren.«
    Ein lang gezogenes Hornsignal erschallte von der Trasé. Es bedeutete den anderen Schiffen, abzudrehen und ihre Truppen an den übrigen Küsten an Land gehen zulassen. Die Dan-Ritter planten, mehrere Stützpunkte auf der Insel zu errichten, um die Gredows von verschiedenen Seiten angreifen zu können. Nur ein weiteres Schiff am Ende der Reihe, eine große Frachtgaleere, sollte ebenfalls in Dorlin ankern und die Besatzung der Trasé unterstützen.
    Als der Regen etwas nachließ und sich die Sicht verbesserte, tauchten schwarze Mauern und Gebäude am Ufer auf. Die Hafenstadt Dorlin! Hier hatte Tenans Reise nach Meledin ihren Anfang genommen. Ihm stockte der Atem.
    Die rußgeschwärzten Ruinen des Hafens hoben sich gespenstisch gegen die grauen Felsklippen ab. Wo einst mächtigeWehrmauern am Ufer des Hafenbeckens gestanden hatten, gab es jetzt nur noch chaotische Steinhaufen mit Überresten einzelner Torbögen, die einsam in den Himmel ragten. Die Häuser des Vergnügungsviertels und die Lagerhallen waren größtenteils niedergebrannt, die hölzernen Stege und Anlegebohlen, die jenen Bereich gebildet hatten, den man die schwimmende Stadt genannt hatte, trieben verkohlt auf dem trüben, brackigen Wasser. Auch einige aufgedunsene und stark verweste Leichen schwammen noch im Hafenbecken. Obwohl die Schlacht schon einige Wochen zurücklag, war der Gestank, der über der Bucht lag, Ekel erregend.
    Tenan reckte den Kopf und suchte die Hafenkaschemme, in der er Chast kennengelernt hatte. Aber auch an der Stelle, wo er sie vermutete, war außer Trümmern und verkohltem Holz nichts zu erkennen. Die Truppen des Todesfürsten hatten die gesamte Stadt dem Erdboden gleichgemacht.
    »Nichts als verbrannte Erde«, murmelte Amberon entsetzt, als er neben Tenan trat. »Die Gredows kennen bei ihren Feldzügen nur ein Ziel: Tod und Vernichtung.«
    Obwohl fast alle Kais und Docks zerstört waren und überall Trümmer im Wasser trieben, gelang es dem Kapitän der Trasé, das Schiff an einem Steg festzumachen, der vom Feuer weitgehend verschont geblieben war.
    Eine fast greifbare, zähe Stille lag über der Stadt. Kein Vogel war zu hören, nicht einmal der Wind strich über die verkohlten Holzbalken der eingebrochenen Dächer.
    »Diese Ruhe ist verdächtig«, murmelte Amberon und spähte angestrengt in die Ruinen. »Wir müssen die Stadt und die Gegend erst erkunden, bevor wir unser Lager im Hafen errichten; überall könnte ein Hinterhalt der Gredows lauern.«
    Nachdem die Trasé am Kai festgemacht hatte, wurdenLeitern und Stege herabgelassen, und mehrere Dutzend Dan-Krieger

Weitere Kostenlose Bücher