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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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bauchig herabhing, waren von Flechten überwuchert, sodass es fast aussah, als sei das Schiff vom Grund des Meeres emporgestiegen. Seine drei mächtigen Rammsporne, die Dronths, blitzten in der Sonne. Die Mannschaft hatte sich unter Deck zurückgezogen, um ihre Kräfte für die bevorstehende Schlacht zu sammeln.
    Nur wenige Meilen entfernt trieb die prächtige Festung des Hochkönigs auf dem Wasser, geschützt von einem Ring aus Felsen und Inseln. Niemand in Garadin ahnte, in welcher Gefahr man sich befand.
    Drynn Dur, der Admiral der Gredows, stand mit vor der Brust verschränkten Armen auf dem Hauptdeck und beobachtete, wie sich eine Schar von Umoli um ihn versammelte. Die kleinen Wesen rannten unruhig hin und her, während die Gredows sie mit Peitschen in der Mitte des Decks zusammentrieben. Sie waren erst vor kurzem aus ihrem traumlosen Zauberschlaf geweckt worden, zu dem man sie, in hohe Phiolen eingesperrt und von einer magischen Flüssigkeit umhüllt, gezwungen hatte. Sie hatten Mühe, ihre übergroßen Köpfe aufrecht auf den unterentwickelten, dürren Körpern zu halten. Ihre dunklen, pupillenlosen Augen funkelten wie schwarzeEdelsteine. Die Umoli waren einzig und allein zu dem Zweck gezüchtet worden, die Befehle ihrer Herren auszuführen – sie waren willenlose, äußerst zielstrebige Mörderwesen, deren Seelen aus den dunkelsten Sphären stammten. Angst vor dem Tod war ihnen fremd. Ihre hohen, schrillen Stimmen, ihr aufgeregtes Quietschen und Zetern erfüllten das Deck, bis Drynn Dur gebieterisch seine Hand hob. Augenblicklich kehrte Ruhe ein.
    Der Admiral ließ seinen Blick langsam über die versammelten Krieger und Umoli gleiten, bevor er zu sprechen anhob. »Das Herz des Feindes liegt offen vor uns! Nicht mehr lange, und die Schwimmende Festung, das Symbol der Herrschaft des Hochkönigs, befindet sich in unserer Gewalt. Endlich habe ich den Befehl meines Meisters erhalten: Es wird keinen Frontalangriff geben, wir nehmen Garadin mit den Waffen der List und Tücke ein.«
    Die umstehenden Gredows murmelten ungehalten, sie hatten gehofft, endlich losschlagen zu dürfen nach der langen Zeit der Untätigkeit.
    Doch ihr Admiral beschwichtigte sie. »Ihr werdet zu eurem Recht kommen, meine Krieger, doch ihr müsst warten, bis die Umoli ihre Aufgabe vollbracht haben. Sie werden den ersten Schlag ausführen.« Die daumengroßen Wesen starrten erwartungsvoll zu Drynn Dur empor, der hoch über ihnen auf der Brücke stand. »So vernehmt denn eure Aufgabe! Schwimmt hinüber zur Festung und schleicht euch auf verborgenen Wegen ins Innere! Tötet die Wachen und sämtliche Bewohner, dann öffnet die Tore, damit unsere Truppen ungehindert einmarschieren können! Sobald sich Garadin in unserer Gewalt befindet, werden wir die geheimen Bücher der Dan an uns nehmen und auf die Acheron verladen. Die Festung selbst aberwerden wir am Schluss in Flammen aufgehen lassen und zerstören! Diese ehrenvolle Aufgabe wird euch zuteil, meine treuen Gredow-Soldaten. Sorgt dafür, dass nichts von Garadin übrigbleibt.«
    Die Krieger rissen ihre Schwerter und Schilde empor und jubelten ihrem Anführer zu.
    »Zieht nun los, grausame Umoli! Möge die Dunkelheit eure Seelen erfüllen!« Drynn Dur wies mit der behandschuhten Faust auf einen Durchlass an der Reling, den die Gredows geöffnet hatten. Die Umoli sprangen vorwärts, eine kreischende, wuselnde Masse. Es waren so viele, dass manche im Gedränge von den Nachfolgenden überrannt und zertrampelt wurden. Gredows gingen mit lautem Geschrei und Peitschenhieben dazwischen und verhinderten, dass noch mehr der kleinen Kreaturen zu Tode kamen. Die Umoli zeterten und keiften und stürzten sich schließlich ohne Zögern vom Hauptdeck der Acheron kopfüber ins Meer. Unter Wasser konnten sie sich ausgezeichnet fortbewegen, denn sie besaßen dünne Schwimmhäute an den Klauen und atmeten durch Kiemen an beiden Seiten ihres Halses, sodass sie nicht auftauchen mussten, um Luft zu holen.
    Drynn Dur blickte ihnen so lange nach, bis sie im unruhigen Wellengang verschwunden waren. Anschließend wandte er sich an seinen Adjutanten, der unwillkürlich zusammenzuckte, als sich die kalten Augen des Admirals auf ihn richteten.
    »Benachrichtige mich, wenn die ersten Umoli zurückkehren.« Er deutete auf die leblosen Körper der kleinen Wesen, die von ihren Kameraden überrannt worden waren und in grotesken Verrenkungen auf dem Deck lagen. »Doch zuerst sorge dafür, dass das Deck von diesem Unrat gereinigt

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