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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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irgendwie beistehen, ja. Aber wie?
    Wenn ich jetzt den Arm um sie lege, versteht sie das vielleicht vollkommen falsch, dachte Ethan. Oder sie erschrickt sich zu Tode – denn so, wie sie aussieht, ist sie momentan gar nicht mehr hier.
    Er wusste es einfach nicht. Er erkannte nur mit großer Klarheit, dass Patricia ihm sehr viel bedeutete.
    Damian stritt indes weiter.
    »Und ich sage Ihnen noch einmal, dass es mit diesem Pferd noch nie Probleme gab!«
    »Das behaupten Sie! Ich habe den Gaul schließlich gesehen, als er hier ankam, nachdem er meine Tochter schwer verletzt hatte! Er ist eindeutig gefährlich! Sie können mir viel erzählen, aber das, was heute passiert ist, sollte ja wohl als Beweis ausreichen!«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte«, versetzte Damian und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Man merkte ihm an, dass er erschöpft und genervt war, obwohl er es wohl nie zugeben würde.
    Ethan zog bei seiner letzten Bemerkung allerdings unwillkürlich die Stirn kraus. Er wusste zwar immer noch nicht, worum es genau ging. Aus der Diskussion schloss er jedoch, dass Dallis diese Emily heute Morgen offenbar in den Sand gekippt hatte. Was Ethan ihr angesichts Patricias Erzählung nicht verdenken konnte. Und Damian musste doch ebenfalls völlig klar sein, was der Grund dafür war. Er wusste schließlich, wie Emily das Pony behandelte! Wie wäre es also, wenn er den netten Herrn dort mal über die Gewohnheiten seiner kostbaren Tochter näher aufklärte, dachte Ethan und schaute Damian finster an.
    Doch Damian sagte keinen Ton darüber.
    In Ethan keimte auf einmal ein schrecklicher Verdacht auf. Konnte es sein, dass Patricia ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte? War es möglich, dass es gar nicht stimmte, dass Emily das Pony misshandelte?
    Ihm wurde übel.
    Nein, das wollte er sich lieber nicht vorstellen. Nie im Leben würde Patricia so etwas behaupten, wenn es nicht der Wahrheit entsprach, das glaubte er einfach nicht.
    »Die Stute ist die ganzen Jahre, seit sie hier auf dem Hof steht, noch kein einziges Mal negativ aufgefallen«, meinte Damian gerade. »Ganz im Gegenteil, sie ist ein äußerst zuverlässiges Tier und sehr beliebt bei den Kindern.«
    Emilys Vater musterte die Zuschauerschar mit verächtlich ungläubiger Miene und wandte sich dann wieder Damian zu.
    »Dann scheinen Sie ja offenbar den Zeitpunkt verpasst zu haben, als sich der Charakter des Tiers geändert hat«, stellte er in ätzendem Ton fest. »Dieses Pferd ist eine potenzielle Gefahr und ich verlange, dass diese Gefahr beseitigt wird.«
    Ethan verspürte auf einmal eine schreckliche Ahnung und auch Damian schien wachsam zu werden.
    »Was haben Sie vor?«, fragte er argwöhnisch.
    »Das sollten Sie sich eigentlich denken können«, erwiderte MacLean. »Das Pferd muss getötet werden und ich werde veranlassen, dass das auch geschieht.«
    Ethan schnappte nach Luft. Der Typ hatte ja wohl ein Rad ab! Hoffentlich sagte ihm Damian jetzt mal ordentlich Bescheid!
    Doch Damian schwieg.
    Die Kinder im Hintergrund tuschelten aufgeregt miteinander und Ethan bemerkte etliche besorgte Gesichter. Zu Patricia wagte er inzwischen schon gar nicht mehr hinzusehen. Was wohl in ihr vorging?
    Ethan konnte über diesen Mann nur den Kopf schütteln. Als ob dieser MacLean darüber bestimmen konnte, was mit den Pferden geschah!
    Trotzdem wollte das mulmige Gefühl in seinem Magen nicht verschwinden, umso mehr, da Damian sich ziemlich merkwürdig verhielt.
    Konnte es möglich sein, dass Damian die Drohung ernst nahm?
    Verfügte MacLean hier etwa über irgendeinen verborgenen Einfluss?
    Ethan spürte ein Frösteln.
    Damian räusperte sich nun. »Mr MacLean . . .«, begann er, doch er kam nicht weiter.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür des Haupthauses und ein Sanitäter trat heraus.
    Die MacLeans schienen im Hinterkopf Augen zu besitzen, sie bemerkten sein Erscheinen augenblicklich, wandten sich um und eilten ihrer Tochter entgegen, die, von einem zweiten Mann im grünen Overall geführt, herauswankte. Auf ihrem Gesicht lag ein leidender Ausdruck. Obwohl äußerlich keine Verletzungen erkennbar waren, ging sie langsam und leicht gebückt und stützte sich schwer auf ihren Begleiter.
    Emilys Eltern stürzten sich auf sie wie die Habichte.
    »Emily, Liebes, wie geht es dir? Hast du starke Schmerzen? Komm, ganz vorsichtig, pass auf die Stufen auf! Warum hat man dir denn keine Trage besorgt? Du solltest besser liegend

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