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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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leibhaftigen Vater zu haben. »Wie kommst du überhaupt nach Afrika?«, fragte er schließlich, nachdem die erste Wiedersehensfreude etwas abgeebbt war. »Und wie hast du mich gefunden?«
    Nun war es an Jella, ihre Geschichte zu erzählen. Ihr Vater lauschte ihr aufmerksam. Als er erfuhr, dass Lucie Greenwood sich als seine Frau ausgegeben hatte, verfinsterte sich sein Gesicht.
    »Nun wird mir einiges klar«, meinte er grimmig. »Die Geschichte war von Anfang an ein einziges Komplott. Und um ein Haar hätten die beiden auch Erfolg gehabt.«
    »Um ein Haar ist gut«, meinte Jella bitter. »Lucie lebt jetzt mit Grünwald als Frau von Sonthofen auf Owitambe . Sie hat alles, was dir gehört, sogar die Diamanten, die du versteckt hattest.«
    Johannes sah seine Tochter zärtlich an.
    »Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?«, meinte er. »Ich habe doch jetzt dich! Mach dir keine Sorgen; um diese Greenwoods kümmern wir uns später. Und was die Steine angeht: Sie haben mir bisher nur Unglück gebracht. Die Buschmänner nennen sie nicht umsonst Tränensteine.«
    »Wie bist du überhaupt an sie gekommen?«
    »Debe hat sie mir geschenkt. Wir sind alte Freunde und respektieren einander. Im Gegensatz zu vielen anderen Farmern begrüße ich es, wenn er mit seiner Gruppe durch mein Land zieht. Man kann so vieles von diesen Menschen lernen. Sie benutzen von Zeit zu Zeit meine Wasserstellen und nehmen sich auch hin und wieder eines meiner Rinder. Aber was macht das schon? Ihr Volk ist viel länger hier in Afrika als wir Deutschen. Eigentum und Landbesitz sind für sie Fremdwörter. Sie verstehen überhaupt nicht, dass wir Ansprüche daran stellen. Der Kaiser und die Kolonialverwaltung kümmern sie nicht. Aber ich schweife ab...« Johannes machte eine kleine Pause. »Eines Tages tauchte Debe wie so oft auf der Farm auf und überreichte mir wortlos die Steine. Ich hatte ihm irgendwann beiläufig erzählt, wie wertvoll sie für uns Weiße sind. Debe wusste, dass ich Probleme mit der Farm hatte und dass an allen Ecken und Enden Geld fehlte. Es war seine Art, mir zu danken.«
    »Hast du ihn nie gefragt, woher er die Steine hat?«
    Johannes schüttelte den Kopf. »Das ist tabu. Nur wenige Eingeweihte wissen, wo die Diamanten zu finden sind. Die Buschmänner
sind sehr abergläubisch. Der Umgang mit den Tränensteinen ist sehr schwierig und bringt oft Unglück.«
    Jella betrachtete ihren Vater nachdenklich. Er war der einzige ihr bekannte Mann, außer Fritz vielleicht, der die ursprünglichen Bewohner Afrikas wie Menschen behandelte. Die Überheblichkeit der anderen Kolonialisten ging ihm völlig ab. Das machte sie stolz.
    »Die Arbeiter auf der Farm vermissen dich!«, meinte sie. »Es wird höchste Zeit, dass du wieder zurückkehrst!«
    Johannes nahm Jella gerührt in den Arm. »Deine Entschlossenheit gefällt mir!«
    Jella berichtete nun, dass die schwarzen Farmarbeiter richtig eingeschüchtert waren und fürchteten, unter den neuen Besitzern ihre Lebensgrundlage zu verlieren.
    »Verdammt!«
    Johannes schlug wütend mit der Faust auf den Boden.
    »Ich lasse mir mein Lebenswerk nicht zerstören. Morgen brechen wir auf und bringen die Sache wieder in Ordnung!«
    »Aber du bist noch viel zu schwach«, widersprach Jella. »Bis Owitambe ist es ein weiter Fußmarsch. Lass uns noch ein paar Tage warten.«
    Doch Johannes war fest entschlossen.
     
    Am nächsten Morgen brachen sie in aller Frühe auf. Debe und Nakeshi begleiteten sie. Inzwischen konnten sich die beiden jungen Frauen mit Hilfe von Zeichensprache und einigen Brocken Joansi ganz gut verständigen. Obwohl sie äußerlich so verschieden waren und aus zwei so unterschiedlichen Kulturkreisen stammten, fühlte sich Jella der Buschmannfrau eng verbunden. Sie brauchte die kleine Frau mit der aprikosenfarbenen Haut nur anzusehen, um zu wissen, was sie gerade empfand. Zu ihrer eigenen Überraschung ähnelten sich ihre Empfindungen und Gedanken in vielerlei Hinsicht. Nakeshi war genauso unabhängig wie sie. Sie
war zwar verheiratet, dennoch stand sie in keiner Weise unter der Fuchtel ihres Mannes. Sie liebte ihre Freiheit und ließ sich von niemandem in ihre Entscheidungen hineinreden.
    Als sie mit ihrem Vater über ihr eigenartig enges Verhältnis zu der Buschmannfrau sprach, war er zu ihrem Erstaunen nicht einmal überrascht.
    »Dinge wie diese geschehen hier in Afrika und vielleicht auch auf der ganzen Welt. Bevor ich hierherkam, hielt ich vieles, was sich seither ereignet hat, für

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