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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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transportiert werden, wer weiß, was passieren kann, wenn du dich zu viel bewegst! Hast du wenigstens ein Schmerzmittel erhalten? Warte, du darfst nicht so weit laufen, die können den Wagen ja wohl auch hier vors Haus fahren . . .«
    Was für ein Affentheater, fand Ethan und musterte die Patientin mit kritischem Blick, während diese ihren besorgten Eltern mit schwacher Stimme tapfer versicherte, dass sie schon irgendwie durchhalten würde bis zum Krankenhaus. Auf Ethan wirkte Emily eigentlich recht unversehrt, obwohl natürlich die Möglichkeit bestand, dass sie innere Verletzungen erlitten hatte, dass etwas nicht so auf Anhieb Sichtbares verstaucht war oder dergleichen. Ein Sturz vom Pferd konnte unter Umständen tatsächlich böse ausgehen, das war allgemein bekannt. Doch irgendetwas in Emilys Duldermiene kam Ethan ein wenig zu schmerzvoll vor, um echt zu sein. Sie schien die allgemeine Aufmerksamkeit ausgiebig zu genießen und Ethan fiel auch auf, dass ihre leidende Haltung noch ein klein wenig leidender wurde, nachdem sie erst einmal die zahlreichen Zuschauer bemerkt hatte.
    Ethan rümpfte die Nase.
    Das durfte doch keiner mehr ernst nehmen!
    Kopfschüttelnd wandte er sich zu Patricia um, die immer noch stumm dastand, und öffnete bereits den Mund, um ihr seine Belustigung mitzuteilen.
    Doch als Ethan Patricias Gesicht sah, erschrak er.
    »Patricia?« Er flüsterte es fast.
    »Sie lebt.« Patricias Stimme war so leise, dass Ethan Mühe hatte zu hören, was sie sagte.
    »Ja, natürlich lebt sie«, meinte er leicht verwirrt. Er verstand nicht ganz, was Patricia damit sagen wollte. »Warum auch nicht?«
    »Sie ist nicht tot.« Diesmal sprach sie vernehmlicher und sie drehte dabei Ethan ihr Gesicht zu. Doch ihre klaren blauen Augen, die sonst vor Energie sprühten, sahen so leer aus, dass Ethan richtig Angst bekam.
    »Was ist mit dir?«, fragte er behutsam. »Geht es dir gut?«
    »Ja, mir geht es gut.« Doch es klang mechanisch und Ethan erkannte deutlich, dass sie log. Patricia ging es nicht gut, keineswegs. Sie machte im Gegenteil den Eindruck, als stehe sie unter Schock.
    Wegen Dallis?
    Sie glaubte das doch nicht etwa, was der Typ in seiner Wut gedroht hatte?
    Oder doch?
    Ethan begann sich zu fragen, ob bei ihr in Wirklichkeit nicht noch mehr dahintersteckte.
    »Patricia . . .«, setzte er etwas ratlos an, doch ein Tumult am Hoftor unterbrach ihn.
    Er drehte sich um und sah gerade noch die Rücklichter des Krankenwagens, als dieser auf die Straße abbog, gefolgt von einer großen dunkelblauen Limousine. Aha, man eskortiert Madame zur intensivmedizinischen Behandlung, dachte Ethan. Na, Hauptsache, sie sind weg und wir haben hier wieder unsere Ruhe!
    Von Ruhe konnte allerdings keine Rede sein. Ethan vernahm aufgeregte Stimmen vom Parkplatz her und im gleichen Moment, da ihm Sonny wieder einfiel, ertönten Rufe.
    »Ich hab ein fremdes Pferd gefunden!«
    »Was, echt?«
    »Na hier, schau mal! Ein ganz schön großes!«
    »Verdammt noch mal«, knurrte Ethan und setzte sich in Trab, als ein paar Kinder mit Sonny durchs Tor kamen. Er verfluchte sich selbst. Wie hatte er nur vergessen können, dass das Pferd noch draußen herumlief! Es hätte alles Mögliche passieren können, Sonny war Kinder schließlich nicht gewöhnt!
    Der Braune sah allerdings durchaus vergnügt drein, schaute mit gespitzten Ohren zwischen den ihn umringenden Kindern hin und her und ließ sich bereitwillig von ihnen führen und dabei von allen Seiten streicheln. Offensichtlich gefiel es ihm, Gesellschaft zu haben. Der Lärm schien ihn nicht weiter zu stören. Es sah sogar so aus, als ob er beim Gehen seine Hufe besonders vorsichtig setzte, wohl um nicht einem der Kinder versehentlich auf den Fuß zu treten.
    Ethan, der schon auf dem Sprung gewesen war, die Kinder aus der Reichweite von Sonnys Hufen zu reißen, blieb stehen und staunte. Schau an, ein Naturtalent als Kindermädchen, dachte er. Er musste unwillkürlich grinsen, als er sich vorstellte, was sein Vater wohl dazu sagen würde.
    »Ist das dein Pferd?«, fragte ihn ein Knirps, der Sonny stolz am Zügel führte, obwohl er ihm gerade einmal bis zum Bauch reichte. »Ja.« Ethan nahm dem Jungen die Zügel aus der Hand und klopfte Sonny beruhigend den Hals. »Danke dass du ihn hergebracht hast.«
    »Er ist da vorne zwischen den Autos rumgelaufen«, berichtete der Kleine eifrig und starrte das Pferd bewundernd an. »Er hat aber nichts angestellt, ehrlich!«
    Ethan musste grinsen. »Da bin ich aber

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